Geliebte Diebin
bemüht, das Messer in dem weichen Leder zu lassen. Sie war sich bewusst, dass ihre Brüste sich aus dem Hemd stahlen und ihre Brustspitzen sich vorwitzig gegen die schimmerde, weiße Seide drängten.
Er nahm einen hörbaren Schluck aus seinem Becher, doch seine Augen klebten förmlich an jeder ihrer Bewegungen. Sie stieß die Stiefel mit dem nackten Fuß beiseite und richtete sich wieder auf. Jetzt stand sie barfuß auf den Binsen, kleiner als zuvor, nackter und, sie wusste es, auch verletzlicher.
Er drehte einen Finger in der Luft und zeigte ihr so, dass sie sich umdrehen sollte. Sie malmte mi t dem Unterkiefer und gehorchte. Als sie ihn wieder ansah, schüttelte er den Kopf. »Langsamer.«
»Es gibt keinen Grund ...«
»Dreht Euch langsamer!«, befahl er. Scheinbar fügsam senkte sie den Kopf, zog eine Augenbraue hoch - kess, wie sie hoffte - und drehte sich sorgfältig einmal um die eigen e A chse. Sie spürte seine sengenden Blicke auf ihrem Körper. Damit wollte er sie also erniedrigen.
»Zufrieden, M'lord,}«, fragte sie. Ihre Augen sprühten Feuer, ihre Lippen waren leicht geöffnet und sie bemühte sich, ihm zu zeigen, dass er sie nicht einschüchtern konnte.
»Noch nicht, aber sicher bald.« Er goss sich noch einen Becher Wein ein, und sie meinte zu sehen, dass seine Hände leicht zitterten, obwohl sie sich in dem schwachen Licht auch hätte irren können. Er legte ein Bein auf den Tisch, lehnte sich zurück und nippte erneut an dem Becher. »Jetzt den Rest.«
»Den Rest?«, wiederholte sie.
»Das Hemd. Zieht es aus!«
»Ist es Euer Wunsch, mich in Verlegenheit zu bringen? Werdet Ihr Euch so als Sieger fühlen? Gibt Euch das das Gefühl, mich bestraft zu haben?«
»Für den Anfang.«
Besaß der Mann kein Schamgefühl? Kein Gefühl für Anstand? Natürlich nicht. Die Zärtlichkeit, die sie irgendwann mal in seinen Augen geglaubt hatte, gesehen zu haben, hatte sie sich nur eingebildet. Es waren wohl ihre Wunsch-Phantasien gewesen. Mehr nicht. Sie schürzte die Lippen und sah ihn giftig an, doch er zog lediglich beide Augenbrauen hoch und wartete.
Gut. Sie schob die Träger des Hemdes über ihre nackten Schultern und entledigte sich des letzten Kleidungsstücks. Sie errötete von den Zehenspitzen bis zur Stirn, warf das Haar trotzig über ihre Schultern, damit er sie vollends besichtigen konnte. Dabei zwang sie sich, die Hände herunterhängen zu lassen, wo sie doch nichts lieber getan hätte, als ihre Brüste und den Schritt damit zu bedecken.
Noch ehe er wieder wortlos mit dem Finger winkte, drehte sie sich in Zeitlupe und zeigte ihm stumm ihren Rücken, bevor sie ihn schließlich ansah.
»Ich habe Gerüchte über Euch gehört, Lord Devlynn«, begann sie, während das Licht des Feuers einen rötlichen Schein über ihre Haut warf und sie wärmte und ihre Gänsehaut verschwand. »Ich habe gehört, dass Ihr grausam seid, dass Ihr für den Tod Eurer Frau verantwortlich seid. Ich habe gehört, dass Ihr eine wirkliche Bestie seid. Ich habe alles geglaubt. Bis ich Euch begegnet bin. Dann hat sich meine Meinung von Euch geändert. In den letzten Tagen habe ich die Liebe zu Eurem Kind gesehen, Eure Überzeugung und die Fürsorge um diejenigen, über die Ihr herrscht. Und als ich Euch angefleht habe, habt Ihr das Leben meines Bruders verschont. Ich hatte begonnen zu glauben, dass Ihr nicht der gewissenlose Schurke seid, wie es Euch nachgesagt wird. Ich habe sogar zu denken begonnen ...« Ihre Stimme stockte - um ein Haar hätte sie ihm gestanden, sich in ihn verliebt zu haben.
Er musterte sie ausdruckslos über den Rand seines Bechers hinweg, seine Augen verrieten nichts von seinen Gedanken. Er wartete.
»... dass Ihr verleumdet worden seid. Dass Ihr ein freundlicherer Mann seid, ein gütigeres Herz besitzt, dass Ihr ein stärkerer Herrscher seid, als man es mir erzählt hat.«
»Und jetzt?«
»Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll. Aber ich weiß, dass kein Gentleman von einer Lady verlangen würde, sich nackt auszuziehen, nur um sie in Verlegenheit zu bringen.«
»Ich habe nicht behauptet, dass ich ein Gentleman bin.« Er stellte den Becher beiseite. »Also waren es Gerüchte, die Euch dazu gebracht haben, in mein Schloss einzubrechen?«
»Es gab eine alte Schuld zu bezahlen für den Ruin von Serennog.«
»Das war die Schuld meines Vaters, nicht die meine.«
»Und ... die Zauberin, Geneva, sie hat mir gesagt, dass es mein Schicksal sei.«
»Und aus diesem Grund seid Ihr hier
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