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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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ausfallen, wäre Munas Tugend ernsthaft in Gefahr.
    Muna und Edwina sahen sie mit neugierigen Blicken an, während Anne sich mit einem tiefen Seufzer auf einen der hölzernen Stühle sinken ließ.
    „Lord Greville ist Sir Henry sehr ähnlich. Er ist nur viel …“ Sie hielt inne, als ihr die gespannte Aufmerksamkeit der beiden Frauen bewusst wurde. „… viel energischer,“ beendete sie vorsichtig ihren Satz, da sie auf keinen Fall zu viel von ihren Gefühlen preisgeben wollte.
    „Der Herr sei uns gnädig!“, sagte Edwina trocken. „Wie Sir Henry, nur viel energischer!“ Sie musterte ihren früheren Schützling mit durchdringendem Blick. „Ihr werdet ja rot, Mylady. Ich meine mich zu erinnern, dass Ihr Lord Greville mit großer Wertschätzung betrachtet habt, als er nach Grafton kam, um um Euch zu werben.“
    Man hörte Holz über Stein schleifen, als sich die Tür öffnete und John wieder eintrat. Anne nahm den Becher mit warmer Milch, den er ihr reichte, dankbar entgegen. Sie schloss ihre kalten Finger um das Gefäß und nutzte die Zeit, um sich im Stillen gegen Edwinas Nachfragen zu wappnen. „Es ist viele Jahre her, dass Simon Greville hierherkam, Edwina. Hast du vergessen, dass wir jetzt auf verschiedenen Seiten stehen?“
    Die ältere Frau machte ein ungläubiges Geräusch. Die Loyalität von Annes engsten Bediensteten war unumstößlich, aber sie hatten eine viel einfachere Sicht auf die Treuepflicht zu König oder Parlament als sie. Für sie bedeutete diese Auseinandersetzung nichts als Ärger, der den Armen die Nahrung stahl, Bruder gegen Bruder stellte und Müttern ihre Söhne nahm. Sie unterstützen den König vor allem deswegen, weil der Earl ein Mann des Königs war und sie ihm und seiner Tochter die Treue hielten. Und nun, wurde Anne mit sinkendem Mut bewusst, würde sie ihnen sagen müssen, dass sie versagt hatte.
    „Lord Greville wird den Angriff auf Grafton nicht absagen“, erklärte sie schließlich ohne weitere Umschweife. „Ich habe ihn darum gebeten, doch er hat sich geweigert.“
    Sie sah die anderen über den Rand ihres Bechers an. Es herrschte ein Moment der Stille, in dem sie ihre eigene Verzweiflung und den Schrecken deutlich in deren Gesichtern erkennen konnte. Sie hatten alle gedacht, dass sie sie retten würde.
    John räusperte sich. „Ihr habt Euer Bestes getan, Mylady“, sagte er rau. „Das war viel mehr als dieser elende Hund Malvoisier für uns tun würde. Fühlt Euch also nicht schlecht deswegen.“
    Muna ergriff ihre Hand. „Er wollte es nicht einmal tun, um Sir Henry zu retten? Oh, Nan …“
    Müde schüttelte Anne den Kopf. „Es tut mir leid, Muna. Ich habe wirklich mein Möglichstes getan. Aber Lord Greville glaubt, dass Sir Henry am ehesten gerettet werden kann, wenn er die Burg einnimmt. Also …“ Sie ließ den Rest des Satzes ungesagt.
    „Der König“, warf John ein, und in seinen Augen blitzte Hoffnung auf. „Es ist immer noch Zeit. Ganz sicher wird doch der König kommen, um seinen Schatz zu retten, Madam.“
    Anne winkte ab. „Das kann er nicht. Es ist viel zu gefährlich. Falls er angreifen und versagen sollte, wäre das Geheimnis enthüllt. Wir können nichts anderes tun, als uns ruhig zu verhalten.“
    „Also warten wir jetzt auf den Angriff“, sagte Edwina. Auch wenn ihr Tonfall forsch war, verrieten ihre blassen Wangen, was sie tatsächlich fühlte. „Was wird passieren, Madam? Wird Lord Greville gewinnen?“
    „Das ist sehr gut möglich.“ Anne war zu müde, und das Herz war ihr so schwer, dass sie nicht mehr lügen konnte. „Er hat Kanonen, und Grafton kann einem Artillerieangriff nicht standhalten.“
    Sie drückte Munas Hand und stand auf. „John, Edwina, geht in die Küche und holt genug Brot, Käse und Ale, um uns für einige Zeit zu ernähren. Bringt die Bediensteten zu ihrem eigenen Schutz ebenfalls mit. Wir brauchen Feuerholz und Wasser. Ich habe vor, diesen Turm zu sichern, sobald der Angriff anfängt. Muna, geh zu Sir Henry. Wenn er schläft, weck ihn nicht auf. Ich habe nicht vor, ihn Gerard Malvoisier auszuhändigen, wenn ich es irgendwie verhindern kann.“
    Munas Miene hellte sich ein wenig auf, und sie erhob sich zitternd.
    „Gott schütze sie“, sagte Edwina traurig, als das Mädchen aus dem Zimmer eilte. „Sie ist kaum mehr als ein Kind und glaubt, verliebt zu sein. Was auch immer passiert, für sie wird der kommende Tag böse ausgehen, Madam.“
    „Er wird für uns alle böse ausgehen“, sagte Anne mutlos.
    Falls

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