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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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herrschte, zugrunde gehen würde, wenn sie nicht mit ihm darüber sprach.
    Sie verwandte äußerste Sorgfalt auf ihre Morgentoilette und entschied sich, ihr zartrosafarbenes Kleid anzuziehen, dessen Ausschnitt nicht annähernd so tief war wie der, den Nathan so ungalant beanstandet hatte. Sie hoffte, daß ihn das gleich von vornherein in eine bessere Stimmung versetzte.
    Die Kajüte, die sie bewohnte, gefiel ihr – sie war wesentlich größer als die von Nora, aber nur spärlich möbliert. Ein gedrehtes Metallgitter stand in einer Ecke, und Sara vermutete, daß es ursprünglich als Kamingitter benutzt worden war. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein weißer Wandschirm, hinter dem Kleiderhaken in der Wand befestigt waren. Gleich daneben stand ein Waschtisch mit einer Porzellanschüssel und einer großen Kanne.
    Gegenüber vom Bett hatte man ihren Schrankkoffer aufgestellt, und den Mittelpunkt des Raumes bildete ein niedriger Tisch mit zwei Sesseln. Ein großer Mahagonischreibtisch beherrschte die eine Wand. Ja, die Möblierung war nicht üppig, dachte sie, aber für die nächsten ein oder zwei Monate würde es genügen. Wie lange die Reise zu der Insel, auf der ihre Tante wohnte, dauern würde, hing natürlich ganz vom Wetter ab.
    Sara nahm Nathans Kleidungsstücke von den Haken hinter dem Wandschirm und legte sie, nachdem sie sie zusammengefaltet hatte, in ihren Schrankkoffer. Dann hängte sie ihre Kleider auf und räumte die Papiere und Karten vom Schreibtisch, um Platz für ihren Skizzenblock und die Zeichenkohle zu schaffen.
    Sie bürstete ihr Haar und band es im Nacken mit einer rosafarbenen Schleife zusammen. Als sie damit fertig war, nahm sie ihren zartrosa Sonnenschirm aus dem Koffer und machte sich auf die Suche nach Nora. Sie hoffte, daß sich ihre Tante so weit erholt hatte, um einen kleinen Spaziergang auf Deck zu unternehmen. Das würde Sara die Gelegenheit geben, mit ihrer Tante über ihre Pläne zu sprechen, bevor sie sie Nathan unterbreitete.
    Nora schlief noch, und Sara hatte nicht das Herz, sie zu wecken.
    Als sie die Kajüte ihrer Tante verließ, fiel ihr auf, daß der Korridor zu einem großen düsteren Raum führte. Das Sonnenlicht, das durch die Luke fiel und von den eisernen Stufen gefiltert wurde, zeichnete kleine Muster auf den Holzboden. Der Raum war bis auf die schmiedeeisernen Haken, die von der Decke hingen, vollkommen leer. Sara fragte sich, wozu in Gottes Namen, dieses finstere Verlies dienen konnte, als sie bemerkte, daß einer der Seemänner die Treppe herunterschlurfte.
    Der Mann blieb abrupt stehen, als er sie sah, und Sara erkannte in ihm den dunkelhäutigen Riesen, der ihr schon im Hafen begegnet war. Sie erinnerte sich an ihren heftigen Zornausbruch und beschloß, diese Begegnung lieber nicht zu erwähnen.
    »Guten Tag, Sir«, grüßte sie mit einem kleinen Knicks. »Mein Name ist Lady Sara Winchester.«
    Sein Kopf schütteln versetzte Sara in Erstaunen.
    »Ihr seid Lady St. James«, verbesserte er sie.
    Sie war zum überrascht über seine Dreistigkeit, um ihn zu tadeln, deshalb sagte sie nur: »Ja, ich heiße jetzt St. James, besten Dank, daß Ihr mich daran erinnert habt.«
    Der Hüne zog die Schultern hoch. Die goldenen Ohrringe, die von seinem Ohrläppchen baumelten, schüchterten sie ebenso ein wie sein argwöhnischer Blick. Vermutlich war es der Seemann nicht gewöhnt, Konversation mit einerjungen Lady von vornehmer Herkunft zu treiben. »Ich freue mich, Eure Bekanntschaft zu machen«, sagte sie.
    Sie erwartete, daß er ihr seinen Namen nennen würde, aber er starrte sie nur. Nach einiger Zeit erwiderte er: »Wir sind uns vorgestern schon begegnet, Lady St. James. Ihr habt auf mich eingeschlagen, erinnert Ihr Euch?«
    Und wie sie sich erinnerte. Sie warf ihm einen mißbilligenden Blick zu, weil er das peinliche Ereignis zur Sprache gebracht hatte, und nickte zögernd. »Ja, Sir, jetzt, da sie es erwähnen, fällt es mir wieder ein. Ich muß für mein Benehmen um Vergebung bitten, die einzige Entschuldigung, die ich vorbringen kann, ist, daß ich ziemlich durcheinander war. Wie lautet Euer Name?«
    »Jimbo.«
    Sie fand den Namen reichlich merkwürdig, ließ sich aber nichts anmerken, und streckte ihre Hände aus, um seine Rechte zu umschließen. Als er ihre weiche Haut auf seiner schwieligen Hand spürte, zuckte er unmerklich zusammen. Saras Sonnenschirm polterte zu Boden, aber Jimbo war viel zu verwirrt, um ihn aufzuheben, und Sara war zu beschäftigt, seine

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