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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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entlang, der am Brunnen vorbeiführte, und verschwanden hinter einer Hausecke.
    Apryll seufzte, als Devlynn die Zügel anzog. Wie sehr beneidete sie Devlynn um seine Familie. Bruder, Schwester, Tante Vi, eine Nichte und ein Kind, während alles, was sie hatte, Payton war, ein Halbbruder, der Devlynn und seinen Geschwistern durch Blutsbande ebenso nahe stand wie ihr.
    Neben den erfreuten Blicken für ihren Lord gab es allerdings noch andere - böse, verstohlene Blicke, zusammengebissene Zähne, geblähte Nasenflügel, die man unmöglich übersehen konnte. Die meisten dieser Art von Blicken galten ihr. Doch sie merkte, dass viele dieser finsteren Reaktionen auch der Rückkehr des Barons galten. Wer waren diese Männer und Frauen, die ihn hassten? Waren sie die Verräter, die Payton bei seinem Überfall geholfen hatten? Oder bildete sie sich das alles nur ein, fragte sie sich, während die Hunde im Zwinger wild kläfften und die Schafe auf der Wiese blökten. Vielleicht war es ihre eigene Verzweiflung, ihr eigenes Schuldgefühl, ihre eigene Furcht, so weit weg von ihrem Schloss zu sein und den Menschen nicht dienen zu können, die von ihr abhängig waren.
    Wäsche flatterte in großen, offenen Schuppen. Rauch stieg aus den Kaminen, Karren und Wagen brachten Waren und die Flügel der Windmühle drehten sich geschäftig in der kalten Luft.
    »Seht sie nur an - wie sie auf dem Pferd sitzt. Als sei sie die verdammte Königin von England!« Das boshafte Flüstern war laut genug, dass Apryll es hören konnte. Sie reckte sich. Jeder im Schloss sah sie als Feind der Leute hier, als Bedrohung für Black Thorn, als die Frau, die verantwortlich war für Tod und Zerstörung. Sie weigerte sich, den Menschen in die Augen zu sehen, stolz, mit hoch erhobenem Kinn und gereckten Schultern saß sie auf ihrem Pferd und ignorierte das Flüstern in der Menge und die Mutmaßungen über sie.
    »Wer ist sie?«, fragte eine pummelige Wäscherin, die einen Korb mit schmutziger Kleidung trug, ihre etwas kleinere Begleiterin, eine vogelähnliche Frau mit einer Hakennase und einem schmalen, verkniffenen Gesicht, die bestimmt der Ursprung des bösen Flüsterns gewesen war.
    »Sie nannte sich Lady Apryll von Serennog.« Ja, es war dieselbe, hässliche Stimme.
    »Die da? Nein. Ich habe die Lady von Serennog gesehen, am Abend der Festlichkeiten. Sie war eine echte Schönheit und so fein gekleidet, ganz in weißer Seide - Lady Violet hat sie mit einem Engel verglichen.«
    »Ein Engel direkt aus der Hölle!« Die magere Frau machte schnell das Kreuzzeichen vor ihrer Brust, als wolle sie die bösen Geister vertreiben, die um Apryll lauerten.
    Die Wäscherin gaffte Apryll auf ihrem ausgelaugten Pferd an. »Aber ... aber diese hier ... dieselbe Frau? Bah!« Sie schüttelte den Kopf und ihre Nase krauste sich, als habe sie etwas Unangenehmes gerochen. »Sie ist so schmutzig und dünn, und sie trägt die Kleidung eines Bauern.«
    »Eine Verkleidung, du Idiotin«, erklärte die Vogelfrau und zog laut die Nase hoch. »Und man darf ihr nicht traue n . Sieh doch nur« - ihre knochigen Finger deuteten auf Aprylls Hände - »sie ist eine Gefangene.«
    Die Wäscherin stierte auf die Zügel von Aprylls Pferd, die Devlynn nach wie vor in der Hand hielt.
    »Das sollte sie auch sein. Sie verbreitet nämlich den Tod. Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre der kleine Yale nicht entführt worden, die Ställe wären nicht heruntergebrannt und die arme Grace hätte Seth nicht begraben müssen und wäre heute keine Witwe. Ich sage dir. Die da« - sie warf Apryll einen hasserfüllten Blick zu - »sie hat kein Herz, und sie hat das verdient, was Lord Devlynn für sie vorgesehen hat.«
    »Sieh dir nur ihr Gesicht an. Siehst du nicht die Verletzung unter dem Schmutz? Glaubst du, er musste sie gefügig schlagen?«
    »Das wäre schon möglich. Der Baron hat ein aufbrausendes Temperament und die da hat ihn ganz sicher herausgefordert, als sie den Jungen entführt hat. Du weißt doch, was mit der armen Lady Glynda geschehen ist.«
    Apryll verschloss die Ohren vor dem Klatsch, obwohl ihr Herz so schwer war, als wäre es mit Steinen gefüllt. Solange sie innerhalb der Mauern von Black Thorn eine Gefangene war, würde sie gehasst werden. Man würde ihr misstrauen. Sie würde jeder schlimmen Tat beschuldigt, die geschehen war.
    »Bruder!« Collin eilte aus der großen Halle die Treppe hinunter zu Devlynn, der Aprylls Pferd noch nicht losgelassen hatte. Collin legte Devlynn einen Arm um die

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