Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
dachte er, obwohl er in diesem Moment, in dem die Sonnenstrahlen ihr braunes Haar vergoldeten, auch bemerkte, daß eine Spur der Winchester-Ähnlichkeit zu sehen war.
    Sie trug immer noch das entsetzliche dunkelblaue Kleid, das für seinen Geschmack viel zu weit ausgeschnitten war. Er nahm sich vor, mit ihr darüber zu sprechen, wenn sie ihre Angst ein wenig überwunden hatte, aber er änderte sofort seinen Beschluß, als er sah, daß ihre Miene plötzlich finster wurde.
    Er stand zwar im Schatten der Tür, aber die lange gezackte Narbe, die über seinen Arm lief und sich weiß von seiner bronzefarbenen Haut abhob, war nicht zu übersehen. Sara betrachtete sie eingehend, und während sie überlegte, wann und wo er wohl verletzt worden war, stöhnte sie leise.
    Er trug unanständig enganliegende rehbraune Breeches. Ihr war es ein Rätsel, wie er in diesem hautengen Ding überhaupt Luft holen konnte. Sein weißes Hemd war bis zur Taille offen, und die Ärmel hatte er bis zum Ellenbogen hochgekrempelt. Seine lässige Erscheinung und seine Gleichgültigkeit irritierten sie fast noch mehr als sein finsterer Blick. Sie beschloß, ihn auf jeden Fall darauf hinzuweisen, daß sein Aufzug in jeder Hinsicht unschicklich war. Sie mußte ihm klarmachen, was von einem verheirateten Mann erwartet wurde.
    »Du bist angezogen wie eine Kneipendirne«, brummte er plötzlich.
    Es brauchte eine volle Minute, bis Sara diese Bemerkung begriff. Zuerst war sie zu verblüfft, um zu reagieren, dann schnappte sie nach Luft.
    Nathan verbiß sich das Lachen. Sara sah nicht so aus, als ob sie im nächsten Moment in Tränen ausbrechen würde, viel wahrscheinlicher war, daß sie ihm an die Kehle ging. Das war ein hübscher Anfang. »Dieses Dekollete ist obszön, meine Liebe.«
    Ihre Hände zuckten instinktiv in die Höhe und bedeckten den Ausschnitt. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust, und sie wurde feuerrot. »Es war das einzige Kleid, das dunkel genug war, um mich in den nächtlichen Straßen zu verbergen …«, setzte sie zu einer Erklärung an, hielt aber sofort inne, als sie merkte, daß sie sich vor diesem Barbaren rechtfertigte.
    »Verbergen?« fragte Nathan gedehnt. »Sara, dieses Kleid verbirgt gar nichts. In Zukunft wirst du keine so offenherzigen Kleidungsstücke tragen. Der einzige Mensch, der deinen Körper betrachten darf, bin ich, hast du das verstanden?«
    Oh, sie verstand nur allzu gut. Dieser Kerl war gewöhnlich und ordinär, und wie leicht er den Spieß umdrehte … Sara schüttelte den Kopf; auf keinen Fall konnte sie dulden, daß er ihr Vorschriften machte und sie in eine verletzliche Position drängte.
    »Und Ihr seht aus wie ein Barbar«, sprudelte sie los. »Euer Haar ist verboten lang, und Eure Kleidung ist die eines … Schurken. Ihr solltet bedenken, daß dieses Schiff vornehme Passagiere befördert und daß es äußerst unangemessen ist, wie ein Seeräuber auszusehen.« Sie nickte zur Bekräftigung und setzte hinzu: »Außerdem ist Euer finsterer Blick abgrundtief häßlich.«
    Dieses alberne Geplänkel ging Nathan auf die Nerven, und er hatte es plötzlich eilig, die entscheidenden Dinge zur Sprache zu bringen.
    »Sara«, begann er, »du solltest dich mit der Situation abfinden und damit aufhören.«
    »Womit soll ich aufhören?«
    Er seufzte müde, und sie hatte Mühe, ihr Temperament im Zaum zu halten. Die Anstrengung, einen Wutausbruch zu unterdrücken, trieb ihr die Tränen in die Augen. Er würde sehr viel erklären müssen, bevor sie sich mit der Situation abfinden konnte, und er würde besser bald damit anfangen, bevor sie zu der Überzeugung kam, daß sein Sündenregister zu groß sei, um vergeben zu werden.
    »Mit dem Heulen und den Tiraden«, erwiderte Nathan mit einem Achselzucken. »Offensichtlich jage ich dir Angst ein, und du siehst aus, als würdest du in einer Sekunde in Tränen ausbrechen. Ich weiß, daß du dir wünschst, ich würde dich nach Hause bringen, und ich habe beschlossen, dir die Demütigung zu ersparen, mich darum zu bitten, indem ich dir klipp und klar sage, daß mich nichts, was du sagst oder tust, dazu bringen könnte, dir diesen Wunsch zu erfüllen. Du bleibst bei mir, ich bin dein Ehemann, Sara, und daran solltest du dich so schnell wie möglich gewöhnen.«
    »Würde es Euch etwas ausmachen, wenn ich weinen würde?« fragte sie mit gepreßter Stimme.
    »Nicht im geringsten«, behauptete er, obwohl es eine Lüge war – in Wahrheit störte ihn ihre Bestürzung sogar sehr, auch wenn

Weitere Kostenlose Bücher