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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Männer rannten in Panik durch den Schlosshof, während sich die Ställe mit Rauch füllten und teuflische Flammen über die Balken und das Stroh züngelten. Das Feuer knisterte und sprühte tückisch, und dichte Rauchschwaden waberten gen Himmel. Apryll lief zum Brunnen, wo die Männer bereits Eimer mit Wasser hochzogen und Frauen mit nassen Säcken angelaufen kamen. Sie packte sich einen der Säcke und lief zurück in den Stall, kämpfte gegen die Flammen und hoffte, dass sie fliehen konnte, sobald das Feuer unter Kontrolle war.
    Für all das ist Payton verantwortlich. Er hat Männer umgebracht. Pferde geraubt. Er hat den Baron bestohlen und seinen Sohn entführt. Während sie gegen die Flammen kämpfte und den bissigen Rauch einatmete, begriff sie, dass ihr Bruder vor nichts zurückschrecken würde, um das zu bekommen, was er wollte. Selbst wenn das bedeutete, den Sohn des Barons umzubringen.

5
    »Feuer!«
    »Feuer in den Ställen!«
    »Verflucht!« Devlynn war bereits auf dem Weg aus dem Schloss. Jetzt schob er die Tür auf und stürmte in die Nacht. Draußen wehte ein kräftiger Wind, die Nacht war klar, bis auf den Geruch nach Rauch. Das Mondlicht schien auf die Mauern des Schlosses und glänzte auf dem trockenen Wintergras, wo Diener, Soldaten und Gäste mit nassen Säcken und Eimern gegen das Feuer kämpften. Pferde rannten durch den Schlosshof und die Hunde bellten wild. Männer und Frauen riefen sich hektisch irgendwas zu, Kinder weinten. Es herrschte das totale Chaos.
    Er lief den ausgetretenen Weg entlang, wo unter den Flügeln der Windmühle sich Eis auf den Pfützen gebildet hatte. Alte Balken knarrten gefährlich. Die Männer schleppten unentwegt Eimer mit Wasser vom Fluss und vom Brunnen zum Brandherd. Devlynn griff sich zwei Eimer und eilte damit zu den Ställen, wo das Feuer noch hell brannte.
    »Was ist passiert?«, fragte er einen der Soldaten, dessen Gesicht schwarz vom Rauch war.
    »Ich weiß es nicht. Der Stallmeister, Seth, wurde erstochen, als das Feuer ausbrach.«
    »Erstochen?«, knurrte Devlynn und goss das Wasser in die Flammen. Das Feuer zischte und mit Hilfe der zahlreichen anderen Wassereimer erlosch es langsam.
    »Aye, als die Pferde gestohlen wurden.«
    »Es war also kein Unfall?«
    »Nein, ehe Seth gestorben ist, hat er gesagt, dass die Männer, die Yale entführt haben, ihn erstochen haben.«
    »Männer?«, wiederholte Devlynn. »Keine Frau?«
    »Nein, davon hat er nichts gesagt.«
    »Aber sie hatten meinen Jungen bei sich und er lebte?«, hakte Devlynn nach.
    »Ich ... das weiß ich nicht.« Der Mann zuckte mit einer Schulter. »Henry hat mit Seth gesprochen.«
    Devlynn warf einen Blick auf die noch glimmende Glut. Der größte Teil der Ställe hatte gerettet werden können, wie es schien, obwohl die Balken verkohlt, die Wände geschwärzt waren und die kalte Winterluft nach nassem, verbranntem Holz roch. Einige der Wachmänner trieben die Pferde zusammen.
    Wo war Apryll von Serennog? Wenn sie nicht zusammen mit den Männern entkommen war, die seinen Jungen verschleppt hatten, war sie dann möglicherweise noch irgendwo im Schloss? Oder war sie allein entkommen? Konnte sie sich noch innerhalb der Mauern des Schlosses versteckt halten? Zwei Männer, vermutlich auch mehr, hatten seinen Sohn mitgenommen, aber was war mit der Frau geschehen?
    Er malmte mit den Zähnen, als er daran dachte, wie leicht sie ihn hatte betrügen können, wie sehr er sich von ihrer Schönheit und ihrem Verstand angezogen gefühlt hatte, wie warm und nachgiebig ihr Körper gewesen war, als sie ihn so kühn geküsst hatte. »Ein Engel«, hatte Tante Violet sie genannt. Die alte Dame hatte sich gründlich geirrt, denn Apryll von Serennog war weit davon entfernt, heilig zu sein. Wenn überhaupt, dann war sie die Geliebte von Luzifer.
    Laternen waren angezündet worden. Männer riefen Befehle. Pferde stampften nervös mit den Hufen, während Sattel auf ihre Rücken gelegt wurden.
    Zwei Soldaten trugen den Körper des toten Stallmeisters über den Schlosshof. Die junge Witwe des Mannes, Grace, die ihren dreijährigen Sohn auf dem Arm trug, folgte ihnen. Sie zitterte und weinte und versuchte sich an den Körper zu klammern, der nie wieder atmen würde. »Neiiin«, kreischte sie wieder und wieder, obwohl Vater Luke, ein kleiner, untersetzter Mann, ihr seinen Trost als Seelsorger anbot.
    In den Zwingern bellten die Hunde wie verrückt.
    Soldaten versammelten sich. Pferde tänzelten und schnaubten nervös, während

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