Geliebte Rebellin
wandte dann die Augen von Baxters intensivem Blick ab.
»Nichts weiter«, sagte sie. »Ich habe lediglich über die anderen alchemistischen Bezüge in dem Lied nachgedacht. Was bedeutet die Formulierung >Arbeiter im Feuer«
»So hat man die Alchemisten früher bezeichnet. Der Begriff ist entstanden, weil sie ihre Arbeit in einem Schmelztiegel über einem Feuer verrichtet haben.«
»Und was hat es mit der Anspielung auf Hermes auf sich?«
»Hermes Trismegistos. Viele haben geglaubt, er sei der Quell für die Gesetze der Alchemie, die angeblich in eine smaragdene Tafel eingeritzt sind.«
»Der grüne Tisch«, flüsterte sie.
Baxters Lächeln entbehrte jeglichen Humors. »Ja. Genauso heißt diese Spielhölle. Es scheint ganz so, als hätten Hamilton und seine Freunde den Mesmerismus und die Alchemie zu den Grundpfeilern ihres geheimen Clubs erklärt. Sie haben noch einige Rituale und Kräuter beigemischt und einen entsprechend dramatischen Magier gefunden, um sich zu amüsieren.«
»Vielleicht war es aber auch umgekehrt, und er hat sie gefunden«, schlug Charlotte vor.
»Das ist durchaus möglich. Eine erstaunliche Anzahl von Scharlatanen hat sich enorm daran bereichert, dass sie aus den höheren gesellschaftlichen Kreisen Kunden anlocken. Die meisten Männer, die sich in diesen Kreisen bewegen, behaupten, dass sie von ständiger Langeweile geplagt werden. Und dies führt dazu, dass sie mehr als andere für befremdliche und exotische Zeitvertreibe zu haben sind.«
»Ich nehme an, es kann nicht allzu viel schaden, dass Hamilton sich mit solchen Dingen vergnügt «, sagte Charlotte bedächtig. »Sein geheimer Club scheint weniger zu leichtsinnigem Unfug zu neigen als so mancher andere. Zumindest riskiert er nicht sein Leben in waghalsigen Rennen mit Kutschen, die um Mitternacht durchgeführt werden. Und er steigt auch nicht auf der Suche nach Neuheiten auf die tiefsten Ebenen der Bordellbetriebe hinab. Der Grüne Tisch ist zwar kein nobles Etablissement, aber es gibt schlimmere.«
»Das ist wahr.« Baxter wandte seine Aufmerksamkeit wieder der nebligen Kulisse vor dem Fenster zu.
»Was beunruhigt dich, Baxter?«
»Zusammenhänge.«
»Was soll das heißen?«
Als er den Kopf drehte, um ihr in die Augen zu sehen, fühlte Charlotte einmal mehr die eisigen Finger auf ihrem Rücken.
»Drusilla Hesketts kleine Skizze.«
»Was ist damit?«
»Ich weiß jetzt, warum sie mir vage vertraut vorgekommen ist. Ich bin fast sicher, dass ich sie vor langer Zeit in einem der alten alchemistischen Texte in meiner Bibliothek gesehen habe«
Charlotte starrte ihn an. »Du glaubst, dass sie alchemistische Bezüge hat?«
»Ich kann es noch nicht mit Sicherheit sagen. Ich habe sie noch nicht einordnen können. Das könnte eine Weile dauern. Seit ich auf eine solche Zeichnung gestoßen bin, sind Jahre vergangen, und ich kann mich nicht erinnern, in welchem Buch sie enthalten war.«
»Gütiger Gott.« Charlotte ließ diese Neuigkeit in ihrem Gehirn kreisen und überlegte, was das alles nach sich ziehen konnte. »Das würde doch heißen, dass eine Beziehung zwischen dem Grünen Tisch und dem Mord an Mrs. Heskett besteht.«
»Es ist nichts weiter als eine Möglichkeit«, betonte Baxter mit ruhiger Stimme. »Und noch dazu eine recht unwahrscheinliche. Aber ich räume ein, dass man ihr nachgehen sollte.«
»Warum bezeichnest du diese Möglichkeit als unwahrscheinlich?« Charlotte fühlte sich nahezu fiebrig vor Aufregung über diese Entdeckungen. »Es besteht eine direkte Verbindung. Vergiss nicht, dass Mrs. Heskett eine Liaison mit Lord Lennox hatte, dessen Sohn Norris Clubmitglied ist. Er war derjenige, der sich heute Nacht dem Experiment unterzogen hat.«
»Ja, aber Drusillas Geliebter war Lord Lennox und nicht etwa sein Sohn.« Baxter lächelte flüchtig. »Ich glaube, behaupten zu können, dass Lennox nichts mit dem Club zu tun hat. So etwas liegt ihm überhaupt nicht. So oder so scheinen nur junge Männer in Hamiltons Alter Mitglieder zu sein.«
»Das mag ja sein, aber es ist möglich, dass die arme Drusilla auf Informationen über eines der Clubmitglieder gestoßen ist, während sie ein Verhältnis mit Norris' Vater hatte.« Charlotte runzelte die Stirn. »Ich habe allerdings keine Ahnung, was für eine Information zu dem Mord an ihr geführt haben könnte.«
»Das ist natürlich das große Rätsel an der ganzen Geschichte. Was hatte sie in Erfahrung gebracht? Schließlich hat es sie das Leben gekostet. Die
Weitere Kostenlose Bücher