Geliebte Suenderin
wohnen, seitdem respektier’ ich ihn irgendwie. Der ist gar nicht so böse, und ich glaub’, er mag sie wirklich.«
»Meinste?«
»Ja, und überhaupt glaub’ ich auch, daß Charlie in ihn verliebt ist«, sagte er nachdenklich, dann lachte er. »Hoffentlich, nachdem wir Charlies ganze Beute zurückgeben mußten. Die wär’
tobsüchtig, wenn sie das wüßte.«
»Der kann wirklich kämpfen«, sagte John voller Bewunderung.
»Sei bloß froh, daß der jetzt auf derselben Seite ist wie wir«, bemerkte Will dankbar, »und daß er nicht nachtragend ist.«
»Aber was ist mit dem Colonel? Der hat’s ja ganz wichtig mit Lady Mary«, sagte John eifersüchtig. »Glaubst du, der weiß von uns? Oder sogar von Charlie?«
Will zuckte die Achseln. »Wenn er was wüßte, wär’ er mit der Patrouille hergekommen und hätt’ uns verhaftet, und wenn er von Charlie gewußt hat, glaubst du, der ist so blöd und verdirbt sich die Chancen bei Lady Mary und hängt ihre Schwester auf?
Außerdem ist Charlie jetzt eine Herzogin, und ich wär’ nur ungern derjenige, der dem Herzog sagen muß, daß er vorhat, seine Frau aufzuknüpfen.« Will rieb sich nachdenklich das Kinn.
»Ja, wir haben Schwein gehabt, John, und ich glaub’, sich langweilen ist besser als hängen.«
John nickte und hielt schützend seine große Hand vor seinen dicken Hals. Er sah sich im größten und schönsten ihrer Privat-räume um. Die eichengetäfelten Wände und Eichenbalken schu-fen, zusammen mit dem Kamin und der bunten Landschaft darüber, eine sehr einladende Atmosphäre. Es war besonders schön, wenn die Sonne durch das einzige bunte Glasfenster des Gasthofes, das extra aus London herangeschafft worden war, einen bunten Regenbogen zeichnete.
Will überließ John seiner Arbeit und ging hinaus in die Halle.
Er hörte eine Kutsche vorfahren, ging zur Tür und öffnete sie mit einem strahlenden Willkommenslächeln. Ein Mann und eine Frau stiegen aus der Kutsche. »Willkommen, ich bin Will Taylor, der Wirt und Ihr Gastgeber während Ihres Aufenthalts im Faire Maiden Inn. Wünscht Ihr vielleicht Zimmer oder eine Erfrischung?« fragte er den Gentleman.
Lord Percy Rathbourne warf einen flüchtigen Blick auf den Kerl und geleitete Kate in die Eingangshalle.
»Wir benötigen zwei Zimmer und Ihren besten privaten Speiseraum. Sie dürfen uns zu unseren Zimmern führen. Oh, und ich erwarte puren Wein«, befahl er Will hochnäsig.
Will erwiderte mit zornesrotem Kopf: »Wir wässern nie unsere Weine. Wir haben einen guten und ehrlichen Ruf. Wir lüften unsere Betten, das Essen ist gut, und die Preise sind fair.«
Lord Rathbourne wollte gerade eine bissige Bemerkung machen, da unterbrach ihn eine quengelige Stimme: »Ach komm jetzt, Percy, es ermüdet mich, dich mit diesem Bauern streiten zu hören.«
Will führte sie schweigend zu ihren Zimmern und ging dann zu John in die Küche hinunter, wo er sich über die feinen Hochwohlgeborenen im ersten Stock beschwerte. »Sollte denen den doppelten Preis berechnen und das Rindfleisch kräftig ver-pfeffern. Würde zu gerne seh’n, wenn der feine Herr so einen Niesanfall kriegt, daß ihm die Perücke vom Kopf fällt.«
John, der gerade eine dicke Scheibe Rindfleisch probierte, nickte und sagte: »Das hier könnte eine Prise gebrauchen, glaub’
ich.« Dann schüttelte er grinsend reichlich Pfeffer über das Fleisch. Er wandte sich an die Küchenmagd, zeigte auf das Stück Rindfleisch und befahl: »Sorgst du dafür, daß unsere Neuankömmlinge das kriegen, Midge?«
»Klar, John«, sagte sie strahlend, die feine Dame oben war ihr auch schon über den Weg gelaufen. »Vielleicht wollen sie nicht so lange bleiben, wenn sie unser Essen gekostet haben?« Sie zwinkerte den beiden zu und ging aus dem Zimmer.
Will war gerade in die Halle zurückgekehrt, als drei Männer hereinkamen. Die drei gefielen ihm auf Anhieb nicht. Sie waren ziemlich heruntergekommen und machten keinen vertrauenser-weckenden Eindruck. »Kann ich etwas für die Herren tun?«
fragte er skeptisch.
»Ich weiß nicht, wer seid Ihr denn?« fragte einer von den dreien herausfordend.
»Ich bin der Besitzer des Faire Maiden, jawohl. Wenn ihr also ein Zimmer wollt, gut und schön, obwohl ich bezweifle, daß ihr euch das leisten könnt. Wenn nicht, dann raus mit euch«, erwiderte Will mit lauter Stimme.
Der Mann, der für alle drei gesprochen hatte, verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere und musterte den dräuend vor ihnen stehenden großen
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