Geliebte Feindin
schlau genug war, alles zu durchschauen.
Belinda trat einen Schritt vor. »Mama wurde krank, kurz nachdem du uns verlassen hast, Sara. Sie hat sich solche Sorgen gemacht, daß du ertrinkst oder von … Piraten umgebracht wirst.«
»Aber Belinda, Mutter hat …«, sie hielt inne.
Vielleicht wußte ihr Vater nichts von dem Brief, den sie hinterlassen hatte, bevor sie Nora befreit hatte. »Ich habe Mutter einen langen Brief geschrieben, als Nathan und ich unser Ziel erreicht hatten. Mama hat ihn sicher schon erhalten.«
»Wir haben deine beiden Briefe bekommen«, meinte der Earl.
Sara wollte ihm klarmachen, daß sie nur einen Brief abgeschickt hatte, aber ihr Vater fuhr rasch fort: »Ich war sehr erfreut über die Informationen, die du mir dadurch gegeben hast, Tochter, die Angelegenheit ist noch nicht geklärt, und deshalb müssen wir diskret vorgehen.«
Sara hatte keine Ahnung, wovon er sprach. »Was meinst du?«
Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Mach mich nicht zum Narren, Tochter. Deine Mutter wartet auf dich.«
Sara wandte sich an Nathan. »Erlaubst du, daß ich meine Mutter besuche? Ich mache mir große Sorgen um sie.«
»Später.«
Sara drehte sich wieder ihrem Vater zu: »Bitte richte Mutter aus, daß wir sie besuchen, sobald Nathan seine Geschäfte erledigt hat.«
Eigentlich hatte der Earl of Winchester geplant, Sara wegzubringen, bevor er sein Vorhaben ausführte. Er haßte offene Auseinandersetzungen. Es war immer günstiger, das Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben und kein allzu großes Risiko eingehen zu müssen. Aber bei der Weigerung des Marquis, Sara gehen zu lassen, verlor er die Geduld.
»Der Prinzregent hat neue Informationen«, brüllte der Earl. »Es kann nicht mehr lange dauern, bis diese Ehe annulliert wird, da er annimmt, daß der Marquis den Vertrag verletzt hat.«
»Was zur Hölle erzählt Ihr da?« wollte Nathan wissen. »Ich habe den Vertrag nicht verletzt, und die Ehe ist bereits vollzogen. Es ist zu spät.«
Das Gesicht des Earls lief dunkelrot an. Sara hatte ihn noch nie so wütend erlebt.
»Sara, weißt du, wovon dein Vater spricht?« fragte Nathan.
Sie schüttelte den Kopf.
»Dies ist eine vertrauliche Unterhaltung«, verkündete der Earl und bedeutete seinen Männern, sich zu entfernen. »Wartet an der Straßenkreuzung.« Dann wandte er sich an Nathan. »Schickt Eure Männer weg, wenn Ihr nicht wollt, daß sie mithören, was ich Euch zu sagen habe.«
»Sie bleiben.«
»Vater, bitte laß mich alles erklären«, flehte Belinda und lächelte in freudiger Erwartung. »Sara hat uns geschrieben, sonst hätten wir nie davon erfahren.«
»Was hättet ihr nie erfahren?« fragte Sara.
Belinda seufzte. »O Sara, tu doch nicht so unschuldig. Du hast uns doch alles über die Verfehlungen von Nathans Vater berichtet.«
»Nein!« schrie Sara. »Belinda, warum …?«
»Sara, du hast uns endlich reinen Wein eingeschenkt«, fuhr Belinda unbeirrt fort. »Papa hat ein paar Männer engagiert, die Genaueres herausgefunden haben. Wenn wir die Einzelheiten vorlegen, wird alle Welt erfahren, daß der Vater deines Mannes ein Verräter war.«
Der Earl schnaubte angewidert. »Habt Ihr gedacht, Ihr könntet diesen Schmutz unter den Teppich kehren? Mein Gott, Euer Vater hat beinahe die Regierung gestürzt, und seine Sünden lasten jetzt auf Euren Schultern. Wenn ich mit Euch fertig bin, seid Ihr vollkommen am Boden, St. James.«
»Vater, hör auf mit diesen Drohungen. Du kannst das doch nicht ernst meinen«, rief Sara.
Der Earl ignorierte die Bitte. »Glaubt Ihr ernsthaft, der Prinzregent würde meine Tochter zwingen, ihr Leben mit einem Verbrecher zu verbringen?«
In Nathan loderte grenzenloser Zorn. Wie hatte dieser Bastard von der Vergangenheit seines Vaters erfahren? Und, guter Gott, wie würde Jade reagieren, wenn die Affäre publik würde?
Als ob der Earl Nathans Gedanken gelesen hätte, sagte er: »Denkt an Eure Schwester. Lady Jade ist mit dem Earl of Cainewood verheiratet, und sie ist ein Liebling der Gesellschaft, aber das wird sich rasch ändern. Die Schande wird Eure Schwester zur Außenseiterin oder noch schlimmerem machen.«
Sara verlor fast die Fassung, als ihr klar wurde, was Belinda und ihr Vater vorhatten. Sie wollten Nathan glauben machen, daß sie ihn durch ihren Brief verraten hatte. Aber das machte doch keinen Sinn. Wie konnten sie sicher sein, daß sie etwas von dieser Affäre erfahren hatte?
»Ich möchte wirklich wissen, woher ihr derlei Informationen
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