Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
Intarsientisch unter dem Schönen Loch ankamen und wie sich Ibrahim plötzlich umdrehte und uns mit sichtlicher Ungeduld deutete, daß wir doch endlich nachkommen sollten. Und da gab ich Ruschdi einen leichten Schubs am Ellbogen und begann mit angemessener Vorsicht durch die Mengen an Kostbarkeiten zurückzustapfen, und Ruschdi folgte mir nach einigem Zögern nach. Bei Ibrahim und dem graumelierten Halunken, dem Inspector of Antiquities, unterm Schönen Loch angelangt, erinnerte ich mich plötzlich an meine liebe und brave Trompete und blickte mich abrupt nach ihr um, aber sie war verschwunden, und Ibrahim ließ mir keine Zeit, nach ihr zu suchen, sondern deutete mir in seiner unwiderstehlichen Art, ich möge als erster hinaufsteigen und durch das Schöne Loch hinauskraxeln und dabei mein Schießeisen weiterhin in Bereitschaft halten. Na gut, da ließ ich meinen Blick noch einmal kurz durch die Grabkammer kreisen, durch das 'Schatzhaus der Dämonen', wohl wissend, daß ich es, jedenfalls in diesem Zustand, sicher nie wieder sehen würde, und leistete sodann unverzüglich Ibrahims Aufforderung Folge, und hinter mir kam sofort der Herr Inspector of Antiquities, der graumelierte, so seriös wirkende Halunke, nachgekrabbelt. The Inspector of Antiquities! Ich konnte es noch immer nicht fassen! Aber dafür war mir jetzt einiges klar. Zum Glück verhielt er sich absolut ruhig und machte nicht den leisesten Versuch, sich irgendwie zu wehren oder sowas, würdigte mich aber auch nicht eines Blickes. Und dadurch kam ich mir selber ausgesprochen blöd vor, wie ich mich da vor ihm aufpflanzte und ihn mit meinem Schießeisen bedrohte, und ich mußte heftig daran denken, wie kindisch und läppisch ich das jedesmal empfunden hatte, wenn uns von unseren lieben Freunden auf eine solche Weise liebevolle Beachtung zuteil geworden war. Na, Gottseidank kam unmittelbar hinter ihm Ibrahim nachgekrabbelt und deutete mir, ich möge losmarschieren. Ich glaube, das wäre doch kein Beruf für mich, andere Leute festzuhalten und ihnen ein Schießeisen unter die Nase zu halten, damit sie nicht davonrennen oder sonst irgendwelche Dummheiten machen. Da bin ich doch lieber Lehrer oder Reiseleiter und nehme in Kauf, daß die lieben Schüler oder Reiseteilnehmer nicht immer ganz genau das tun, was man ihnen sagt.
    Ja, so wanderte ich wieder einmal als Leitkamel an der Spitze einer kleinen Karawane und versuchte mir vorzustellen, ich würde wie früher allein oder mit meinen zwei Süßen durch die einzelnen Hallen der Hotelsuite wandern, und hatte dabei ein höchst feierliches Gefühl, weil ich überzeugt war, jetzt zum allerletzten Mal hier durchzuwandern. Im Durchgang von der Pfeilerhalle zur äußersten Halle, in der die bisher aus dem 'Schatzhaus der Dämonen' entführten Schätze vorläufig aufgestapelt waren, stießen wir wieder auf Achmad und unseren hochgeschätzten Freund und Helfer. Er lag immer noch am Boden, schrie aber nicht mehr, sondern stöhnte nur mehr leise; seine Schulter war fertig verarztet, aber der Notverband hatte sich im Zentrum rötlich verfärbt. Achmad saß mit stoischer Miene im Türkensitz neben ihm und betrachtete mit unübersehbarer Befriedigung sein Werk. Wie wir nun mit unserer Jagdbeute in unserer Mitte zurückkehrten und Achmad uns ableuchtete, pfiff dieser durch die Zähne, und es folgte ein längeres Palaver zwischen ihm, Ibrahim und dem die Nachhut bildenden Ruschdi, und nach einiger Zeit begann auch der Herr Inspektor der Altertümer, der Halunke, zögernd zwar und mit deutlich erkennbarem Widerwillen, zu plaudern.
    Mir wurde das aus verständlichen Gründen, nicht wahr, sehr bald langweilig, und daher ließ ich sie halt plaudern, steckte endlich mein Schießeisen weg und machte mich daran, den Säulensaal nach allen Richtungen zu durchstreifen und die von den zwei Halunken aufgehäuften Schätze zu beäugen und zu bestaunen. Und wenn ich Dinge wiederentdeckte, die ich schon kannte, da freute ich mich einerseits und geriet gleichzeitig jedesmal in eine unsägliche Wut. Und dann stieß ich plötzlich auf meine in der Grabkammer bereits so schmerzlich vermißte Trompete. Sie lag, einträchtig vereint mit der Lyra, wie sich's gehörte, auf der wundervoll verzierten Schmucktruhe. Na, was glaubt ihr, von was für Gefühlen ich da ergriffen - was sag' ich: überwältigt wurde? Ich konnte mich nicht zurückhalten, die beiden Instrumente vom Truhendeckel zu nehmen und in die Truhe hineinzuspähen; und siehe da: der

Weitere Kostenlose Bücher