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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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anstrengte. »Sara ist eine Träumerin«, fuhr sie fort. »Seht Euch ihre Malereien an, dann werdet Ihr verstehen, was ich meine. Ihr Kopf schwebt die meiste Zeit in den Wolken, und sie sieht nur Gutes in den Menschen. Sie möchte nicht glauben, daß ihr Vater ebenso verwerflich ist wie seine Brüder, und ich fürchte, daran ist ihre Mutter schuld. Sie hat ihre Tochter all die Jahre belogen, um die üblen Machenschaften der Winchester-Sippe zu entschuldigen und zu vertuschen.«
    Nathan schwieg.
    »Lieber Junge …«, begann Nora erneut, aber sie hielt sofort inne, als sie seine finstere Miene sah.
    »Madam«, sagte er rasch. »Ich möchte eine Abmachung mit Euch treffen. Ich werde Euch nicht mehr als alte Frau bezeichnen, wenn Ihr Euch abgewöhnt, mich ›lieber Junge‹ zu nennen. Seid Ihr damit einverstanden?«
    Nora lächelte und warf dem hünenhaften Mann, der den ganzen Raum auszufüllen schien, einen schrägen Blick zu. »Ich muß zugeben, daß die Anrede ziemlich unpassend und töricht ist«, kicherte sie. »Darf ich Euch Nathan nennen?«
    »Natürlich. Aber ich möchte Euch noch einmal versichern, daß Eure Sorgen um Sara unbegründet sind. Ich werde es nicht zulassen, daß ihr jemand wehtut, und ich selbst werde sie gut behandeln. Mit der Zeit wird sie erkennen, daß sie ein glücklicheres Leben führt als vorher.«
    Er legte die Hände auf den Rücken wie ein General und durchmaß den Raum, der für seine riesige Gestalt viel zu klein zu sein schien.
    »Die Tatsache, daß Ihr sie gestern abend vor diesen Halsabschneidern bewahrt habt, spricht für sich«, sagte Nora. »Ich bin sicher, daß Ihr gut auf sie aufpaßt. Ich hoffe nur, daß Ihr auch mit ihren zarten Gefühlen umgehen könnt, Nathan. Sara ist sehr scheu und verschlossen. Es ist sehr schwer, ihre wahren Gefühle zu erkennen.«
    Nathans Augenbrauen schnellten hoch. »Seid Ihr sicher, daß wir über ein und dieselbe Person sprechen, Madam?«
    Noras breites Lächeln sprach Bände. Sie strich eine Haarsträhne zurück, bevor sie gestand: »Ich habe Eure Unterhaltung mitangehört. Im allgemeinen ist es nicht meine Art, andere zu belauschen, aber Ihr müßt zugeben, daß es ziemlich laut zuging. Hauptsächlich Saras Kommentare waren nicht zu überhören, aber ich habe nicht sehr viel mehr mitbekommen, als hier und da einen Satz. Sagt mir, Nathan, werdet Ihr es tun?«
    »Was meint Ihr?«
    »Werdet Ihr sie lieben und ehren?«
    »Gerade diesen Teil der Unterhaltung konntet Ihr also nicht überhören, wie?« Er konnte nicht verhindern, daß ein Lächeln über sein Gesicht huschte, als er sich daran erinnerte, wie energisch seine Braut ihn auf seine Pflichten hingewiesen hatte.
    »Ich bin sicher, daß die gesamte Mannschaft Saras Bemerkungen mitbekommen hat«, erklärte Nora. »Ich muß wohl ein ernstes Wohl über ihr unziemliches Verhalten mit ihr reden. Ich habe nie zuvor gehört, daß sie die Stimme erhoben hat, aber ich denke, ich kann sie nicht dafür tadeln. Ihr habt viel Zeit gebraucht, um sie zu Euch zu holen. Sie läßt Euch für Eure … Achtlosigkeit büßen. Ihr müßt mir glauben, daß es ganz und gar nicht ihre Art ist, so außer sich zu geraten.«
    Nathan schüttelte den Kopf und machte sich daran, die Kajüte zu verlassen. Bevor er die Tür hinter sich zuziehen konnte, rief Nora ihm nach: »Ihr schuldet mir noch eine Antwort. Werdet Ihr sie lieben und achten?«
    »Habe ich eine andere Wahl, Madam?«
    Er schloß die Tür, ohne auf eine Erwiderung zu warten.
    Sara wurde kurze Zeit später von einem schrecklichen Lärm geweckt. Jemand würgte. Das Geräusch verursachte ihr selbst Übelkeit, und sie setzte sich mit einem Ruck auf. Ihr erster Gedanke galt Nora. Bestimmt war sie seekrank.
    Sara warf die Decke beiseite und eilte zur Tür. Sie war noch so schlaftrunken, daß sie erst, als sie über einen ihrer Unterröcke stolperte, merkte, daß sie nur spärlich bekleidet war.
    Eine von Nathans Dienerinnen hatte ihr vermutlich geholfen. Sara sah, daß ihr Schrankkoffer an einer Wand stand. Sie hatte so fest geschlafen, daß sie nicht einmal gehört hatte, wie er hereingebracht worden war. Sie wurde rot, als sie sich bewußt wurde, daß ein Mann in der Kajüte gewesen sein mußte, während sie im Bett gelegen hatte. Sie hoffte, daß eine Dienerin sie mit einer Decke abgeschirmt hatte, bevor der Mann hereingekommen war.
    Sie hörte ein Geräusch auf dem Flur und öffnete die Tür. Nathan schlich gerade an ihr vorbei, als sie durch den Türspalt

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