Geliebte Rebellin
Schauer von der unangenehmsten Art. Drei Jahre waren seither vergangen, um genau zu sein.
Er war Wissenschaftler, und daher widerstrebte es ihm, das Gefühl als eine böse Vorahnung zu bezeichnen. Der Moment, in dem ihn dieses Gefühl zum letzten Mal gepackt hatte, war jedoch denkwürdig gewesen. Wie knapp er dem Tod damals entkommen war, bewiesen seine Narben.
»Seien Sie vorsichtig, Sir, denn sonst werden wir beide auf diesen Stufen ins Stolpern geraten«, flüsterte Charlotte. »Mit gebrochenen Beinen kommen wir hier nicht so leicht wieder raus.«
»Wir haben es schon fast bis in die Küche geschafft«, sagte Baxter, als sie an dem Zimmer der Haushälterin vorbeikamen. »Ich werde unsere Lampe jetzt löschen. Wir werden uns mehr oder weniger blind vorantasten müssen, bis wir wieder im Freien sind. Hängen Sie sich bei mir ein, und lassen Sie meinen Arm nicht los.«
»Warum warten wir nicht noch und lassen die Lampe so lange brennen, bis wir wieder auf der Straße sind?«
»Weil ich es nicht riskieren will, beim Verlassen des Hauses bemerkt zu werden.«
»Aber in diesem dichten Nebel kann uns doch ohnehin niemand sehen«, wandte Charlotte ein.
»Der Schein der Lampe wird sichtbar sein, selbst dann, wenn niemand unsere Gesichter erkennen könnte. Sind Sie bereit?«
Sie sah ihn mit einem forschenden Blick an. Er befürchtete, dass sie sich noch länger mit ihm über die Lampe streiten würde, aber etwas, das sie in seinem Gesicht gesehen haben musste, überzeugte sie, dass es das beste war, dieses Thema für den Moment fallenzulassen. Sie presste den Skizzenblock an sich und nickte kurz.
Baxter drehte das Licht herunter, und augenblicklich umfing sie die Dunkelheit der Küche.
Baxter verließ sich nun ausschließlich auf seine Erinnerung an diesen Raum. Er führte Charlotte zur Tür, die sich mühelos öffnen ließ und nur ein leises verräterisches Quietschen von sich gab. Der matte Schein der Laternen, deren Licht sich im Nebel spiegelte, wies ihnen den Weg auf die Straße.
Charlotte trat auf die unterste der steinernen Stufen, doch Baxter packte plötzlich ihren Arm und hielt sie zurück. Sie blieb gehorsam stehen und wartete auf ein Signal von ihm, mit dem er ihr bedeuten würde, dass sie sich jetzt gefahrlos wieder auf die Straße begeben könnten.
Gnädigerweise stellte sie keine weiteren Fragen. Er war dankbar für ihr Schweigen. Einen Moment lang stand er da und lauschte angespannt. Irgendwo in der Ferne war das Klappern der Räder von Kutschen auf den Pflastersteinen zu hören, aber nichts wies darauf hin, dass ihnen jemand auflauerte.
Baxter versetzte Charlotte einen sachten Stoß, und sie hastete sogleich die Stufen hinauf. Er folgte ihr schnell. Als sie die Straße erreicht hatten, schlug er die Richtung zum Park ein und zog Charlotte hinter sich her zu der Kutsche, die sie dort erwartete.
Ohne jede Vorwarnung gerieten die Schatten vor ihnen in Bewegung.
Eine wuchtige Gestalt kam aus dem Nebel heraus und ragte vor ihnen auf. Der kräftig gebaute Mann trug die voluminöse Jacke eines Kutschers und einen flachen Hut. Der Schein einer nahen Gaslaterne ließ den langen Lauf der schweren Pistole matt schimmern, die er in seiner fleischigen Pranke hielt.
»Na, so was, was haben wir denn da?« fragte der Mann mit krächzender Stimme. »Das sieht mir doch ganz danach aus, als würde sich ein vornehmes Pärchen hier herumtreiben und seine Nasen in meine Angelegenheiten stecken.«
Baxter hörte, wie Charlotte nach Luft schnappte, doch sie fing nicht an zu schreien.
»Treten Sie zur Seite und lassen Sie uns vorbei«, befahl Baxter.
»Nicht so schnell, Freundchen.« Das Licht reichte aus, um dort, wo die Zähne des Schurken hätten sein sollen, etliche große dunkle Löcher erkennen zu lassen. »Sie sind gerade eben aus meinem Haus herausgekommen, und ich denke gar nicht daran, Sie mit Sachen laufenzulassen, die mir gehören.«
»Das ist Ihr Haus?« Charlotte starrte ihn voller Erstaunen an. »Wie können Sie es wagen, so etwas zu behaupten? Zufällig weiß ich ganz genau, dass eben dieses Haus noch vor kurzem einen anderen Besitzer gehabt hat.«
»Hören Sie, Miss Arkendale«, sagte Baxter leise. »Das ist nicht gerade der günstigste Zeitpunkt, um . . .«
»Das ist mein Haus, Sie können es mir glauben«, fauchte der kräftige Mann Charlotte an. »Ich habe es schon vor drei Nächten entdeckt, und seitdem habe ich es nicht mehr aus den Augen gelassen. Ich habe es ständig beobachtet.«
»Und
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