Geliebte magische Lilie
fassungslos anstarre holt sie aus und schmettert mir etwas an den Kopf, der stechende Schmerz lässt Sterne vor meinen Augen tanzen, dann wird alles Schwarz.
Als ich wieder zu mir komme, pocht mein Schädel vor Schmerz, und ich kann etwas Klebriges an meiner Schläfe fühlen. Als ich meine Hand hebe um danach zu tasten ertönt ein leises Klirren und Metall schneidet in mein Fleisch. Mühsam hebe ich meine Lider und blinzle, um wieder klar zu sehen. Ich liege mit einer Kette fixiert am Boden. Es ist dämmrig, nur in der Mitte des Raumes ist etwas Licht, ein warmer Schein, der von Dutzenden Kerzen stammt. Sie beleuchten einen glatten Tisch auf dem ein altes Buch und einige Ritualgegenstände liegen. Als ich meinen Blick auf die dunklen Bereiche des Zimmers lenke, scheint die Dunkelheit sich zu bewegen. Ich kneife die Augen zusammen, aber die wallende Bewegung bleibt. „Lilly bist du wach?“, ertönt da Lukas gepresste Stimme aus den Schatten. Wie um mich zu verhöhnen, verstärkt sich das Wallen und die Dunkelheit teilt sich und macht mir den Blick auf Lukas frei. Er hängt mit gespreizten Armen und Beinen an der Wand, nur dass es keine Wand ist, es sind die Schatten. Sie haben sich hinter ihm aufgetürmt und halten ihn so fest. Mir wird übel, ich würge vor Grauen, „Lilly, was ist mit dir, bist du verletzt?“, fragt er alarmiert. Ich zwinge mich zu antworten: „Möglicherweise eine Gehirnerschütterung. Was ist passiert, während ich bewusstlos war? Und noch wichtiger ist Maurice auch hier?“ „Er hängt auch in den Schatten, an der anderen Seite des Zimmers, aber sie haben ihn mehr eingehüllt als mich, das hindert ihn wohl am Sprechen, ich sehe nur seine Augen.“ Eine kalte Faust legt sich um mein Herz, das Bild vom Tod meiner Großmutter kommt mir in den Sinn, auch von ihr hatte ich nur noch die Augen gesehen. „Die Schatten haben mich im Flugzeug völlig verschluckt und erst wieder rausgelassen, als ich hier war. Nun ja rausgelassen trifft es nicht so ganz“, fügt er bitter hinzu. Also weiß er es noch gar nicht, „ich weiß, wer der Verräter ist, ich habe sie gesehen, es ist meine Tante Amanda“, sage ich brüchig. Ich höre, wie er scharf die Luft einzieht. Ich bin inzwischen wieder so weit bei mir, dass ich in Richtung der Verankerung meiner Kette robbe, bis ich mich aufsetzen kann. Es ist fast beleidigend, während Maurice und Lukas in Schatten gewickelt sind, hänge ich an einer ungefähr zwei Meter langen Kette. Ich hatte mich nur nicht bewegen können, weil sie schon gespannt gewesen war. Ich drücke mich zittrig vom Boden hoch und taumle zum Tisch, aber die Kette ist etwas zu kurz. Ich strecke mich um das Buch zu erreichen, aber mir fehlt knapp ein halber Meter Kette, ich stöhne frustriert auf, trete wieder zurück und lasse mich deprimiert wieder auf dem Boden nieder. „Was ist?“, fragt Lukas besorgt. „Ich dachte ich könnte das Buch erreichen, um dort vielleicht etwas Hilfreiches zu finden, aber die Kette ist zu kurz.
So sehr ich mich auch anstrenge, ich kann Maurice nicht erkennen und ich kann die Verankerung meiner Kette nicht lösen. Also tue ich das Einzige, was ich tun kann, ich setzte mich genau neben die Verankerung, um möglichst viel Spielraum für Bewegungen zu haben, als ob das viel nützen würde.
Lukas sagt nichts mehr und er scheint mir immer blasser zu werden, als ob diese verfluchten Schatten ihm schon das Leben aussaugen würden, aber das könnten auch meine überreizten Sinne sein, wie ich mir eingestehen muss. Aber ich muss nicht lange so warten, denn keine halbe Stunde nach meinem Aufwachen höre ich Schritte. Den Versuch meine Magie zu sammeln gebe ich gleich wieder auf, denn er jagt stechende Schmerzen durch meinen Schädel, die jeden Versuch sich zu konzentrieren zunichtemachen. Als die Tür sich öffnet, ist es tatsächlich Amanda, die hereinkommt und ihr Aufzug verheißt nichts Gutes. Sie trägt einen Zeremonienumhang, ich könnte wetten, dass er meiner Großmutter gehört hat, denn ich kann die schlanken Knöchel meiner Tante vorblitzen sehen, weil er ihr deutlich zu kurz ist. Der schwarze Umhang bedeckt sie, bis auf die Füße, vom Hals abwärts völlig. Die Art wie die feinen gestickten Runen darauf leuchten verrät mir, dass sie schon zuvor einige Zauber gewirkt haben muss. Während sie durch die Schatten schreitet, wirken ihr blondes Haar und die blasse Haut ihres Gesichts und der Füße gespenstisch in der Dunkelheit der Schatten. Ihr Blick ist
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