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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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dachte, du wärst nur faul, aber jetzt scheint es, dass du zudem ein Feigling bist.« Sie warf mit einer stolzen Bewegung das Haar über ihre Schulter zurück und verließ den Raum voller rechtschaffener Verachtung.
    Collin überlegte, dass es klug wäre, sie von einem Wachmann bespitzeln zu lassen. Miranda war offensichtlich noch viel gefährlicher, als er bisher angenommen hatte.
    Frauen!
    Sie waren die begehrtesten seiner Freizeitbeschäftigungen.
    Und sie waren der Fluch seines Lebens.
    Vater Benjamin hörte die Geräusche einer stöhnenden Frau und er fühlte, dass eine große Traurigkeit über der Welt lag. »Vater, sei mit uns«, betete er und machte das Kreuzzeichen vor seiner Brust. Er saß auf einem Maulesel, den der Junge auf einem zweiten vor ihm führte. Vater Benjamin war sicher, dass die Frau in der Nähe sein musste und dass sie große Schmerzen hatte. Er konnte den Duft des Waldes im Winter riechen, feuchte, nasse Erde, faulende Blätter, frisches Regenwasser, alles wurde vermischt durch den eisigkalten Wind, der auf den Wangen brannte und das Blut erstarren ließ. Ach, er war zu alt für all das. Der Ritt auf dem Maulesel verursachte ihm Schmerzen in den Beinen, aber wenn er nebenher lief, schmerzten seine Füße.
    Er hörte das Keckem eines Eichhörnchens, das Flattern von Flügeln und darüber das Stöhnen der Frau. Sie kamen näher.
    »Bist du sicher, dass dies der richtige Weg ist?«, fragte er den Jungen.
    »Aye, ich habe Payton und Vater Hadrian und Sir Brennan belauscht, als sie glaubten, sie wären allein, in der Nacht, bevor Lady Apryll nach Black Thorn geritten ist. Sir Payton hat darauf bestanden, dass sie sich auf dem Rückweg aufteilen würden, um die Truppen von Black Thorn zu verwirren. Wenn sie sie erst einmal abgeschüttelt hätten, wollten sie sich in dem alten Gasthaus treffen, das auf dem Weg nach Pentref liegt, östlich der neuen Brücke. Und das hier ist der Weg.«
    »Er ist alt - zugewachsen?«
    »Aye.«
    »Sind hier kürzlich Pferde geritten? Ist das Gras heruntergetreten und der Boden aufgewühlt?«
    »Aye, Vater, viele Pferde, so wie es aussieht.«
    Benjamin reckte die Schultern. Er schüttelte die feuchte Kälte ab. »Dann werden wir weiterreiten.« Die Maulesel trotteten weiter, doch nach ein paar Minuten blieben die Tiere wie angewurzelt stehen.
    »Was ist das?«, fragte der Junge, und aus seiner jungen Stimme klang Furcht, denn jetzt war das Schluchzen der Frau deutlicher, ihr Stöhnen hallte unheimlich durch den Wald wie ein schlimmes Omen.
    »Wir wollen es herausfinden.«
    »Aber ...« .
    »Es klingt, als würde jemand unsere Hilfe brauchen. Jetzt komm schon, Henry, du musst für mich sehen.«
    Benjamin hörte, wie der Junge schluckte, dann zog er an den Zügeln des Maulesels und eilte voran - bis er wenig später heiser sagte: »Bei allen Heiligen, Vater, es ist Geneva!« Er sprang von seinem Maulesel und seine Schritte entfernten sich. »Sie ist verletzt, oh, Gott.«
    Benjamin glitt von dem Maulesel und mit Hilfe seines Spazierstockes tapste er so schnell er es wagen konnte durch das hohe, feuchte Gras auf das Geräusch zu. »Ich bin hier, Kind«, sagte er und fragte sich, was wohl mit ihr geschehen war. Sie hatte das Schloss vor zwei Tagen verlassen, um nach Kräutern zu suchen, doch war sie nicht nach Serennog zurückgekehrt und er hatte sich Sorgen gemacht.
    »Ist alles in Ordnung, Geneva?«, fragte Henry, dann wandte er sich an Benjamin. »Sie liegt dort im Gras und weint. Und es sieht so aus, als würde sie mich gar nicht erkennen. Sie zittert vor Kälte und ihr Gesicht ist aufgesprungen und ... und da ist viel Blut.«
    »Wo?«, fragte Benjamin, und die Spitze seines Spazierstockes stieß gegen etwas auf dem Boden.
    »Vorsichtig, sonst werdet Ihr noch auf sie treten.«
    Leise betend kniete Benjamin auf dem Boden, seine steifen Knie berührten die kalte Erde. Er beugte sich vor und umfass te Genevas Schulter. »Geneva, ich bin es, Vater Benjamin, was ist mit dir passiert, Kind?«
    Sie stöhnte unverständlich.
    »Sag mir, was mit ihr los ist«, wandte sich Benjamin an Henry.
    »Ihr Gesicht ist schwarz und blau, sie hat Kratzer an den Armen und ... Blut, viel Blut.«
    »Wo?«, fragte Benjamin noch einmal, doch langsam begriff er.
    Eine Pause.
    »Henry?«, fragte Vater Benjamin ernst.
    »Auf ihrem Rock. Ich denke ... ich denke, es kommt aus ihrem Unterleib, Vater.«
    Gott sei mit ihr. »Und der Gasthof, ist er in der Nähe? Können wir sie hineinbringen?«
    »Ja

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