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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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lautstarke Geselligkeiten. Und dann spürte sie auch schon seine Wirkung, wie ein Tritt in den Allerwertesten schlug der Alkohol ein. Wie Feuer, das sich in ihrem Bauch ausbreitete und all ihre Sorgen verzehrte.
    Sie räusperte sich und begutachtete die im Glas so harmlos anmutende Flüssigkeit. „Sie hätten mich warnen sollen. Das haut den stärksten Mann um.“
    „Dazu ist es gedacht“, meinte er mit einem Lächeln, das jedoch gleich wieder verschwand, als er sie betrachtete. „Wenn ich ehrlich sein soll, Sie sahen so aus, als könnten Sie eine kleine Aufmunterung vertragen. Das hat noch immer geholfen.“ Er nahm einen weiteren Schluck. Sein Blick fiel auf ihre Hände, die sie um ihr Glas gelegt hatten, schweifte von ihren Händen ihre Arme hinauf. „Vielleicht versuche ich auch nur, den besseren Teil meiner selbst zu ertränken.“
    Die Glut in seinen Augen ließ sie fast das Brennen des Apfelschnapses vergessen. Ein Blick in diese Augen könnte sie alles vergessen lassen. Diese dunkle Begierde. Verlangen. Das alles sah sie in seinen Augen. Zu viel für sie.
    Jessica schaute beiseite und trank einen weiteren Schluck. Lieber Feuer herunterschlucken als seinen Blick erwidern. Hatte sie auch einen besseren Teil ihrer selbst? Wenn ja, dann war es wohl Amalie gewesen. „Schön für Sie“, sagte sie. „Ich habe nur einen schlechteren Teil.“
    Er griff nach der Flasche und schenkte sich nach.
    „Nicht das Gute im Menschen verführt Männer und Frauen zur Sünde, Sir Mark“, sagte sie. „Es ist das Dunkle, Abgründige, das sie zusammenbringt. Unsere bessere Hälfte hat nicht das Bedürfnis nach einem anderen, der sie tröstet und hält.“
    Erst als sie es aussprach, wurde ihr bewusst, was sie eigentlich wollte. Vielleicht war sie ja deswegen gekommen. Nicht reine Lust hatte sie getrieben, sondern die Sehnsucht nach etwas, das weiter ging, tiefer.
    Sie hatte Trost gesucht. Hatte sie doch einen besseren Teil in sich?
    Er nahm erneut einen Schluck. „Noch etwas Apfelbrand?“, fragte er beiläufig.
    Jessica strich sich vorsichtig über den Hals. „Warum nicht? Es scheint, als habe meine Kehle bislang keinen Schaden genommen.“ Sie hielt ihm ihr Glas hin.
    Statt es zu fassen und ihr nachzugießen, rutschte er näher an sie heran. Innig sah er sie an, schloss seine Hand um die ihre. War ihr der Brandy wie Feuerzungen erschienen, so war Sir Mark die schwelende Glut. Seine Finger umfingen die ihren, hielten ihre Hand ruhig, damit er beim Nachschenken nichts verschüttete.
    Auch als sie das Glas an ihre Lippen hob, nahm er seine Hand nicht fort. Sie zog ihn dadurch an sich heran, und er folgte ihren Bewegungen, bis er nun wirklich neben ihr saß. So dicht, dass sie seine Hüfte an der ihren spüren konnte. Der Atem stockte ihr, sie ließ das Glas an ihren Lippen verharren. So warm und lebendig war er, und seine Berührung vermochte all die dunklen Schatten zu vertreiben, die um sie waren.
    „Was haben Sie vor?“, fragte sie ihn.
    „Ich denke nach.“ Seine Stimme war tief und dunkel. „Über richtig und falsch.“
    Er strich ihren Arm hinauf, fasste sie beim Ellbogen, dass sie nicht anders konnte, als sich ihm zuzuneigen. Mit der anderen Hand nahm er ihr das Glas aus der Hand und stellte es neben die Flasche auf den Boden. Sie erschauderte, schloss ihre Finger um seinen Arm.
    „Wie ich sehe, haben Sie sich gegen das Richtige entschieden“, sagte sie mit bebender Stimme.
    „Nicht ganz“, meinte er und lehnte sich an sie, schmiegte sein Gesicht an ihre Halsbeuge. Sie spürte seinen Atem an ihrem Hals, auf ihrer Haut, spürte ihn den Arm um ihre Taille legen.
    Woher wusste er, dass sie genau das jetzt brauchte, dass jedes weitere Wort sie gänzlich aus der Fassung gebracht hätte?
    Woher wusste er, dass er sanft mit dem Daumen über ihr Kinn streichen, ihren Kopf in seiner Hand wiegen sollte? Woher wusste er, dass sie einfach nur ihre Stirn an der seinen ruhen lassen wollte? Jeder andere Mann hätte die Situation ausgenutzt und wenig auf ihre Bedürfnisse gegeben. Er hätte sie erobern, nicht tröstend in den Armen halten wollen.
    „Sie zittern“, stellte er fest.
    „Ich hatte schlechte Nachrichten.“
    Er verlangte nicht, dass sie mehr erzählte. Er verlangte überhaupt nichts von ihr. Sie fühlte sich noch elender, fühlte sich falsch, schlecht, schmutzig, denn sie war gekommen, um Trost zu suchen. Und er spendete ihr welchen, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen. Wie niederträchtig dagegen ihr

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