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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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erweist?'
    Ich schaute sie einen Augenblick verständnislos an und brach dann in ein befreiendes Lachen aus. Schließlich sagte ich: 'Okay! Gehen wir halt! Vielleicht haben wir hinten mehr Glück! Man darf nichts unversucht lassen.'
    Da zögerte Myriam und murmelte dann sichtlich verlegen: 'Würdet ihr inzwischen vorausgehen? Ich möchte die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen und den Dämonen die ihnen gebührende Ehre erweisen.'
    Kurzes Schweigen, dann allgemeines Gelächter. Hierauf erklärte Lydia, ebenfalls den Dämonen die ihnen gebührende Ehre erweisen zu wollen, und schickte mich ganz allein voraus. Also wünschte ich beiden gute Verrichtung und trollte mich. Ich machte einen kleinen Umweg und ging am Eingang mit der langen Inschrift vorbei und warf sehnsüchtige Blicke hinauf und wünschte mir im stillen, irgendwas zu finden, wo man draufsteigen könnte. Dann dachte ich an die Inschrift in der letzten Kammer, die einen Abgang in ein Schatzhaus der Dämonen versprach, wo Gold, Silber und Edelsteine zu finden seien. Na, das nahm ich natürlich nicht ernst, sondern vermutete wieder eine dieser blumigen Umschreibungen und maßlosen Übertreibungen unseres Herrn Eremiten. Aber vielleicht wäre irgendwas zum Draufsteigen dabei? Das wäre mir nämlich weit lieber als Gold und Silber! Oder vielleicht ist mit 'Schatzhaus der Dämonen' ebenfalls die Wüste gemeint? Dann würde also der in der Inschrift genannte Abgang direkt ins Freie führen? Aber wahrscheinlich sind das alles nur fromme Wünsche.
    Inzwischen war ich in der letzten Kammer angelangt, beleuchtete die Inschrift und las sie noch einmal. '... indem du den Abgang ins Schatzhaus der Dämonen zeigst ...' Also gut, packen wir's an! Und ich befolgte Lydias Rat und machte mich mit Feuereifer über ihren Sandberg her und begann ihn mit meinem zwar wunderschönen, aber natürlich völlig unzulänglichen Silberlöffel abzubauen. Ich meine, für den 'apópatos' von vorhin hatte er sich ja gerade noch halbwegs geeignet, aber für diesen Sandberg hier war er absolut unzulänglich. Und doch - was hätten wir sonst nehmen sollen? Hatten wir eine Alternative? O ja - unsere Hände. Na eben. Also schaufelte und schaufelte ich, was das Zeug hielt, auch wenn ich kaum einen Fortschritt merkte und mir sehr bald wieder mein Buckel schmerzte. Übrigens: wo blieben sie denn, meine zwei Süßen? Jetzt schuftete ich hier schon mindestens eine halbe Stunde, und sie kamen nicht und nicht daher, um mich abzulösen. Dauerte ihre Verehrung der Dämonen wirklich so lang? Hatten sie auf einmal Durchfall? Und ich begann mir langsam, aber sicher Sorgen zu machen.
    Na, alles halb so schlimm! Nach einiger Zeit hörte ich plötzlich ihre Stimmen in der Ferne, und diese wurden lauter und kamen näher, und dann waren meine zwei Süßen da und begrüßten mich mit fröhlichem Lachen, und meine Lydia bückte sich zu mir herab und sagte: 'Mund auf!' und steckte mir ein Stück Brot in den Mund. Aha! Jetzt wußte ich, wo sie so lang geblieben waren. Die liebe Myriam löste mich augenblicklich beim Schaufeln ab, und ich verschnaufte und ließ mich von meiner Lydia füttern; sie hatte sich nämlich auch die Hände gewaschen. Und während sie mich fütterte, kam sie auf den weiten und teilweise recht beschwerlichen Weg bis zu unserer Ferienwohnung zu sprechen und meinte, ob's nicht gescheiter wäre, mit allem Zeug von dort hierher in die Hotelsuite zu übersiedeln, zumal wir hier jetzt sogar ein Klo entdeckt hätten, noch dazu ein viel komfortableres als dort. Aber bevor ich darauf noch was sagen konnte, meldete sich Myriam zu Wort und erhob lebhaften Einspruch: was würden die Herren Terroristen sagen, wenn sie uns nicht mehr in unserer Ferienwohnung antreffen würden? Nun, das könne uns zwar egal sein - oder wie hatte unsere Lydia gesagt? Scheißegal; das Wort müsse sie sich unbedingt merken -, aber was, wenn sie uns dann hier entdeckten? Und wer weiß, was hier noch zum Vorschein kommen werde?
    'Ah, bestimmt ein zweites Klo!' lachte ich, mußte aber im übrigen der Myriam recht geben, und die liebe Lydia verhielt sich wie eine gute Demokratin: sie knirschte ein bißchen mit den Zähnen und fügte sich brav der Mehrheit.
    Sobald sie mit ihrer höchst lobenswerten Fütterungsaktion zu Ende war, verabschiedete ich mich und ging nun meinerseits Dämonen verehren und außerdem sehnsüchtige Blicke auf die Inschrift über dem Eingang werfen. Als ich zurückkam, schaufelte bereits die Lydia, und nach

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