Geliebte Fälscherin (German Edition)
drei Monate Zeit bis zur Kunstauktion im März. Ganz zu schweigen davon, dass sie nicht in das französische Viertel zurückkehren wollte, wo die Geister ihrer Vergangenheit hinter jeder Ecke lauerten.
„Ich bin Ihnen dankbar, Mrs Acklen. Ehrlich. Bitte verstehen Sie mein Zögern nicht als Undankbarkeit. Es ist einfach so, dass …“
„Miss Laurent ist sehr bescheiden, Mrs Acklen.“
Claire warf einen Blick auf Sutton neben sich.
„Was sie Ihnen nicht sagt …“, er warf einen leicht tadelnden Blick in ihre Richtung, „… ist, dass Mrs Holbrook sie gebeten hat, den jährlichen Frühlingstee für die Nashviller Frauenliga Anfang März zu organisieren. Ist es nicht so, Miss Laurent?“
Claire, die Mrs Acklens fragenden Blick auf sich spürte, überlegte panisch, ob Sutton versuchte, ihr zu helfen oder dafür zu sorgen, dass sie entlassen würde. „Ja, das stimmt. Mrs Holbrook hat mich in der Tat gebeten, mich mit ihr zu treffen und über diese Möglichkeit zu sprechen. Aber ich habe ihr geantwortet, dass ich vorher Ihre Erlaubnis erbitten müsste, Mrs Acklen. Ich würde eine solche Verpflichtung nie ohne Ihre Zustimmung eingehen.“
Sutton nickte. „Und Sie wissen, wie dankbar die Frauenliga wäre, wenn Sie ihnen Claire leihen würden. Die Frauen stünden sozusagen tief in Ihrer Schuld.“
Mrs Acklen und Sutton wechselten einen vielsagenden Blick.
„Außerdem, Madam“, erklärte Sutton weiter. „Wenn Sie entscheiden sollten, dass Miss Laurent hierbleibt, könnte sie auch die Kunstwerke katalogisieren. Ich liege Ihnen seit Jahren damit in den Ohren, dass Sie das tun sollten. Nicht nur aus Versicherungsgründen, sondern auch um der Nachwelt willen.“
Während sie Mrs Acklens Miene beobachtete, hatte Claire das Gefühl, dass sie in ihrer Entscheidung wankte. „Falls ich hier bliebe , Madam, gäbe mir das auch Gelegenheit, Ihre Akten zu ordnen. Und diese ganzen Schachteln mit Zeitungsausschnitten und Familienerinnerungen durchzugehen. Ich könnte daraus ein Erinnerungsbuch für Sie machen!“
Mrs Acklen begann zu nicken. „Madame LeVert hat mich gebeten, einen Artikel für Queens of American Society zu schreiben, ein Buch, das im nächsten Jahr erscheint. Offenbar würde der Autor gern ein Kapitel über mich aufnehmen. Eine Art Biografie.“
Claire lächelte. „Meinen Glückwunsch, Mrs Acklen. Ich könnte den ersten Entwurf für Sie schreiben, wenn Sie möchten. Dann könnte ich ihn Ihnen mit der Post zur Korrektur schicken.“
Mrs Acklen schaute sie beide an. „Glauben Sie nicht, ich würde nicht merken, was Sie beide im Schilde führen. Ich durchschaue das sehr wohl.“
Claire schluckte. Sutton lachte leise.
„Sie, Miss Laurent, haben sich in den Kopf gesetzt, an der Auktion für neue Künstler teilzunehmen. Und Sie, Mr Monroe, scheinen beschlossen zu haben, sie darin zu unterstützen. Und auch wenn ich die Erste bin, die junge Menschen ermutigt, ihre Ziele zu verfolgen, gefällt mir der Gedanke nicht, dass eine meiner Angestellten zum Objekt der Kritik und des Urteils von anderen gemacht wird. Besonders jemand, der so eng mit mir zusammenarbeitet.“ Mrs Acklen konzentrierte ihren Blick auf Claire. „Die Kunstwelt, mit der Sie ja etwas vertraut sind, Miss Laurent, ist eitel und subjektiv und oft grausam. Man muss nur das überlaute Flüstern meiner Gäste heute Abend hören, um sich das bewusst zu machen. Sie haben zwar unbestritten Talent, aber ich sähe es ungern, wenn Sie sich ein so hohes Ziel setzen und Ihre Träume zerschmettert würden.“
Claire wusste nicht, wie die Frau das machte. Im selben Atemzug baute sie etwas auf und riss es wieder ein. „Ich versichere Ihnen, Madam …“
Mrs Acklen hob eine Hand. „Ich lasse mir alles durch den Kopf gehen und teile Ihnen meine Entscheidung bis Weihnachten mit.“
Aus Gewohnheit machte Claire einen Knicks. „Danke, Mrs Acklen.“
Sutton verbeugte sich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Danke, Madam.“
Mrs Acklen drehte sich um und schritt durch den Gang davon.
„Danke, Sutton“, flüsterte Claire. „Sie hört immer auf deinen Rat.“
„Nicht immer.“
„Sonst hätte sie sofort Nein gesagt.“
Er schaute nach unten. „Sie will nicht, dass du verletzt wirst.“ Zärtlichkeit trat in seine Augen. „Und das will ich auch nicht.“
* * *
Claire schüttelte die Schachtel. „Soll ich zuerst, oder fängst du an?“
Sutton schaute sie über den Rand seines Café au lait an, den sie ihm gemacht hatte. „Zuerst die Dame.
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