Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
Vom Netzwerk:
einmal so weit gekommen war – gut, genau genommen zweimal –, hatte er nicht vor, so bald wieder von ihr zu lassen.
    Sie erwiderte nichts und wartete.
    „Eigentlich brauchst du nur zwei Dinge zu wissen“, befand Mark. „Das eine betrifft meine Vergangenheit, das andere die Zukunft.“
    Bei dem Wort Zukunft sog sie scharf den Atem ein. Fast meinte er zu spüren, wie sie sich wieder verkrampfte. Doch sie sagte nichts, er hörte nur ein vages „Hmmm?“
    „Du musst wissen“, stellte er klar, „dass ich dich niemals geliebt hätte, wenn du danach Gefahr liefest, schutzlos und allein auf dich gestellt zu sein. Risiken gibt es im Leben immer, und selbst wenn ich beabsichtige, das zu tun, was sich gehört, so könnte ich im nächsten Moment … vom Blitz getroffen werden – zum Beispiel. Ich wollte nicht das Wagnis eingehen, wollte nicht, dass dir die Mittel fehlen, solltest du für ein Kind sorgen müssen.“ Nur zu gut erinnerte er sich der Frau in Bristol, die ihr Neugeborenes ausgesetzt hatte. Er wollte sichergehen, dass sie niemals in diese Lage geriet, dass nicht sein Kind es wäre, das dieses Schicksal ereilte.
    „Ich … darüber hatte ich auch schon nachgedacht.“ Sie legte ihre Hand an seine Wange.
    „Weshalb ich heute Morgen zu meinem Anwalt gegangen bin und dir fünftausend Pfund habe anweisen lassen. Das zur jüngsten Vergangenheit.“
    Jäh setzte sie sich auf und zog die Laken mit sich. „Du hast was?“
    „Ich habe fünftausend Pfund für dich gewinnbringend verwendet“, erwiderte er ruhig – doch das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Sie schlang die Arme um ihre Knie. „Ich brauche dein Geld nicht. Ich will es nicht. Ich werde es nicht annehmen.“
    „Schade“, meinte er. „Das Geld ist in einen Fonds auf deinen Namen angelegt. Ich komme nicht mehr daran, selbst wenn ich es wollte.“ Zaghaft streckte er die Hand nach ihr aus.
    Sie wich zurück. „Ich will nicht hoffen, du siehst es als Bezahlung für geleistete Dienste.“
    „Sei nicht albern. Zu besagtem Zeitpunkt konnte von irgendwelchen Diensten keine Rede sein, und als ich dich berührte, warst du längst eine vermögende Frau.“
    Sie schnaubte. „Verzeih, aber ich … ich verstehe nicht, warum du das getan hast.“
    Eine Weile blieb er schweigsam. Er wusste nicht genau, was er darauf erwidern sollte.
    „Ich habe Geld“, fuhr sie fort. „Nicht viel, aber ausreichend. Ich hätte dein Geld nicht gebraucht.“
    „Jetzt hast du mehr“, meinte er achselzuckend.
    Sie lachte ungläubig. „Also wirklich! Ich verstehe dich nicht. Was soll das alles? Wie kann das sein? Gestern war ich mutterseelenallein auf der Welt, und jetzt …“ Sie schüttelte den Kopf. „Frauen wie mir passieren derlei Dinge nicht.“
    Wieder diese Worte. „Frauen wie dir?“, fragte er und musste sich beherrschen, nicht aufzubrausen. „Was für Frauen sollen das sein?“
    „Mark, ich bin eine Frau, die außerhalb der Ehe unkeusch war.“
    „Jessica“, ahmte er sie nach, „wie du vielleicht bemerkt hast, bin ich ein Mann, der außerhalb der Ehe unkeusch war.“
    Sie verstummte.
    „Warum, glaubst du wohl, bin ich jetzt hier, bei dir?“, fuhr er fort. „Ich hatte dir einmal gesagt, du seiest der Grund der Keuschheit, nicht ihr Feind. Wozu wäre es gut, an Prinzipien festzuhalten, die dir nur das Gefühl gäben, du wärst meiner nicht würdig? Wenn ich dich – das betrifft jetzt die Zukunft – heirate, sollst du wissen, dass du mir ebenbürtig bist.“
    „Dich heiraten? Du willst mich nicht heiraten, das kann nicht dein Ernst sein. Du brauchst dich nicht dazu verpflichtet fühlen.“
    „Ich habe deinetwegen achtundzwanzig Jahre Keuschheit aufgegeben. Das habe ich nicht aus einer Laune heraus getan. Ich halte nicht aus einem flüchtigen Gefühl der Verpflichtung oder des Bedauerns um deine Hand an. Ich will mein Leben mit dir teilen. Ich will, dass du meine Brüder kennenlernst. Ich will, dass du die Mutter meiner Kinder wirst.“
    Sie rang nach Atem. „Du kannst mir nicht weismachen, dass es dein Traum war, eine Kurtisane zu heiraten. Sosehr ich versuche, es mir vorzustellen … nein, es will mir nicht gelingen.“
    Er griff nach ihrer Hand. „Stimmt, das hätte ich mir nicht träumen lassen. Aber nun, da ich dich gefunden habe, scheint mir alles andere ein Albtraum zu sein. Träume ändern sich mit der Zeit, oft zum Besseren.“
    „Da habe ich andere Erfahrungen.“ Ihre Stimme klang tonlos, aber sie ließ ihm ihre Hand. „Vor zwei Monaten war

Weitere Kostenlose Bücher