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Geliebte Schwindlerin

Geliebte Schwindlerin

Titel: Geliebte Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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mir mein Brot verdienen muß.“
    „Jedenfalls sollten Sie sich vorsehen, worauf Sie sich einlassen“, sagte der Mann, „und nichts tun, was Ihr Vater mißbilligen würde.“
    „Nein, ganz bestimmt nicht“, erwiderte Minella.
    Er brachte sie zu einer alten, ziemlich wacklig aussehenden Pferdedroschke mit einem müden Gaul davor, der zu schwach zu sein schien, um das Gefährt auch nur einen Meter weit zu ziehen.
    „Die ist billiger als die feinen Kaleschen da drüben“, sagte er und hob ihre beiden Koffer auf den Kutschbock. Als er Minella die Tür aufhielt, damit sie einsteigen konnte, fragte sie ihn, was sie ihm schulde.
    „Ist schon gut“, erwiderte der Mann. „Eigentlich hätte ich drei Pence für meine Dienste bekommen müssen, aber in Ihrem Falle habe ich’s umsonst getan. Sie brauchen’s nötiger. An diesem Ort ist eine kleine Barschaft rasch aufgebraucht.“
    „Sie sind sehr freundlich“, sagte Minella. „Vielen Dank für alles, was Sie für mich getan haben.“
    Sie hielt ihm die Hand hin, und er schüttelte sie. „Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe, und bleiben Sie ein braves Mädchen!“ schärfte er ihr noch einmal ein.
    „Ganz bestimmt“, antwortete Minella überzeugt.
    Sie winkte ihm zu, als die Droschke sich in Bewegung setzte, und fand, daß er sehr hilfsbereit gewesen war.
    Vermutlich sah sie sehr jung und wie eine vom Land aus und hatte deshalb seinen Beschützerinstinkt geweckt.
    „Hoffentlich schämt sich Connie nicht mit mir“, murmelte sie vor sich hin.
    Ihr fiel wieder ein, wie schick Connie bei ihrem letzten Besuch ausgesehen hatte, und sie fand es merkwürdig, daß ihr Vater nicht von seinem Zusammentreffen mit ihr in London erzählt hatte.
    „Diese Geheimniskrämerei war gar nicht Papas Art“, wunderte sie sich und fragte sich, ob er einen bestimmten Grund dafür gehabt haben könnte.
    Lange ging die Fahrt durch verkehrsreiche Straßen. Durchs Seitenfenster der Kutsche sah Minella die verschiedensten von Pferden gezogenen Gefährte an sich vorüberziehen. Am meisten entzückten sie die flotten Zweispänner und die Broughams; einige waren sogar mit zwei Kutschern besetzt, die das Wappen ihres Herrn auf dem Zylinder und dazu einen modischen Tressenrock trugen.
    Auch einige Hansom-Cabs machte sie aus, die sie nur von der Beschreibung ihres Vaters her kannte. Das schräge Verdeck, hinter dem hoch über den großen Rädern der Kutscher thronte, reizte sie zum Lachen. In flotter Fahrt bahnten sich diese offenen Gefährte ihren Weg durch den dichten Verkehr.
    London schien tatsächlich so aufregend und reizvoll zu sein, wie ihr Vater immer behauptet hatte.
    Zu gern wäre sie auch in einem der Hansoms durch die Straßen gerollt, doch das schickte sich vermutlich nicht für eine alleinstehende Dame. Dazu gehörte ein elegant gekleideter Kavalier mit keß auf dem Ohr sitzenden Zylinder.
    Die Fahrt durch die Straßen der Innenstadt bot Minella ständig etwas Neues und Sehenswertes, dann bog die Pferdedroschke ab, und sie gerieten in ein ruhiges Viertel.
    Vor einem hohen Gebäude hielt der Kutscher an. Einige Stufen, von einem Eisengeländer gesäumt, führten zur Eingangstür hoch.
    Der Mann kletterte von seinem Hochsitz herunter und öffnete ihr den Wagenschlag.
    „Soll ich Ihnen das Gepäck bis zur Tür tragen, Miß?“ fragte er.
    „Warten Sie bitte einen Augenblick“, bat sie ihn. „Kann sein, ich bleibe gar nicht hier.“
    „In Ordnung“, sagte er in seinem breiten Dialekt. „Aber lassen Sie mich nicht zu lange warten. Wird höchste Zeit, daß ich nach Hause komme.“
    „Ich beeile mich“, versprach Minella und lief leichtfüßig die Treppe hoch. Sie läutete an der Tür und stellte bei sich fest, daß Connie in einem stattlichen Haus wohnte.
    Es dauerte einige Minuten, bis ein Hausmädchen mit schmuddliger Schürze und schief auf dem ungekämmten Haar sitzenden Häubchen zur Tür geschlurft kam und öffnete.
    „He?“ fragte sie mürrisch.
    „Wohnt Miß Connie Langford hier?“ fragte Minella.
    Die Magd wies mit dem Daumen nach oben. „Zweiter Stock“, sagte sie, wandte sich um und verschwand auf einer schmalen Stiege, die offenbar in die Kellerräume führte.
    Unangenehm berührt über den unfreundlichen Empfang, stieg Minella die Stufen hoch, entdeckte zwei Türen mit verschiedenen Namensschildern und erkannte, daß es sich offenbar um ein Wohnhaus mit vielen Mietern handelte, die eine solche Wohnung hatten, wie Connie sie in ihrem Brief an Minellas

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