Geliebte Teufelin
ihre Lieblingsrolle zu spielen. Da sie einen perfekten Auftritt hinlegen wollte, verwandelte sie sich ein weiteres Mal.
„Eh, Scheiße, eh, hast du gesehen, wie die Olle den Eddy getreten hat? Boh, eh, das hat voll laut gekracht, eh. Eh, isch glaub, sein Bein is voll krass gebrochen, eh.“ In diesem Ton unterhielten sich die drei eine Weile, bis eine schemenhafte Gestalt wie aus dem Nichts auftauchte. Sie starrten die Person an, als sei ihnen ein Geist erschi e nen. Eine in einen hautengen gelben Overall mit schwarzen Streifen gekleidete Frau kam direkt auf sie zu. Sie war die perfekte Kopie der „Braut“ aus Kill Bill. Es fehlte nur das von dem Meisterschmied Hattori Hanzo gefertigte Samurai-Schwert. Luzia konnte nicht nur ihren Körper verändern, sondern auch die Stoffe, die sie am Körper trug, beeinflussen. Ein Schwert aus dem Nichts hervorzaubern konnte sie jedoch nicht. Es war auch nicht notwendig, denn die Kraft ihrer Hände reichte völlig aus, um die stärksten Männer zu besiegen.
„ Eh, du siehst voll aus wie die… Dings… eh… aus, eh Scheiße, wie heißt der Schei ß film, eh.“
Das hätte er besser nicht gesagt. Niemand beleidigt eine Figur aus einem Tarantino-Film, dachte Luzia und schlug ohne Vorwarnung zu. Eine schallende Ohrfeige haute ihn von den Beinen und ließ ihn mit dem Rücken an die drei Meter entfernte Wand kr a chen. Mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen starrten die beiden and e ren sie an.
„Hat noch jemand von euch was zu sagen?“ Luzia stellte sich breitbeinig vor sie hin und stemmte die Hände in die Hüften. „Na, was ist, habt ihr die Sprache verloren? Ist auch besser, wenn ihr d ie Klappe haltet, diese komische Sprache kann ich sowieso nicht ab. Könnt ihr kein Deutsch? “ Dabei schaute sie den beiden provozierend ins Gesicht und kam noch einen Schritt näher.
Der größere von beiden, ein etwa 17 Jahre alter Bursche mit kurz geschorenen Ha a ren und einem T-Shirt mit „Motherfucker“-Aufdruck hatte die Sprache wieder g e funden: „Eh, was willssu Tussi ? Isch mach disch Messa.“ Bei diesen Worten kramte er in seiner Hosentasche und zog ein Butterfly-Messer hervor, mit dem er vor Luzias Gesicht herumfuchtelte.
„Hat dir deine Mami denn schon erlaubt, mit Messern zu spielen, Kleiner?“ Bevor er etwas erwidern konnte, hatte Luzia seine Hand gepackt und wie ein Schraubstock festgehalten. Das Messer fiel mit lautem Scheppern zu Boden. Als der andere Junge ihm zu Hilfe kommen wollte, beförderte sie ihn mit einem Tritt an seine empfin d lichste Stelle zu seinem noch immer an der Wand liegenden Kollegen.
„Und was nun , deine Mami kann dir leider nicht helfen.“ Luzia verdrehte langsam sein Handgelenk, bis es verdächtig zu knacken begann. Er versuchte vergeblich, sich zu wehren. Als sie auch noch seine andere Hand schnappte und fest zudrückte, ging er vor Schmerzen in die Knie. Luzia begann die Sache Spaß zu machen, sie hatte ein neues Hobby für sich entdeckt: Randalierer und anderes Gesindel jagen. Leider wu r de sie von einer Familie gestört, die sich mit Koffern näherte und ihren Wagen suc h te. Für heute war die Vorstellung beendet, aber nicht ohne einen passenden Schlus s punkt. Sie rammte dem Jungen, der sich wie ein Wurm in ihren Händen wand und laut stöhnte und jammerte, ihr rechtes Knie unter das Kinn. Er kippte bewusstlos und mit zerschmettertem Unterkiefer zur Seite. Luzia verschwand so unauffällig, wie sie gekommen war. In den folgenden Wochen machte sie immer häufiger Streifzüge durch Bahnhöfe, Tiefgaragen, Einkaufszentren und vor allem Orte, an denen sich bevorzugt Jugendbanden und ande re zwielichtige Gestalten herumtrieben. Ihre U n ternehmungen blieben der Firma nicht lange verborgen, zumal es an vielen Orten Überwachungskameras gab, zu denen Firmenmitarbeiter Zugang hatten. Als sich die Zeitungsmeldungen über vermehrte Überfälle und schwere Körperverletzungen häuften, bestellte man Luzia in die Firma zum Rapport. Sie war sehr überrascht, dass man ihr keine Vorwürfe machte, sondern sie im Gegenteil sogar eine Belobigung e r hielt.
„Endlich benimmst du dich mal so, wie man es von einem unserer Mitarbeiter erwa r ten kann“, bekam sie zu hören. Schließlich sei es ja unter anderem die Aufgabe der Firma, Sünder zu bestrafen. Allerdings sei es zu begrüßen, wenn sie demnächst w e niger eigenmächtig handeln würde. Man hätte ja nichts gegen ihr kleines „Hobby“ einzuwenden, aber doch bitte in Zukunft
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