Geliebte Fälscherin (German Edition)
Claire zu Fuß so weit gegangen war. Er folgte dem Weg zum Bach hinab. Da hörte er es. Singen.
Er erkannte ihre Stimme, da er in der Kirche neben ihr gestanden hatte. Sie sang sehr hübsch. Jetzt sogar noch hübscher, nachdem er sie so lange nicht gehört hatte. Er stieg ab, schlang die Zügel der Stute um einen Kiefernast und folgte dem Klang ihrer Stimme.
Er sah sie den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie ihn erblickte, und seine Augen wurden ganz groß. Sie kreischte und versteckte sich hinter einem Felsen.
Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Ihm gefiel, was er gesehen hatte, aber er verstand nicht, warum sie in ihrer Unterwäsche herumlief. Die auch noch nass war! „Was machst du denn hier unten?“
„Was machst du hier? Warum bist du schon zurück?“
Er blieb stehen und lachte immer noch. Besonders, als sie über den Felsen hinweg zu ihm hinaufspähte. „Es ist noch ein wenig früh, um zu schwimmen, Claire.“
„Ich war nicht schwimmen, Sutton . Ich habe nur …“ Sie lächelte ihn an, hob dann aber eine Hand. „Komm nicht näher.“
Er ging einen Schritt vor, nur um zu sehen, was sie machen würde.
„Sutton!“ Sie ging wieder in Deckung, aber er konnte sie lachen hören.
„Ich mache doch nur einen Scherz. Ich komme nicht näher. Es sei denn, ich kann dir irgendwie helfen.“
„Du hättest mir geholfen, wenn du mich hättest wissen lassen, dass du nach Hause kommst.“
„Es war eine spontane Entscheidung.“ Sie war zum Verlieben, wie sie so hinter dem Felsen zu ihm hinaufspähte. „Im Ernst, Claire, was kann ich tun?“
„Du kannst dich umdrehen und da drüben hinter dem Hang auf mich warten.“
Er wandte sich zum Gehen, konnte sich dann aber eine letzte Stichelei nicht verkneifen. „Ich habe mich wirklich auf eine Umarmung gefreut.“
„Sutton!“
Er lachte und entfernte sich.
* * *
Wenige Minuten später tauchte sie auf dem Hang auf. Als er sah, was sie alles schleppte, beeilte er sich, ihr zu helfen. Er nahm ihr die Tasche und die Staffelei ab und versuchte, auch die Leinwand zu nehmen, und warf einen schnellen Blick darauf. „Claire, das ist absolut …“
Sie drehte das Bild so, dass er es nicht sehen konnte. „Ich kann es besser. Das weiß ich.“
„Das, was ich gesehen habe, ist beeindruckend.“ Das war nicht gelogen. Aber sie hielt das Bild immer noch so, dass er es nicht genauer sehen konnte, und er wollte sie zu nichts zwingen.
Scheu sah sie ihn an. „Mir wäre es lieber, wenn du abwartest und das Bild erst siehst, wenn es fertig ist, wenn du nichts dagegen hast.“
„Einverstanden.“ Er legte ihre Sachen auf einen Felsen. „Aber würde es dir etwas ausmachen, es eine Sekunde dort abzustellen?“ Er freute sich, als sie seiner Bitte nachkam, ohne Fragen zu stellen. Als sie sich wieder umdrehte, nahm er ihr Gesicht in beide Hände. Ihr wunderbarer Blick machte ihm Hoffnung. Sie legte eine Hand auf sein Herz, und Sutton fühlte so sehr wie noch nie in seinem Leben, dass alles richtig war. Falls Andrew Stanton bei ihr irgendwelche Fortschritte gemacht hatte, merkte man davon nichts.
„Guten Tag, Claire“, flüsterte er.
Ihre Augen strahlten und ihre Unterlippe zitterte bei ihrem Lächeln. „Guten Tag, Sutton.“
Er beugte die Lippen zu ihrem Mund und küsste sie langsam und ließ sich Zeit, wie er es sich in den letzten zwei Monaten viel zu oft ausgemalt hatte. Er genoss, wie sie sich näher zu ihm hinbewegte und den Kopf zurücklegte, damit ihre Lippen seine noch besser berührten.
„Es tut mir leid, dass ich so lange weggeblieben bin“, flüsterte er. „Ich weiß, dass ich dir eine Erklärung schuldig bin. Und ich werde dir später auch alles ausführlicher erklären. Aber bitte glaube mir, dass ich nur versucht habe, dir …“
„Ich weiß, was du getan hast, du dummer, alberner Mann.“
Er starrte sie an.
„Mr Stanton hat mir von eurem Gespräch beim Empfang erzählt.“ Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger über sein Kinn. Und dann über seine Lippen. „Ich nehme an, dass du meinen Brief nicht bekommen hast?“
„Nein, ich habe keinen Brief bekommen.“ Er küsste sie wieder, bei Weitem nicht so zurückhaltend wie vorher, aber als sie mit ihren Fingern durch seine Haare fuhr, löste er zitternd den Mund von ihren Lippen.
„Ich habe dich vermisst“, flüsterte sie.
„Ich dich auch.“ Er hob die Hand und spielte mit einer feuchten Locke. Es war ein schwacher Versuch, diesen Moment aufzulockern. Er deutete zum Bach. „Was hast du
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