Geliebte Feindin
gefragt, was ihr helfen könnte?«
»Sie möchte ihre Mutter bei sich haben.«
»Was könnte das schon helfen«, meinte Matthew brummig.
Nora erklärte energisch: »Sie braucht nur ihren Mann, Nathan, sie möchte, daß sie jemand tröstet und ihr den Rücken massiert.« Die letzten Worte mußte Nora schreien, denn Nathan stürmte schon aus der Kajüte.
Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte Nora: »Glaubst du, daß er Sara von uns erzählt?«
»Nein, Liebes, er wird kein Wort darüber verlieren«, beruhigte Matthew sie.
»Es gefällt mir gar nicht, Sara zu täuschen, aber sie würde es bestimmt nicht verstehen …«
»Pst, Liebes«, beschwichtigte Matthew und nahm Nora in die Arme. »Mit der Zeit wird sie auch mehr Verständnis aufbringen.«
Dem mußte Nora zustimmen. »Nathan ist sehr fürsorglich. Es wird nicht mehr lange dauern, bis ihm klar wird, daß er Sara liebt.«
»Selbst wenn er sie mag, Nora, würde er ernste Gefühle nie zulassen«, entgegnete Matthew. »Der Junge hat schon vor langer Zeit gelernt, sich gegen alle Empfindungen zu wappnen.«
»Unsinn«, schnaubte Nora. »Bei einer gewöhnlichen Frau mag ihm das vielleicht gelingen, aber du hast sicher schon selbst gemerkt, daß meine Nichte anders als andere Frauen ist. Sie ist genau das, was Nathan braucht. Sie ist fest davon überzeugt, daß ihr Mann sie liebt und daß es nicht mehr lange dauert, bis er es selbst merkt. Wir werden sehen.«
Sara hatte keine Ahnung, daß sie Gegenstand einer so vertraulichen Unterhaltung war. Sie war so damit beschäftigt, sich selbst zu bemitleiden, daß sie nicht einmal hörte, wie Nathan ins Zimmer kam.
»Sara, trink das, es wird dir helfen«, sagte er und umfaßte ihre Schulter.
Sie blinzelte, sah das Glas in seiner Hand und schüttelte den Kopf.
»Es ist Brandy«, erklärte er.
»Ich möchte nicht«, hauchte sie.
»Trink das.«
»Ich müßte mich übergeben.«
Er stellte hastig das Glas auf den Schreibtisch und schlüpfte unter die Decke an ihre Seite.
Sara preßte sich an die Wand und flehte ihren Schöpfer inbrünstig an, sie von dieser Peinlichkeit durch einen raschen Tod zu befreien. Gleichzeitig hegte sie die Hoffnung, daß der liebe Gott anderweitig beschäftigt war und ihre Bitte nicht erhörte. Sie war vollkommen durcheinander, weil sie selbst nicht wußte, was sie wollte.
Sie glaubte, die Schmerzen nicht mehr ertragen zu können, als Nathan vorsichtig ihre Taille umfaßte und langsam und sanft über ihr Kreuz strich. Die zarte Berührung war himmlisch, und der Schmerz ließ sofort nach. Sara schloß die Augen und kuschelte sich an ihren Mann, um seine Körperwärme zu spüren.
Sie registrierte kaum, daß das Schiff heftig hin und her schwankte. Nathan hingegen merkte es sehr wohl. Sein Magen war in Aufruhr, und er verwünschte sich, weil er das Abendessen trotz des rauhen Seegangs nicht hatte ausfallen lassen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sich sein Gesicht grün verfärbte.
Er massierte lange schweigend Saras Rücken und bemühte sich, nicht auf die rollenden Bewegungen des Schiffes zu achten. Aber sein Magen spielte nicht mit.
»Du kannst jetzt aufhören«, flüsterte Sara. »Ich fühle mich schon viel besser, danke.«
Nathan gehorchte und machte Anstalten aufzustehen, aber ihre nächste Aufforderung hielt ihn zurück.
»Bitte halt mich, Nathan, mir ist so kalt. Es ist sehr kühl heute nacht, nicht wahr?«
Ihm war so heiß, als ob er in der Hölle schmoren würde, und sein Gesicht war mit Schweißperlen bedeckt. Trotzdem tat er, was sie von ihm verlangte, und in wenigen Minuten fühlte sie sich nicht mehr so kalt an.
Als er meinte, daß sie eingeschlafen war, erhob er sich vorsichtig, aber er hatte wieder keine Chance, das Bett zu verlassen.
»Nathan, was ist, wenn ich unfruchtbar bin?« wisperte Sara.
»Dann bist du unfruchtbar.«
»Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Wir könnten dann keine Kinder haben.«
Er verdrehte die Augen. Gütiger Gott, sie klang so, als ob sie gleich wieder losheulen würde. »Du kannst unmöglich jetzt schon wissen, ob du unfruchtbar bist oder nicht.«
»Aber wenn ich es bin?« beharrte sie.
»Sara, was soll ich dazu sagen?« fragte er mit unverhohlener Ungeduld. Sein Magen rebellierte wieder, und nicht einmal tiefe Atemzüge beruhigten ihn. Er schob die Decken beiseite und versuchte zum drittenmal aufzustehen.
»Wirst du dann immer noch mit mir verheiratet sein wollen?« fragte sie. »Wir bekommen weder die
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