Geliebte Rebellin
bräuchte, würdest du mir beistehen.«
Baxter wandte langsam den Kopf, sah in Maryanns verzweifelte Augen und wusste, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er hatte es seinem Vater geschworen.
Er neigte den Kopf kaum einen Zentimeter weit, um zu bedeuten, dass er sich in das Unvermeidliche fügte. »Ich glaube, du hast recht, Maryann. Zweifellos wäre es das beste, wenn wir uns draußen in den Gärten miteinander unterhielten.«
7
»Ich habe gehört, dass Sie gut mit der armen Mrs. Heskett bekannt waren.« Charlotte stellte bekümmert fest, dass ihre Stimme ein wenig atemlos klang. Es war nicht leicht, mit Lord Lennox Schritt zu halten. Er legte auf der Tanzfläche ein strapaziöses Tempo hin, und sie war ganz entschieden aus der Übung. »Eine grässliche Geschichte, dieser Mord. Da muss man sich doch fragen, was aus unserer Welt noch werden wird, meinen Sie nicht auch?«
»Doch, ganz gewiss. Wirklich ein schockierender Unfall.« Lennox wirbelte Charlotte in einem grandiosen weiten Bogen herum, der sie über die halbe Tanzfläche führte. »Sie haben sie wohl auch gekannt, nicht wahr?«
»Wir haben einander nicht sehr nahegestanden, aber wir haben uns mehrfach unterhalten. In einem dieser Gespräche hat sie Sie, äh, erwähnt, Mylord.«
»Ich mochte sie sehr gern, soviel steht fest. Ob Sie es glauben oder nicht, ich wollte sie tatsächlich heiraten. Aber wie es eben so kommt, sie hat meinen Antrag abgelehnt. Ich konnte es einfach nicht glauben, als ich gehört habe, dass sie von einem verdammten Schurken umgelegt worden ist. Reichlich gruselig.«
»Ja, allerdings. Sie sagten, Sie mochten sie?«
»Drusilla? Himmel, und wie. Ich habe ihre Gesellschaft wirklich immens genossen. Unsere gute Drusilla, mit der war was los. Diese Frau hatte ein unglaubliches Durchhaltevermögen, falls Sie wissen, was ich meine.«
»So ziemlich dasselbe hat sie über Sie gesagt, Mylord.«
»Ach, wirklich?« Einen Moment lang huschte ein selbstzufriedener Ausdruck über Lennox' Züge. »Es freut mich, das zu hören. Diese Frau wird mir fehlen, obwohl sie meinen Heiratsantrag abgelehnt hat.« Er zwinkerte Charlotte zu. »Dru hat deutlich klargestellt, dass sie gegen einen gelegentlichen intimen Treff nichts einzuwenden hätte, wenn sie ihre Angelegenheiten erst einmal geregelt und sich für einen Ehemann entschieden hatte.«
»Ich verstehe.«
»Wissen Sie, ausgerechnet an diesem Abend hat sie mich erwartet.«
Charlotte blickte auf. »Sie waren in der Nacht bei ihr, in der sie umgebracht worden ist?«
»Nein, nein. Ich hätte ihr an jenem Abend einen Besuch abstatten sollen. Aber im letzten Moment habe ich eine Nachricht von ihr bekommen, in der sie mir mitgeteilt hat, es ginge ihr schlecht und sie könnte mich nicht empfangen. Ich habe mich inzwischen oft gefragt, was passiert wäre, wenn ich sie an jenem Abend aufgesucht hätte.«
»Das kann ich mir denken.« Charlotte sah, dass Lennox mit ihr auf Kollisionskurs mit einem älteren Mann in einem blauen Frack und einer Frau in einem hellen lavendelfarbenen Seidenkleid gegangen war. »Lord Lennox, vielleicht sollten wir . . .«
»Dru hat genau gewusst, was sie wollte.« Lennox führte eine behende Drehung aus, und sie verfehlten haarscharf das andere Paar. »Ihr war klar, dass die Ehe einem nicht zwangsläufig im Wege stehen muss, wenn man ab und zu mal seinen Spaß haben will.«
»Ja, sicher.« Charlotte sah lavendelfarbene Seide aufblitzen. Sie lächelte Lennox erleichtert an und war bemüht, sich etwas einfallen zu lassen, wie sie ihre Nachforschungen jetzt am besten fortsetzen konnte.
Das Problem war, dass Lennox ihr den Anschein vermittelte, genau das zu sein, worauf ihre früheren Informationen hingewiesen hatten, nämlich ein gutmütiger, umgänglicher Mann, der in gesicherten finanziellen Verhältnissen lebte. Sie konnte ihn sich beim besten Willen nicht als einen Mörder vorstellen. Und doch hatte Drusilla in ihrem letzten Schreiben ganz ausdrücklich seinen Namen erwähnt.
»Wie ich sehe, hat sich Ihr Verlobter mit Lady Esherton in den Garten begeben«, teilte Lennox ihr mit, als er Charlotte das nächste Mal herumschwenkte. »Ich beneide ihn wahrhaftig nicht. Der Alte hat St. Ives in eine teuflische Klemme gebracht, als er verfügt hat, dass ihm die Verantwortung für den Geldhahn der Familie zufallen soll.«
Charlotte erinnerte sich daran, dass Baxter gesagt hatte, er verwalte nicht nur sein eigenes Vermögen, sondern auch das Einkommen seines Halbbruders. Sie war
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