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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Schlueter
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weiter zum nächsten Stand, dem Metzger.
    Bei Yasemin gab es meistens gebratenes Lammfleisch, als Hauptgericht. Leider hege ich gegen diese Sorte Fleisch dieselben Antipathien wie gegen Schafskäse, also habe ich mich entschieden, heute Abend ein Fleischgericht mit Rind zu kochen. Kalbsfilet oder so. Doch die Ernüchterung folgt sogleich. Rindfleisch ist ratzeputz ausverkauft. Es liegen nur noch ein paar Entenbrüste und ein großes Stück Schweinebraten in der Theke. So ein Mist aber auch.
    Na ja, besser Ente, als überhaupt kein Fleisch, überlege ich. Mit viel Knoblauch verfeinert, merkt man das bestimmt gar nicht.
    Zum Glück habe ich noch das allerletzte Kilo Rinderhackfleisch ergattert, welches ich einer alten Dame vor der Nase weggeschnappt habe. Darüber ist die Oma ziemlich sauer. Ich nehme die Plastiktüte mit dem Hackfleisch von der Fleischverkäuferin entgegen und gehe weiter, doch da stellt Oma sich mir in den Weg und schimpft wie ein Rohrspatz: »Frechheit, so was! Das war mein Gehacktes!«
    Prompt holt mich mein schlechtes Gewissen ein.
     »Tut mir wahnsinnig leid, aber ich brauche das Gehackte bestimmt dringender als Sie. Nehmen Sie doch den Schweinebraten da!« Ich lächle gequält und setze meinen Weg fort, doch da kommt die Alte erst so richtig in Fahrt und krakeelt über den gesamten Marktplatz: »Unerhört, das Betragen dieser Ausländer. Da fällt einem nichts mehr ein! Ja , versteck dich ruhig hinter deinem Kopftuch. Und lass dir ja mein Hackfleisch schmecken!« Wie eine Irre, fuchtelt sie mit ihrem Gehstock in meine Richtung. Wäre sie nicht so uralt und augenscheinlich chronisch Rheumakrank, würde ich der Mal zeigen, was »unerhörtes Betragen« wirklich ist! Ich wäre wahrscheinlich die erste Türkin, die sich mit einer Plastiktüte voll Rinderhack gegen Ausländerfeindlichkeit wehrt, was sich mit Sicherheit nicht besonders positiv auf das Bild von Menschen mit Migrationshintergrund auswirken würde, zumal dieses derzeitig sowieso ein wenig getrübt ist. Aber lassen wir das.
    Eines fehlt natürlich noch. Das Fladenbrot. Aber weit und breit ist kein Backwarenstand in Sicht. Na dann werde ich eben selbst welches backen. In einer Millionärsküche ist doch sicher Mehl, Hefe und was man sonst noch für einen Teig braucht, vorrätig. Ich fahre mit Gerald zurück nach Hause.
    Dort treffe ich auf Arndt, der gerade aus seinem Porsche Cayman S, aussteigt, übrigens nur sein Zweitwagen.
    Ob David auch schon da ist?
    Meiner Feststellung nach, hat David für Autos nicht viel übrig. Genauso wenig wie für Fußball, Playstation oder sonst irgendwelche hirnverbrannten Männersachen .
    Kein Wunder, David ist vielmehr der intellektuelle Typ Mann, der klassische Musik schätzt und selbst göttlich Piano spielt; der sich voll und ganz auf das Vorankommen seiner Karriere konzentriert und obendrein gewisse Fähigkeiten im alltäglichen Haushalt an den Tag legt, dabei trotzdem nicht schwul ist und außerdem noch super aussieht. Solche Männer gibt es eigentlich gar nicht! Ich habe jedenfalls noch nie zuvor so einen getroffen.
     Arndt strahlt mich an.
     »Feierabend für heute. Das heißt…, fast…« Er deutet auf seine Aktentasche, »… was sein muss, muss sein. Aber bis zum Abendessen bin ich fertig damit.«
    Er blickt begeistert auf meine Einkaufstüten voller Zutaten, für sein heiß ersehntes türkisches Abendessen.
     »Ich freue mich wahnsinnig auf Ihre Kochkünste, Melek«, singt er mir fröhlich ins Ohr. Na hoffentlich freut er sich mal nicht zu früh.
     »Ach, bevor ich’s vergesse«, trällert er munter weiter. »Wir haben unerwartete Gäste. David leistet uns heute Abend beim Essen Gesellschaft. Er hat einen guten Freund eingeladen. Ich hoffe Sie haben nichts dagegen, wenn Sie also noch zwei Personen mehr bekochen müssen.«
     »Oh, nein, nein...«, japse ich und schnappe nach Luft. »Dann koche ich einfach die doppelte Menge.«
    Ich muss gestehen, ich bin ein wenig überrumpelt. Dass David mit uns zu Abend essen wird, habe ich weiß Gott nicht erwartet. Schließlich hat er die ganze Woche nicht mit uns gegessen.
     »Überhaupt kein Problem, Arndt«, garantiere ich ihm, dabei versuche ich überzeugend zu klingen. Es sei denn, es handelt sich bei Davids Freund um einen Türken. Der würde den »falschen türkischen Braten« natürlich sofort riechen.
     Ich spaziere mit meinen Einkäufen in die Küche. Da Pauline heute bei Klara übernachtet und Arndt sich dazu bereit erklärt hat, Gerald

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