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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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zurechtzuweisen, doch hielt sie klugerweise den Mund und kletterte die Leiter zum Heuboden hinauf. Yale hatte sich bereits in eine der Decken von Mina gewickelt und sich in einer Ecke des Heubodens zusammengerollt, wo das Dach in die Wand überging. Er hatte sich eine Art Nest in dem lockeren Heu gegraben und schnarchte schon leise, so müde war er.
    Apryll warf die Decke ungeschickt auf einen Haufen Stroh in der Nähe der Leiter. Von dieser Stelle aus konnte sie über den einzelnen Balken schauen und die dunklen Umrisse der Kühe, der Ziege und jetzt auch der drei Pferde erkennen, die in dem kleinen Schuppen standen. Die Tiere scharrten und schnaubten, es roch nach ihnen, aber zumindest peitschte Apryll nicht länger Regen und Wind ins Gesicht. Trotz der blöden Bemerkungen des Bauern war sie dankbar für das Essen und die Unterkunft.
    Man hörte das Geräusch von Stiefeln auf der Leiter und Minas Kopf erschien an der Kante des Heubodens. Sie stand auf der letzten Stufe der Leiter und reichte Apryll ein feuchtes, gefaltetes Tuch. »Das ist nicht viel, aber Ihr werdet Euch danach besser fühlen«, meinte sie.
    »Danke.« Aprylls Finger berührten die Hand der Frau, als sie das Tuch entgegennahm. Ganz plötzlich schlössen sich Minas Finger um den ledernen Riemen, mit dem Aprylls Hände gefesselt waren. »Keine Frau sollte gefesselt sein«, flüsterte sie kaum hörbar. »Keine Frau.« In der Dunkelheit klang ihre Stimme rau. »Es gibt viele Gefängnisse, Mädchen, viele Arten, auf die Männer den Frauen ihre Freiheit nehmen. Es wird akzeptiert, aber ich sage Euch, es ist falsch. Immer. Es macht keinen Unterschied, ob man eine Lady ist, eine Bauersfrau oder eine Dirne.«
    Als sie die schweren Schritte ihres Mannes unten hörte, eilte sie die Leiter wieder herunter und verschwand in der Dunkelheit.
    Apryll lehnte gegen den Balken und lauschte dem Geräusch der Tiere, die unter ihr fraßen. Wo war Devlynn? Sie war überrascht, dass er sie so lange alleine ließ, denn er rechnete doch sicher damit, dass sie wieder versuchen würde zu fliehen. Aber wohin sollte sie gehen?
    Du könntest ein Pferd stehlen. Sobald der Bauer ins Haus geht und Devlynn eingeschlafen ist.
    Allerdings hatte sie das schon einmal versucht, was nur dazu geführt hatte, dass er Payton und Yale gefunden hatte.
    Devlynn hatte sie absichtlich aus dem Lager entkommen lassen. Dann war er ihr gefolgt. Das war völlig klar. Nein, sie konnte das Gleiche nicht noch einmal versuchen. Sie schloss die Augen und hörte das Geräusch des Regens, der auf das Dach trommelte, und Yales gleichmäßiges Atmen. Der Wind heulte um das Haus und eines der Pferde wieherte leise.
    Schon bald würde Devlynn die Leiter hinaufkommen. Was würden die nächsten Stunden bringen? Sie würden zusammen sein, beinahe allein, denn Yale schlief tief und fest. Was dann? Sie erinnerte sich an ihre letzte gemeinsame Nacht, an die Leidenschaft, das Gefühl seiner Hände auf ihrem Körper, an die Art, wie sie sich nach ihm gesehnt hatte, wie sie nach ihm verlangt hatte, beinahe hätte sie ihn angefleht, ihr die Jungfräulichkeit zu nehmen.
    Bei dem Gedanken daran errötete sie. Nein, das würde nicht noch einmal geschehen. Er würde ihr niemals genug vertrauen, um sie loszubinden. Und er würde sie auch nicht berühren oder küssen wollen ... Nein, wenn er noch Lust auf sie hätte, dann wäre das eine rein fleischliche Lust, die normale Lust eines Mannes für eine Frau, das Bedürfnis, zu erobern und zu zähmen, ohne jegliche Zuneigung oder Liebe.
    Bei diesem Gedanken versteinerte sie. Es war ein dummes Gefühl. Unsinn. Es gab keine Liebe zwischen ihnen, nur Misstrauen und lüsternes Verlangen, eine fleischliche Sehnsucht, über die sie nicht länger nachdenken wollte. Und sie würde auch nicht an Flucht denken. Nicht heute Nacht. Sie war zu müde, sie brauchte Ruhe. Und dann, wenn sie aufgewacht war, würde sie schon einen Weg finden, dieses verdammte Biest von Black Thorn zu überlisten, einen Weg, der auf irgendeine Art auch ihrem eigenen Schloss zugute kommen würde.
    Oh, Serennog! Mit schwerem Herzen dachte sie an ihr Zuhause und fühlte ein tiefes, verzweifeltes Verlangen. Aye, die Wandbehänge waren zerrissen und zerschlissen, und ja, es gab kaum genügend Lebensmittel, um über die Runden zu kommen. Die zerbröckelnden Wände des Schlosses fielen ihr ein, die Binsen auf den Böden waren alt und muffig, aber Serennog war ihr Zuhause, eine Zuflucht, ihr Ort auf dieser Welt. Und die

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