Geliebte Rebellin
St. Ives einzustellen, oder etwa nicht?«
»Doch, und dafür danke ich dem lieben Gott. Wenn Sie es genau wissen wollen - diese ganze Situation gefällt mir überhaupt nicht. Nachforschungen anzustellen, um einen blutigen Mord aufzuklären, das liegt doch sonst nicht auf unserer Linie.«
»Auch das ist mir durchaus klar.« Charlotte sah zu, wie Mrs. Witty frischen Kaffee einschenkte.
Die Haushälterin war eine imposante Erscheinung, deren monumentale Proportionen einer Göttin aus alten Zeiten zur Ehre gereicht hätten. In den vergangenen drei Jahren, seit sie in diesem Haushalt eingezogen war, hatte Charlotte schon oft genug Grund gehabt, dankbar für Mrs. Wittys starke Nerven zu sein. Nicht viele Haushälterinnen hätten als Arbeitgeberin eine Frau geduldet, die einem Beruf nachging wie dem, den Charlotte für sich selbst maßgeschneidert hatte. Ein noch geringerer Prozentsatz wäre bereit gewesen, dabei wertvolle Unterstützung zu leisten.
Aber andererseits gab es auch nicht viele Haushälterinnen, die so gut gekleidet waren wie Mrs. Witty, sagte sich Charlotte. Wenn man von seinem Personal ungewöhnliche Dienstleistungen erwartete, dann lag es auf der Hand, dass man die Leute sehr gut dafür bezahlte.
»Sie hat recht.« Ariels Gesichtsausdruck wurde jetzt ernster. »Das, was du dir vorgenommen hast, könnte sich als gefährlich erweisen, Charlotte.«
»Ich habe keine andere Wahl«, erwiderte Charlotte mit ruhiger Stimme. »Ich muss dahinterkommen, wer Drusilla Heskett getötet hat.«
Baxter stand gerade in seinem Laboratorium und packte eine neue Lieferung von gläsernen Apparaturen aus, die nach seinen Angaben eigens für ihn hergestellt worden waren, als es an der Tür klopfte.
»Was ist, Lambert?« Er zog einen schimmernden neuen Destillierkolben aus der Schachtel und hielt ihn voller Bewunderung gegen das Licht. »Ich habe im Moment zu tun und eigentlich keine Zeit für Unterbrechungen.«
Die Tür ging auf.
»Lady Trengloss, Sir«, kündigte Lambert mit seiner gewohnten Grabesstimme an.
Baxter legte den Destillierkolben widerstrebend aus der Hand und sah Lambert an. Auf dem verkniffenen Gesicht seines Butlers stand ein gequälter Ausdruck, aber das war nichts Neues. Lambert wirkte immer gepeinigt. Er war sechsundsechzig Jahre und somit weit über das Alter hinaus, in dem sich die meisten Männer, die eine Position wie die seine innehatten, mit der finanziellen Unterstützung ihrer Arbeitgeber in den Ruhestand zurückzogen.
Die Jahre hatten ihren Tribut gefordert. Lambert litt enorm unter Gelenkschmerzen. Seine Hände waren geschwollen, die Finger gekrümmt, und seine Bewegungen waren im Lauf des vergangenen Jahres sichtlich langsamer geworden.
»Ich nehme an, meine Tante wünscht einen vollständigen Bericht über meinen neuen Posten als Sekretär«, sagte Baxter und fügte sich in das unvermeidliche Verhör.
»Lady Trengloss scheint ziemlich erregt zu sein, Sir.«
»Führen Sie sie hier herein, Lambert.«
»Wird gemacht, Sir.« Lambert wollte sich bereits zurückziehen, blieb dann aber doch noch einmal stehen. »Es gibt da noch etwas, was ich erwähnen sollte, Sir. Die neue Haushälterin hat vor einer Stunde ihre Sachen gepackt und ist gegangen.«
»So ein verdammter Mist.« Baxter begutachtete finster einen winzigen Makel, den einer der Glaskolben aufwies. »Nicht schon wieder. Das wäre jetzt das dritte Mal innerhalb der letzten fünf Monate.«
»Ganz richtig, Sir.«
»Worüber hatte sich diese Frau denn zu beklagen? In meinem Laboratorium ist es schon seit Wochen nicht mehr zu ernstzunehmenden Explosionen gekommen, und ich habe sorgsam darauf geachtet, dass keine widerlichen Gerüche in die Eingangshalle dringen.«
»Mrs. Hardy ist anscheinend zu der Schlussfolgerung gelangt, Sie seien bestrebt, sie zu vergiften, Sir «, sagte Lambert.
»Sie zu vergiften?« Baxter war entrüstet. »Was, in Gottes Namen, hat sie auf diesen Gedanken gebracht? Es ist doch heute ohnehin schon schwer genug, Haushälterinnen nicht versehentlich zu vergraulen, und da ich dringend eine Haushälterin brauche, liegt mir nichts ferner, als eine Frau dieses Berufsstandes zu vergiften.«
Lambert räusperte sich. »Ich glaube, es hat etwas mit den Flaschen voller Chemikalien zu tun, die sie gestern Abend in der Küche gefunden hat.«
»Verdammt und zum Teufel, die habe ich doch nur dort hingestellt, weil ich ein Experiment vorbereitet habe, das eine sehr große pneumatische Wanne erfordert. Sie wissen doch, dass
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