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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Gentleman, dem Lucien seine Pistole weggenommen hatte. Er fixierte wütend den Herzog.
    »Warum, zur Hölle, habt Ihr das gemacht? Ich hätte das Schwein töten können!«
    »Ja, was sollte denn das?« fragte Lord Newley, dessen Stimme kaum zu hören war, da bewaffnete Diener ins Zimmer stürzten und erschrockene Frauenstimmen in der Halle erklan-gen.
    Bevor sich Lucien rechtfertigen konnte, antwortete der Colonel mit befehlsgewohnter Stimme, die alle verstummen ließ.
    »Es war total idiotisch, überhaupt eine Pistole gegen den Räuber zu ziehen. Wenn fünf Pistolen auf einen gerichtet sind, versucht man nicht zu schießen. Glaubt Ihr denn, die wären einfach stehengeblieben? Wohl kaum, sie hätten locker vier oder fünf Schüsse abfeuern und einige von uns treffen können, die das Pech hatten, in der Schußlinie zu stehen. Wäre es das wert gewesen? Wegen einer leichtsinnigen Tat einige der Frauen im Salon zu Witwen zu machen? Wenn Seine Gnaden nicht so schnell reagiert hätte, bezweifle ich, ob Lord Newley hier noch am Leben wäre, oder selbst Lord Malton, die beide direkt in der Schußlinie saßen.«
    »Gütiger Gott!« Lord Malton schluckte nervös. »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Hätten versucht, mich zuerst zu kriegen, was? Ich verdanke Euch mein Leben, Euer Gnaden«, keuchte er und fächelte sich mit einer Leinenserviette Luft zu.
    Mary betrat als erste der Damen den Salon. Sie sah sich schnell um und dann zu Colonel Fletcher, der den Kopf in Antwort auf ihre stumme Frage schüttelte. Sie stellte sich mit einem Seufzer der Erleichterung hinter den Stuhl des Colonels und suchte seine tröstliche Hand. Sie warf einen Blick zum Herzog und erschauderte, als sie seine wutentbrannten Augen sah, mit denen er das geöffnete Fenster anstarrte, aus dem Bonnie Charlie nur Sekunden zuvor geflohen war. Die Narbe auf seiner Wange war zornesrot und verlieh seinem Gesicht etwas Grausames.
    Lucien erhob sich, mit seinem zimtfarbenen Samtrock und der goldbestickten Weste, das Bild eines perfekten Gentleman bietend. Er schüttelte lässig seine Spitzenmanschetten aus, kippte den Rest seines Brandys hinunter und sah dann zum Colonel und zu Mary.
    »Ich glaube, wir werden uns jetzt von Euch verabschieden, Newley. Ich fürchte, die Aufregung war zuviel für Lady Mary.
    Wenn Ihr uns bitte entschuldigt?«
    »Natürlich«, erwiderte Lord Newley hastig. »Ich bin außer mir über diesen Vorfall und weiß nicht, wie ich die Schande und Demütigung wiedergutmachen kann, die dieser Schurke über mein Haus gebracht hat.« Lord Newley musterte den Herzog neugierig. »Es ist wirklich komisch, daß der Räuber Euch persönlich zu hassen scheint und offensichtlich sehr viel Freude daran findet, Euch herauszufordern, Euer Gnaden.«
    »Vielleicht hat ihm der Schnitt meines Rockes nicht gefallen«, erwiderte Lucien sarkastisch und versuchte, nicht zu zeigen, wie wütend er war. »Gute Nacht, Gentlemen«, sagte Lucien und verließ mit Mary und dem Colonel das Zimmer.
     
    Will und John streiften ihre Masken ab und ließen sie ohne eine Spur von Wehmut auf den Tisch fallen. Sie standen etwas betreten neben dem Tisch, an dem Sabrina saß, die Ellbogen auf das rauhe Holz gestützt, den Kopf in den Händen. Sie zitterte und mußte husten. Will machte ein Zeichen mit dem Kinn, und John machte sich hastig daran, ein Feuer im Kamin zu entzünden.
    »Wißt ihr was«, sagte Sabrina plötzlich, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, »ich wünschte, die Kugel hätte mich getroffen.«
    »Charlie!« rief John, entsetzt von ihrer niedergeschlagenen Stimme.
    Sie hob den Kopf und sah sie herausfordernd an. »Warum sollte ich mir das nicht wünschen? Das würde all unseren Sorgen ein Ende machen. Und überhaupt, glaubt ihr etwa, mir hat gefallen, was ich heute abend geworden bin? Ich war wirklich Bonnie Charlie. Ich habe gehaßt wie er. Und als ich die Pistole losgehen hörte, hätte ich fast abgedrückt und diesen Idioten erschossen. Es war so automatisch, so instinktiv, daß ich das Gefühl habe, ich werde allmählich wirklich zum Räuber.«
    »Ach, Charlie, jetzt aber genug, es wird schon wieder alles gut. Ihr fühlt Euch nur schlecht, sonst nichts. Morgen wird alles besser aussehen«, versuchte Will, sie zu trösten.
    »Ich bin froh, daß es vorbei ist«, sagte Sabrina mit tränenerstickter Stimme. »Ich glaube, ich könnte das nicht mehr tun.
    Ich bin so müde.«
    »Klar, Charlie«, sagte Will leise und machte John ein Zeichen zu

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