Geliebte Gefangene
zitterte, und wusste, dass auch Simon es bemerken musste. „Das Leben meines Vaters, mein Heim, die Loyalität meiner Leute …“ Sie sah auf. „Wenn Ihr mir Eure Dankbarkeit zeigen wollt, Lord Greville, nehmt sein Leben. Tötet ihn für mich.“
Für einen Augenblick starrte Simon sie nur an, bevor er sie mit einer wilden Bewegung an sich riss. Seine Hand grub sich in ihr Haar, und ihre Lippen trafen sich. Anne ergab sich ihm mit einem kleinen Seufzer. Ihr Mund öffnete sich unter dem seinen. Sein Feuer erweckte all ihre Sinne zum Leben. Die plötzliche Welle der Leidenschaft machte Anne schwindelig – genau wie die Vertrautheit des Gefühls. Die Jahre schienen von ihr abzufallen, und sie war wieder siebzehn und in dem ummauerten Garten von Grafton, fühlte die Sonne auf ihrer Haut und Simons muskulösen Körper, als er sie an sich presste.
Aber dies war nicht der Kuss eines Jünglings. Er war voll wilden Begehrens und dem Verlangen eines Mannes nach einer Frau. Sie ergab sich ihm hilflos, sich nur noch seiner Berührung und seines Geruchs bewusst, dem Gefühl seiner Hände auf ihrem Körper, dem Duft seiner Haut, überraschend und zugleich schmerzhaft vertraut.
Simon schlang einen Arm um ihre Taille, hob sie hoch und war mit zwei langen Schritten an seinem Feldbett. Er bettete sie auf das harte Lager und legte sich neben sie. Seine Lippen fanden die ihren in einem fordernden und leidenschaftlichen Kuss. Anne erwiderte ihn ohne Zurückhaltung. All ihre Wut und die Angst und Verzweiflung, die sie an diesem Abend gespürt hatte, entluden sich in einer Explosion der Leidenschaft. Sie wusste, dass sie ihn eigentlich hassen sollte, aber sie konnte es nicht. Sie wollte die Sicherheit und die Hoffnung auf eine Zu kunft, die sie sich in der Vergangenheit versprochen hatten. Was sie für ihn empfand, kam einem Gefühl von Liebe gefährlich nahe.
Sie merkte, dass Simons Hände zitterten, als er die Haken und Ösen ihres Kleides löste und ihr Mieder öffnete. Er beugte sich zu ihr, und seine Lippen liebkosten ihren Hals. Seine Hand glitt in ihr Unterkleid. Eine Locke seines dunklen Haares streifte ihre Wange, und Anne zitterte vor Begehren. Im flackernden Licht von Feuer und Kerzen sah sein Gesicht hart aus, konzentriert, ein Abbild seines Verlangens.
Er zog ihr Unterkleid zur Seite und legte eine Hand um ihre Brust, seine Lippen schlossen sich um ihre Brustspitze. Anne seufzte und wand sich unter seiner Berührung. Sie grub ihre Finger in sein Haar und zog seinen Kopf gegen ihre glühende Haut. Ihr Körper war halb entblößt, das Mieder geöffnet, ihr Haar eine Flut, die sich über das Lager ergoss.
Sie fühlte Simons Hand unter der schweren Fülle ihres Rocks auf ihrem Schenkel. Die Luft strich kühl über ihre Haut. Doch dann zog er sich zurück. Anne fühlte es wie einen schmerzhaften Verlust und griff blind nach ihm. Ihr Verstand verlor sich in einer Mischung aus Verwirrung und Verlangen. Er war nicht mehr da. Sie fühlte sich einsam und kalt.
Langsam öffnete sie die Augen. Simon saß auf der Kante des Bettes, die Hände neben sich aufgestützt, als müsste er sich mit Gewalt daran hindern, sie wieder in seine Arme zu ziehen. Sein Atem kam sehr schnell und hart. Und wenn er sich auch halb abgewandt hatte, konnte Anne auf seinem Gesicht doch dieselben verwirrenden Gefühle erkennen, die sie selbst spürte.
In diesem Augenblick traf sie die Wahrheit wie ein eiskalter Windstoß. Simon Greville hätte sie beinahe genommen, hier in seinem Quartier, wie ein Soldat eine Hure am Wegesrand. Und sie hätte es zugelassen. Simon Greville, ihr Todfeind. Jetzt, da ihr Verstand zurückkehrte, war es ihr vollkommen unverständlich.
Röte überzog ihr Gesicht, und ein unartikulierter Laut entrang sich ihrer Kehle. Mühsam kam sie auf die Füße. Ihre Hände zitterten, als sie mit schnellen Bewegungen ihr Mieder richtete und den Mantel um ihre Schultern zog. Sie hielt ihn eng um sich wie einen Schutzschild und wollte nur noch fort von hier.
Simon war ebenfalls auf die Füße gekommen. „Anne.“ Zum ersten Mal in dieser Nacht nannte er sie bei ihrem Namen. Sei ne Stimme war heiser vor Verlangen, und ihr Klang ließ sie erbeben. Sie dachte, dass er genauso benommen aussah wie sie, und sie wusste, dass er sie in der nächsten Sekunde wieder in die Arme reißen, zu seinem zerwühlten Lager tragen und dort lieben würde. Die Geister der Vergangenheit setzten ihm offensichtlich genauso zu wie ihr selbst.
Heftig schüttelte
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