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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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höchstwahrscheinlich aufpaßten, daß die vielen Eselgespanne nicht allzu wild rasen, und außerdem erkannten wir, daß Machmut nicht deshalb anhielt, um den Maschinengewehrträgern Gelegenheit zu geben, einzusteigen und diejenigen von uns, die nicht brav genug gewesen waren, zu verhaften und abzuführen, sondern weil wir jetzt auf eine andere Straße mit viel Verkehr einbiegen wollten - oder besser: mußten. Von Myriam erfuhren wir, daß das nun die Nilstraße sei, und wußten damit, daß wir uns wieder im Niltal befanden. Und auf dieser Straße ging's jetzt reichlich chaotisch zu, und ich mußte immer wieder Machmut bewundern, mit welcher stoischen Ruhe er die brenzlichsten Situationen meisterte, ohne sich jemals aufzuregen oder wie verrückt zu hupen oder Schimpfworte hinauszubrüllen oder den sogenannten Vogel zu zeigen.
    Und dann machte er wieder einmal eine Schnellbremsung, aber diesmal stieß er richtig furchterregende Laute aus, die ganz nach gotteslästerlichem Fluchen klangen, und machte dabei ein Gesicht zum Fürchten. Er hielt neben der Straße an und hupte nun doch wie verrückt, so daß auch das Polizeiauto vor uns abrupt bremste und zu uns zurückstieß. Na, und was gab's da zu sehen? Ein großes Gemüsefeld, und davor einen dieser Schöpfbrunnen, wo ein Esel ständig im Kreis gehen muß, und dadurch wird Wasser aus einem tiefer liegenden Bewässerungskanal aufs höher liegende Feld gehoben. Daneben stand ein kleines Mäderl mit einer Peitsche und schaute uns mit großen, ängstlichen Augen entgegen. Und was war sonst zu sehen? Sonst war eigentlich nichts Besonderes zu sehen. Aber wie's aussah, war Machmut auch nicht stehengeblieben, um uns das Mäderl, das Eselchen und den Schöpfbrunnen fotografieren zu lassen, denn während er hinauskletterte, gab er noch immer diese furchterregenden Laute von sich. Myriam blickte ihm erschrocken nach, sprang dann ebenfalls hinaus, eilte ihm nach und kam bald danach wieder zurück mit der Hiobsbotschaft, der Motor habe eine Panne, und die Reparatur werde bestimmt einige Zeit dauern, und wir könnten inzwischen aussteigen und die Gegend fotografieren und die Orangen, die wir auf ihre Empfehlung statt eines Mittagessens gekauft hatten, im Freien verzehren. Habt ihr übrigens schon einmal Orangen in Ägypten gegessen?“
    Johnny und die Henne schütteln nur schmunzelnd den Kopf.
    „Na, sowas Köstliches habt ihr garantiert noch nie gekostet! Man macht sich bei uns ja überhaupt keine Vorstellungen, wie herrlich frische Orangen schmecken können. Nun, so machten wir halt ein langes Gesicht und jammerten ein bißchen über das Kismet, und da das am Schlamassel nicht das Geringste änderte, stiegen wir nach und nach alle aus und versuchten das Beste aus dieser Situation zu machen. Immerhin gab's was zum Zuschauen, und Götzi und Herr Heuberger ließen sich's nicht nehmen, Machmut ein wenig an die Hand zu gehen oder ihn zu behindern - das kann so ein technisches Genie wie ich leider nicht eindeutig unterscheiden. Und es blieben auch immer wieder andere Verkehrsteilnehmer stehen und boten Machmut ihre Hilfe an. Wer hingegen seine Hilfe nicht anbot, das waren unsere zwei Freunde und Helfer. Entweder waren sie ähnlich unbegabt wie ich, oder es war unter ihrer Würde, beim Autobusreparieren zu helfen, oder aber sie hatten ganz einfach keine Zeit. Mir fiel nämlich auf, daß sie schwer beschäftigt waren, nämlich damit, unserer lieben Myriam offenbar erst auf die Nerven zu fallen und sie dann nach Strich und Faden zu belästigen. Man merkte es ihr deutlich an, daß ihr deren Aufmerksamkeiten ausgesprochen unangenehm waren, und ich hätte gern was dagegen getan, aber irgendwie ließ sie sich da nicht helfen, und offenbar ging's ihr auch gegen den Strich, darüber zu reden.
    So vertrieb sich eben ein jeder die Wartezeit, so gut er konnte. Dafür, daß es nicht zu langweilig wurde, sorgten übrigens zwei unserer älteren Damen. Ich hatte sie natürlich überhaupt nicht beachtet, sondern teilte meine Aufmerksamkeit meistens auf zwischen Myriam, Lydia und den schwitzenden Männern unter der aufgeklappten Motorraumklappe. Da brach auf einmal aus heiterem Himmel ein fürchterliches Geschrei los, das mich aus der beschaulichen Ruhe aufschreckte. Was war denn passiert? Das Geschrei kam von dem vorhin erwähnten Schöpfrad mit Esel und Mäderl. Aber zu meinem Erstaunen war inzwischen aus dem einen scheuen und ängstlichen Mäderl eine ganze Horde von Kindern geworden, und die wirkten

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