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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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um sie zu schließen.
    »Warum?« bohrte sie weiter und versuchte verzweifelt, ihre Angst nicht zu zeigen.
    »Die Suppe.« Nathans Stimme klang tief und beherrscht und zornig.
    Seine Antwort brachte sie mehr durcheinander, als daß sie ihr Angst einjagte. »Hat sie den Männern nicht geschmeckt?«
    »Du hast das nicht absichtlich getan?«
    Da sie sich nicht vorstellen konnte, worauf diese seltsame Frage abzielte, schwieg sie. Nathan betrachtete ihre verwirrte Miene, schloß die Augen und zählte bis zehn, bevor er hinzufügte: »Du hast also nicht vorsätzlich versucht, meine Männer umzubringen?«
    Sie schnappte nach Luft. »Natürlich habe ich nicht versucht, sie umzubringen. Wie kommst du überhaupt auf diesen abscheulichen Gedanken? Die Männer gehören doch jetzt zu meinen Bediensteten, und ich würde nie etwas tun, was ihnen Schaden zufügen könnte. Wenn ihnen meine Suppe nicht geschmeckt hat, dann tut es mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung, daß sie so heikel mit dem Essen sind.«
    »Heikel mit dem Essen?« brüllte er. »Zwanzig von meinen Männern hängen über der Reling und vergiften die Fische mit der verdammten Suppe, die du ihnen gekocht hast. Weitere zehn krümmen sich vor Schmerzen in ihren Hängematten. Noch sind sie nicht tot, aber zur Hölle, sie wünschen sich, daß ihr letztes Stündchen möglichst rasch kommt.«
    Sara war fassungslos. »Ich verstehe kein Wort«, rief sie. »Willst du mir damit sagen, daß die Suppe verdorben war? Die Männer sind meinetwegen krank geworden? O Gott, ich muß sofort zu ihnen und ihnen helfen.«
    Er packte sie an den Schultern, als sie an ihm vorbeilaufen wollte, und hielt sie fest.
    »Du willst ihnen helfen? Sara, sie brennen darauf, dich über Bord zu werfen.«
    »Das würden sie nie tun. Ich bin ihre Herrin.«
    Am liebsten hätte er geschrien, aber als er merkte, daß sie es schon tat, atmete er tief durch und murmelte: »Sie täten nichts lieber, als dich zu ertränken, zum Teufel.« Nathan zerrte sie zum Bett und stieß sie auf die Decke.
    »Und jetzt, meine Liebe, wirst du mir haarklein erzählen, wie du die verdammte Suppe zubereitet und was du alles hineingeschüttet hast.«
    Sie brach in Tränen aus, und Nathan erfuhr erst zwanzig Minuten später, was die höllische Magenverstimmung ausgelöst hatte. Sara konnte ihm keine Informationen geben, die Hand und Fuß gehabt hätten, und da er mit ihren unzusammenhängenden Erklärungen, die immer wieder von heftigem Schluchzen unterbrochen wurden, so gut wie nichts anfangen konnte, wandte er sich an Iwan. Iwan erinnerte sich an das verdorbene Fleisch, das er auf den Tisch gelegt hatte, und seltsamerweise erinnerte er sich auch daran, Sara nichts davon gesagt zu haben, daß es schlecht gewesen war.
    Nathan sperrte Sara in der Kajüte ein, um zu verhindern, daß sie noch mehr Unheil anrichtete. Sie raste vor Zorn, weil er ihr nicht erlaubte, zu den Männern zu gehen und ihren Fehler wiedergutzumachen.
    In dieser Nacht kam er nicht in ihr Bett, da er und die anderen gesunden Männer die nächsten Wachen übernehmen mußten. Das freilich wußte Sara nicht – sie war der festen Überzeugung, daß er so wütend war, daß er nicht neben ihr schlafen wollte. Sie bezweifelte ernsthaft, ob sie je wieder den Mut aufbringen konnte, der Mannschaft unter die Augen zu treten. Wie, um alles in der Welt, konnte sie ihnen klarmachen, daß sie nicht absichtlich versucht hatte, sie zu vergiften? Sie mußte nicht lange nachdenken, bis sich ihr Kummer in Ärger verwandelte. Wie konnten sie nur annehmen, daß ihre Herrin so verbrecherische Anschläge verübte? Hielten sie sie tatsächlich für so schändlich, daß sie glaubten, sie wollte ihnen Schmerzen zufügen? Sara nahm sich vor, eines Tages, wenn sie das Vertrauen der Männer zurückgewonnen hatte, ein ernstes Wörtchen über ihre Neigung, voreilige Urteile zu fällen, zu sprechen.
    Auch Nathan schien sich Zeit zu lassen, ihr ihren Irrtum zu vergeben. Er kam erst am Morgen in die Kajüte, schmiß sich wortlos aufs Bett und schlief den ganzen Vormittag durch. Sara konnte es nicht lange ertragen, in einem Raum gefangen zu sein, und Nathans Schnarchen ging ihr entsetzlich auf die Nerven. Um halb eins schlüpfte sie durch die Tür und ging an Deck. Heute hatte sie einen blauen Sonnenschirm bei sich – sie öffnete ihn und machte sich für einen kleinen Spaziergang bereit.
    Es war die erniedrigendste Erfahrung, die sie im Leben gemacht hatte. Jeder Matrose, dem sie begegnete, drehte

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