Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
Vom Netzwerk:
getan habt, glaube? Außerdem brauche ich nicht Eure Erlaubnis, Mylord. Ich bin diejenige, die das Schwert in der Hand hat.“
    Simon nickte.„Zugegeben. Aber ihr würdet keine fünf Schritt weit kommen, bis meine Männer Euch wieder eingefangen hätten. Ich verlange, mit Euch zu verhandeln. Senkt das Schwert und erklärt einen Waffenstillstand.“
    Annes Blick traf kurz den seinen. Ein Fehler, wie sie sich eingestehen musste. Denn sie sah eine solch gnadenlose Entschlossenheit in seinen Augen, dass sie beinahe aller Mut verließ. Schnell richtete sie ihren Blick wieder auf die schimmernde Klinge. „Malvoisier hat die Regeln des Waffenstillstands nicht geachtet“, sagte sie. „Warum solltet Ihr es tun – oder ich?“
    Simon rührte keinen Muskel. „Ihr seid nicht Malvoisier, genauso wenig wie ich, Lady Anne. Senkt das Schwert und redet mit mir.“
    Selbst im Krieg gab es Regeln. Das wussten sie beide. Und dass Gerard Malvoisier keine Ehre hatte, bedeutete nicht, dass sie sich auf sein Niveau begeben musste, das war Anne deutlich bewusst. Sie wollte zwar nicht bleiben und mit Simon Greville sprechen, aber sie hatte einen Ehrenkodex, und an den hatte er appelliert.
    „Wenn ich mich bereit erkläre zu verhandeln und Ihr mich dann verratet“, stellte sie klar, „werde ich Euch töten.“
    Simon nickte. Er lächelte nicht mehr. „Das versteht sich von selbst.“
    Anne trat zurück, bis ihr Rücken die Tür berührte, und ließ die Spitze des Schwerts zu Boden sinken. Sie drehte die Waffe nachdenklich in den Händen, um sie zu prüfen. Sie hatte eine lange Klinge und einen kunstvoll gearbeiteten Griff. „Das ist eine schöne Waffe. Das Schwert eines Kavalleristen.“
    „Es gehörte meinem Vater.“ Simon rieb sich über die Stirn. „Er schenkte es mir, und nun benutze ich es, um auf der Seite seiner Feinde zu kämpfen.“
    Annes Herz zog sich zusammen, als sie den Schmerz in seiner Stimme hörte. Sie ahnte, dass so mancher Simon Greville unterstellen würde, er hätte keine Moral, weil er die royalistische Sache seines Vaters verraten hatte. Aber sie wusste, dass zahllose Männer die Entscheidung hatten treffen müssen, ihre Ehre und Prinzipien über ihre Familie zu stellen. Sie kämpften für das, was sie für richtig hielten. Der König hatte eine Armee gegen sein eigenes Parlament aufgestellt, und wenn sie selbst ihm auch die Treue geschworen hatte, wusste sie doch, dass es einige gab, die dachten, Charles habe sein Volk verraten. „Es tut mir leid“, sagte sie leise.
    Beinahe unmerklich verlagerte Simon sein Gewicht. „Es mag sentimental sein, aber ich würde das Schwert gerne wieder in meiner eigenen Hand haben, Lady Anne.“
    Anne nickte. „Das kann ich mir gut vorstellen.“ Sie sah, dass Simons Hand zu der Tasche in seinem Mantel wanderte, und erinnerte sich plötzlich, dass er dort einen Dolch verborgen hatte. Schnell hob sie die Schwertspitze wieder gegen seine Brust, und er hielt inne. „Nicht doch, Lord Greville.“
    „Ich bitte um Vergebung. Ich wollte Euch nur den Dolch zurückgeben, für den Fall, dass Ihr ihn ebenso wertschätzt.“
    Anne fühlte verräterische Tränen in ihren Augen brennen. Für sie war alles, was ihr Vater ihr gegeben hatte, sei es materi eller oder ideeller Natur, von höchstem Wert, und je schwächer er wurde, desto mehr wuchs ihre Verzweiflung. Bald schon würde er tot sein, und es würde nichts von ihm bleiben, außer seine beispielhafte Treue gegenüber dem König und seine Loyalität für die Menschen von Grafton. Sie war heute Nacht in Simons Lager gekommen, weil sie wusste, dass es das war, was ihr Vater getan hätte. Er hätte das Wohl seiner Leute über den Ruhm eines militärischen Sieges gestellt.
    Sie blinzelte sich die Tränen aus den Augen. „Legt den Dolch auf den Tisch“, sagte sie mit rauer Stimme. „Aber tut es langsam. Und kommt nicht näher.“
    „Diesen Fehler werde ich ganz sicher nicht machen“, versicherte Simon.
    Anne beobachtete, wie er die Hand in die Tasche gleiten ließ, den Dolch herauszog und ihn vorsichtig auf den Tisch zwischen ihre beiden leeren Weingläser legte. Sie bemerkte erst, dass sie die Luft angehalten hatte, als er die Hand zurückzog und sich wieder einige Schritte entfernte und sie endlich aufatmen konnte.
    „Sehr gut. Also …“ Ihr Tonfall glich dem seinen, den er früher am Abend angeschlagen hatte. „Ihr habt um Unterhandlungen gebeten. Über was wollt Ihr reden?“
    Wieder fuhr sich Simon mit der Hand über

Weitere Kostenlose Bücher