Geliebte Rebellin
wir beide uns zu einem ernsthaften Gespräch über Ihren präzisen Aufgabenbereich zusammensetzen müssen.«
»Wie Sie wünschen, Miss Arkendale.« Er hatte den Treppenabsatz erreicht und nahm die nächste Treppenflucht in Angriff. »Es könnte sich als zeitsparend erweisen, wenn Sie mir sagen würden, wonach wir heute Nacht hier suchen.«
»Ich wünschte, ich wüsste es.« Ihre Stimme klang ein wenig atemlos, weil sie sich beeilen musste, wollte sie mit ihm schritthalten. »Ich hoffe nur, dass etwas Nützliches ans Licht kommen wird.«
»Genau das hatte ich befürchtet.« Er blieb am oberen Ende der Treppe stehen und schaute in den langen dunklen Korridor. »Vermutlich haben wir es hier mit den Schlafzimmern zu tun. Sollen wir am Ende des Ganges beginnen?«
Charlotte holte ihn ein, blieb an seiner Seite stehen und schaute auf die Dunkelheit vor ihr. »Das scheint mir logisch zu sein.«
»An Logik hat es mir noch nie gefehlt, Miss Arkendale.«
»Mir auch nicht, Mr. St. Ives.« Sie reckte das Kinn vor und lief zur Tür am Ende des Korridors.
Baxter folgte ihr in das erste Schlafzimmer und stellte die Lampe auf einen Tisch. Er beobachtete, wie Charlotte Schubladen öffnete und wieder schloss Ihr Gesichtsausdruck war entschlossen und konzentriert. Was auch immer Sie vorhatte, es war ihr ernst damit. Er begriff, dass sie dieses Unternehmen nicht als ein Spiel betrieb.
»Dürfte ich fragen, wie lange Sie Ihren reichlich bizarren Beruf schon ausüben, Miss Arkendale?« Baxter blieb vor einem Schrank stehen und öffnete die Türen.
»Kurz nach der Ermordung meines Stiefvaters vor ein paar Jahren habe ich damit begonnen.« Charlotte blickte in die Tiefen einer Schublade der Frisierkommode. »Meine Schwester und ich sind mit äußerst knapp bemessenen Mitteln zurückgeblieben. Es gibt nicht allzu viele Berufe, die einer Dame offenstehen. Ich hätte mich nur als Gouvernante verdingen können, was bedeutet hätte, dass meine Einkünfte nicht für zwei Personen ausgereicht hätten, oder ich musste mir eine Alternative einfallen lassen.«
Baxter schob die Kleider auf der Stange zur Seite, um zu sehen, ob sich dahinter noch etwas verbarg. »Was hat Sie zu dieser eigenartigen Alternative inspiriert?«
»Mein Stiefvater«, sagte Charlotte kühl. »Lord Winterbourne. Er war ein geldgieriger Opportunist, der meine Mutter ausgenutzt und ausgebeutet hat. Er hat sie davon überzeugt, dass er sich nicht nur ihrer annehmen würde, sondern auch für meine Schwester und für mich sorgen wollte, aber in Wahrheit ging es ihm ausschließlich darum, an ihr Geld zu kommen.«
»Ich verstehe.«
»Meine arme Mutter ist wenige Monate nach ihrer Eheschließung mit Winterbourne gestorben. Ich glaube nicht, dass sie jemals begriffen hat, was für ein abscheulicher Mann er war. Er war wirklich und wahrhaftig ein selbstsüchtiges, grausames und gefühlloses Geschöpf. Weder meine Schwester noch ich konnten um ihn trauern.«
»Das klingt ganz so, als seien Sie ohne ihn weitaus besser dran«, sagte Baxter, während er die nächste Schublade herauszog.
»Unendlich viel besser.« Charlotte kniete sich neben das Bett. »Die feine Gesellschaft ist von solchen verabscheuungswürdigen Lügnern durchzogen, Mr. St. Ives. Und die meisten Frauen, die sich in derselben Situation befinden wie meine Mutter, sind diesen Subjekten in einem extremen Maß ausgeliefert. Sie haben nur sehr wenig Möglichkeiten, um sich ein Bild von den wahren Fakten zu machen, was die familiären Hintergründe und die finanziellen Verhältnisse eines Verehrers angeht.«
»Und daher bieten Sie eben diesen Damen ihre Dienste an.« Baxter trat ans Fenster und tastete mit den Händen hinter die schweren Vorhänge. »Ist der Mörder Ihres Stiefvaters jemals gefasst worden?«
»Nein.« Charlotte stand wieder auf und schaute sich auf der Suche nach einem weiteren Versteck in dem Zimmer um. »Irgendein namenloser Wegelagerer hat die Tat vollbracht.«
Wenn das nicht enorm praktisch ist, dachte Baxter. »Der Tod einer Ihrer Klientinnen hat also dazu geführt, dass Sie zum zweiten Mal innerhalb einer Zeitspanne von wenigen Jahren mit einem Mordfall konfrontiert sind. Viele Menschen bringen ihr gesamtes Leben hinter sich, ohne von diesem speziellen Verbrechen auch nur ein einziges Mal persönlich berührt zu werden, von zwei solchen Vorfällen ganz zu schweigen.«
Charlotte drehte sich abrupt zu ihm um. »Was wollen Sie damit andeuten, Sir?«
»Ich stelle lediglich eine Beobachtung
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