Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
drüben an Bord, wenn die Sonne untergeht.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr, Chef«, sagte Juan und gab dem Sessel, auf den man ihn festgebunden hatte, einen Tritt. »Das sind doch Gangster! Ich weiß auch, wer sie sind! In der ganzen Karibik sucht man sie. Ein von ihnen überfallener amerikanischer Millionär hat 500.000 Dollar Belohnung ausgesetzt! 500.000 Dollar, Chef! Die können wir uns verdienen.«
    »Wenn wir Glück haben, Juan, gewinnen wir noch mehr.« Andreas Rainherr stieg hinunter zu seinen Kabinen. Juan folgte wie ein verstörter Hund.
    »Wir müssen Glück haben, Junge! – Ist mein weißer Smoking in Ordnung?«
    »Ihr – Ihr Smoking, Chef? Hier?«
    »Ich glaube, ich werde ihn heute mit einer Freude tragen, wie ich sie bisher noch nicht empfunden habe. Begreifst du das?«
    »Nein! Nichts, Chef.«
    »Das ist gut. Ich begreife mich ja selbst nicht mehr …«
    Pünktlich nach einer halben Stunde kletterte Rainherr wieder hinüber auf die ALTUN HA. Er trug seine geflickten alten Jeans und das fürchterlich kitschige Hemd mit der aufgedruckten Palmeninsel.
    Auf der ANNETTE I bügelte unterdessen Juan Noales ein Smokinghemd und bürstete die schwarze Hose aus. Dann rannte er in die Kombüse und überwachte das Anbraten seines Gulaschs.
    Jim saß unter dem Steuerstand im Schatten und rauchte eine Pfeife. Es sah aus, als dampfe ein roter Wald.
    »Was Neues?« fragte Rainherr.
    »Nichts. Wir machen uns Sorgen. Sie läßt nichts von sich hören. Ich habe einmal an die Tür geklopft, da hat sie gebrüllt: Laßt mich in Ruhe, ihr Idioten! Da wußten wir, ihr geht's besser. Aber trotzdem … keine Befehle, rein gar nichts. Diese Stille macht uns nervös.«
    »Und das sagt ein Profi!« Rainherr lachte und klopfte Jim auf die Schulter. »Wir werden hier noch einige Tage liegen.«
    »Hier? In den Cays? Verrückt!«
    »Urlaub machen, Jim. Schwimmen, Fische stechen, faulenzen … warum nicht?«
    »Wir haben ein Unternehmen, Sir, das keinen Stillstand verträgt. Ist Ihnen das klar? Und wenn wir nicht pünktlich – wie geplant – zurückkehren, startet Fernando. Und dann gnade Ihnen Gott! Fernando macht Sie kalt.«
    Dr. Rainherr zog die Augenbrauen zusammen. Ein neuer Name, ein männlicher sogar! Das störte ihn.
    »Wer ist dieser Fernando?«
    »Fernando Dalques. Hat sie nichts von ihm erzählt?«
    »Nein!« Ein Kloß hing plötzlich zwischen Rainherrs Stimmbändern und der Zunge. Warum hat sie ihn verschwiegen?, dachte er. Ich habe keinen Geliebten, hat sie mir noch nachgerufen. Vor einer halben Stunde noch. Hatte sie gelogen?
    »Wer ist dieser Dalques?«
    »Ihr Partner, Sir.«
    »Aha … Partner …« Der Kloß im Hals wurde dicker und behinderte sogar das Atmen.
    Aber – warum soll es keinen Fernando in ihrem Leben geben, dachte er. Warum rege ich mich so auf, daß es ihn gibt? Dr. Andreas Rainherr, du bist doch nicht so ein Idiot, daß du glaubst, eine Frau wie Mary-Anne habe nur auf dich gewartet!
    »Geschäftspartner, Sir …«, sagte Jim, als ahne er Rainherrs Gedanken. Dabei grinste er impertinent und blies aus seiner Pfeife Rauchwolken. Nach einer Weile fuhr er fort:
    »Privat, wenn Sie wissen, was ich damit meine … Sir! Da ist nichts bekannt von unserem Käpten. Als sie uns anheuerte – das war vor vier Jahren genau, und das Schiff war damals halb so groß wie dieser neue Kahn –, da lautete ihre Begrüßungsrede: ›Ihr seht, daß ich ein Mädchen bin! Vergeßt es! Wer glaubt, mit einer Frau könne man anders umgehen als mit einem Mann, der irrt sich. Wer ist der Stärkste von euch?‹« Jim grinste wieder. »Oh, ich habe jedes Wort behalten, Sir. Das war ein Tag, den ich nie vergesse. Der stärkste Mann – das war natürlich ich. Und ich Irrer trete auch noch vor und sage: ›Hier!‹ Und was antwortet sie? ›Sehr gut. Dann komm her und versuche mich zu vergewaltigen!‹ – Ich glaub', ich höre nicht recht. Aber dann bin ich doch auf sie los, weil sie mich so anlächelte wie die Juana in der Bar von Kingston. Sir … ich lag plötzlich auf dem Rücken wie ein heruntergeschüttelter Maikäfer! Vier Tage lang war mein rechter Arm lahm, und meine rechte Schulter hatte einen Höcker. Das ging alles blitzschnell … ein Seitwärtswurf und dann ein Karateschlag, genau dosiert, sonst hätte sie mir das Schulterblatt zertrümmert. Und das mit ihren kleinen zarten Händen! Wir waren damals zu dritt … und später, bei jeder Neueinstellung, flog der Kamerad erst einmal durch die Luft. Das gehörte

Weitere Kostenlose Bücher