Geliebte Diebin
Jahren dienten, Soldaten, denen er vertraute, einige nannte er sogar seine Freunde.
Orwell hatte sich in der Nähe der Pferde zum Schlafen gelegt, sein Gesicht war entspannt, seine gerade Nase ragte aus dem kratzigen schwarzen Bart. Freund oder Feind? Treu ergeben oder Verräter?
Lloyd, ein vierschrötiges Urviech von einem Mann, mit rötlichem Haar und einem eigenartigen Sinn für Humor, ein Mann, der ihn öfter verärgerte als erfreute, hatte sich in seinen Umhang gehüllt und schnarchte laut, sein Kopf lag auf einem Kissen aus Moos. War sein Herz wahrhaftig oder so schwarz wie die Nacht? Würde er die Ehre von Black Thorn verteidigen oder mit Freuden Devlynn den Hals aufschlitzen?
Wie konnte Devlynn nur ehrlich von falsch unterscheiden?
Die anderen Männer in seiner Gruppe hatten nichts zu bedeuten, selbst nicht der Dummkopf von einem Wachmann, der in der Nähe des Feuers eingedöst war.
Wer waren die Verräter? Wer? Zweifellos gab es mindestens einen davon, möglicherweise sogar noch mehr, in dieser kleinen Gruppe. Es gab aber auch noch andere, die sich an der Wegkreuzung von ihm getrennt hatten, und noch mehr innerhalb der Mauern von Black Thorn, diejenigen, die die Eindringlinge im Schloss willkommen geheißen hatten, die ihnen geholfen hatten, zu fliehen, die sogar so weit gegangen waren, Apryll aus dem Turm zu befreien.
Jemand führte den Feind an, jemand, der von dem Fall von Black Thorn profitieren würde, jemand, dem er vertraut hatte.
Ärgerlich betrachtete er die schlafenden Männer um das Lagerfeuer. Er konnte sich heranschleichen, konnte jeden Einzelnen von ihnen fesseln und knebeln, konnte sie bedrohen, indem er ihnen die Klinge seines Messers an den Hals hielt, doch er hatte keine Zeit. Jeder der Männer würde störrisch sein, es wäre zeitaufwändig, ihnen die Wahrheit zu entlocken.
Auf jeden Fall wäre es besser, allein zu reiten, das beste Pferd zu nehmen und den Leithund und Aprylls Spur zu folgen. Es ist eine Ironie des Schicksals, dachte er mit einem verächtlichen Schnauben, dass er, der Lord, der verantwortlich war für Hunderte von Leben, mit einer Armee von Männern, denen der Treueschwur leicht; über die Lippen gekommen war, jetzt ohne einen Menschen dastand, dem er vertrauen konnte. Anführer von Hunderten, Freund von niemandem.
Seine Gedanken waren so finster wie die Nacht, als er mit einem leisen, beinahe unhörbaren Pfiff den Leithund herbeirief. Er sattelte das beste Pferd - ein Mitleid erregender Klepper, wenn er ihn mit Phantom verglich. Er drängte den schwarzen Hengst zu einem schnellen Trab. Der Hund hielt mühelos Schritt. Er war vom Meister des Zwingers so gut ausgebildet worden, dass er so lange nicht bellen würde, bis Devlynn ihm den Befehl dazu gab.
Die Nacht war feucht und nebelig, die Hufe des Pferdes machten in den welken Blättern und dem Schlamm nur wenig Geräusch. Kalte Luft wehte ihm ins Gesicht, als er sich vorbeugte und seine Augen dem diffusen Licht des Mondes an-passte. Er sah, wie der Hund eifrig durch den Wald lief, die Nase im Wind. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er den Hauptweg gefunden hatte, wo er sich nach Norden wandte.
Nach Serennog.
Hatte Apryll die Wahrheit gesagt? Zitterte sein Kind bereits im Verlies dieses alten, zerfallenen Schlosses? Der Gedanke ließ ihm einen kalten Schauer durch den Körper rinnen. Er glaubte nichts von dem, was Apryll behauptet hatte. Er konnte ihr genauso wenig trauen wie einem seiner Männer.
Jemand arbeitete gegen ihn. Jemand, dem er vertraute. Jemand, der sich mit Apryll von Serennog zusammengetan hatte. Sein erster Gedanke galt seinem Bruder, als er sich daran erinnerte, wie Collin mit Apryll getanzt hatte, wie er von ihrer Schönheit geschwärmt und damit in Devlynn die Eifersucht geweckt hatte in der Nacht der Festlichkeiten.
Sein eigener Bruder!
Hatte Collin ihn nicht schon einmal betrogen? Und war der Grund damals nicht auch eine Frau gewesen? Glyndas Gesicht erschien vor seinem inneren Auge, ihre blitzenden braunen Augen, die weiße Haut und das glatte Haar, in dem sich der Wind fing. Devlynns Finger schlössen sich fester um die Zügel. Aye, Collin könnte leicht zum Verräter werden.
Genau wie Miranda. Seine temperamentvolle Schwester hatte seine Führung nie anerkannt. Und sie verbarg ihre eigenen Geheimnisse. Sie war die Erstgeborene, ihr Vater, der sich nur Söhne gewünscht hatte, hatte sie von klein auf ignoriert. Würde sie so kühn sein, sich ihm zu widersetzen?
Oder Rudyard, der
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