Geliebte Diebin
würde, so wurde sie enttäuscht.
»Oh ... mir gefällt eine Frau, die Temperament hat.« Der Soldat lachte über seinen Spaß, und sie wünschte, sie besäße noch ihren kleinen Dolch, um ihn in Schach zu halten. Doch so, wie die Dinge standen, würde sie wohl ihren Verstand gebrauchen müssen.
»Es ist kein Temperament, es ist eine Tatsache.«
Hochmütig zog sie eine Augenbraue hoch, dann tat sie das, was sie schon so oft bei Geneva gesehen hatte: Sie grub die Stiefelspitze in die Erde und zeichnete damit zwei Runen, ein Pentagramm und gleich neben dem fünfzackigen Stern das Symbol des Mannes. »Da Euch Eure Hände so lieb sind, werde ich einen anderen Teil Eures Körpers verfluchen«, säuselte sie, grub den Absatz ihres Stiefels tief in die Erde und schnitt damit den Pfeil unter dem Kreis ab, der Teil, der darauf hinwies, dass es sich um ein männliches Zeichen handelte.
»Heilige Mutter, erhöre mein Gehet Enthülle all Deine Geheimnisse, Berühre den Sünder, der nicht glaubt, Lasse sein elendes Glied schrumpfen und verrotten.«
»Was ... ?«, rief der Mann aus.
Die anderen lachten.
»Wisst Ihr denn nicht, dass die Frauen von Serennog dafür bekannt sind, dass sie jemanden verhexen können? Wisst Ihr nicht, dass ein Fluch über dem Schloss liegt? Dass alle, die in diesem Schloss leben, magische Kräfte besitzen?«
»Das ist... das ist eine Lüge. Ein Spaß.«
Sie blickte auf die Stelle zwischen seinen Schenkeln und zog dann eine Schulter hoch. »Das werdet Ihr schon bald wissen. Innerhalb von zwei Wochen. Aber wenn Ihr wollt, dass ich den Zauberspruch zurücknehme, wenn Ihr das Risiko nicht eingehen wollt, dann haltet Euch von mir fern. Und das gilt für jeden von Euch.« Sie funkelte die Männer der Reihe nach an, die dem Lord von Black Thorn ihre Treue geschworen hatten und die seine besten Krieger waren.
»Wenn Ihr eine Hexe seid«, meinte einer der Männer. »Warum seid Ihr dann nicht entkommen?«
»Ich bin bereits einmal entkommen«, rief sie ihm ins Gedächtnis. »Das kann ich auch wieder tun.«
»Na gut, dann schnippt einfach mit den Fingern und verschwindet.«
Sie schnalzte mit der Zunge, als wären sie nur Schulbuben, die zu begriffsstutzig waren. »So geht das nicht. Aber Ihr werdet schon sehen ... Ihr alle ...« Wieder warf sie einen wissenden Blick auf die Hose des Soldaten mit den Schweineaugen, unter der sich nichts abzeichnete. »Was für ein Jammer, dass dieser Mann hier niemals einen Sohn zeugen wird.«
»Das reicht«, brummte Devlynn, obwohl er in Wirklichkeit belustigt war über die Art, wie sie mit Sir Lloyd umging, denn dieser Mann war wirklich eine Last mit seinen groben Späßen und seinen ständigen Klagen. Wäre er nicht so sicher mit Pfeil und Bogen und Black Thorn treu ergeben, hätte Devlynn ihn im Schloss zurückgelassen.
Devlynn machte eine Handbewegung zu Sir Lloyd. »Ihr, Lloyd, nehmt zwei Männer mit auf die Jagd. Kommt nicht ohne einen Hirschen oder ein Wildschwein zurück.« Er wandte sich an einen großen, säuerlich aussehenden Mann mit dunklen Augen. »Bennett wird den Weg erkunden und Ihr ... Dennis, reitet zurück nach Black Thorn und erklärt dort, dass wir Lady Apryll als unsere Gefangene bei uns haben. Sagt meinem Bruder, dass es Verräter im Schloss gibt und ich nicht eher r uhe geben werde, bis jeder Einzelne von ihnen gefasst ist.«
»Und Ihr, M'lord?«, fragte Dennis und sein Blick wanderte zu Apryll. Ihre Reaktion darauf war eisige Missachtung.
»Ich werde die Gefangene befragen.« Mit diesen Worten schob er Apryll vor sich her und deutete herrisch auf das Zelt. Sie zögerte, all ihre Kühnheit, die sie noch Minuten zuvor gezeigt hatte, war verschwunden. Kurz überschwemmte ihn ein Gefühl der Genugtuung. »Hinein mit Euch.«
»Warum nicht hier draußen?«
»Wo Ihr weglaufen könnt? Wohl kaum.«
Sie wappnete sich innerlich, als sie vor ihm das Zelt betrat. Er spähte über seine Schultern, um sich zu vergewissern, dass seine Männer ihre Befehle ausführten und ihre Pferde sattelten. Gut. Er wollte ein paar Stunden mit Lady Apryll von Serennog alleine sein, mit dem Engel, von dem Tante Violet gesprochen hatte, der Frau, die Collin so verlockend fand, mit einer Frau, die von sich selbst behauptete, eine Hexe zu sein, und die Devlynns persönliches Schicksal schien.
Heute würde er alles herausfinden, was es über sie zu wissen galt. Danach würde er entscheiden, was zu tun war.
Es war ein elendes Lager, aber es würde genügen müssen,
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