Geliebte Teufelin
etwas unauffälliger und nicht so oft, dass die Presse eine Story daraus macht.
Notgedrungen ging Luzia in der folgenden Zeit nur noch selten auf die Jagd. Die Firma hatte sie so mit Aufträgen zugedeckt, dass ihr kaum noch Freizeit blieb.
Ihr letzter Auftrag bestand darin, Kontakt mit dem Autor Cornelius Fischer aufz u nehmen und ihm schonend beizubringen, dass es den Teufel tatsächlich gab. Was man sich davon versprach, war ihr nicht ganz klar. Auf jeden Fall hatte sie den Job gründlich vermasselt und jetzt ging ihr Adrian mit seinen Vorwürfen auf die Ne r ven. Sie nahm einen großen Schluck aus der Kaffeetasse. Eine Entschuldigung für die gestrige Pleite fiel ihr nicht ein.
„Ich werde ihn schon noch überzeugen, ich lass mir was einfallen, versprochen“, sa g te sie halbherzig, ohne recht zu wissen, wie sie es beim nächsten Versuch anstellen sollte.
„Ich gebe dir noch eine Chance, wenn du die auch vergeigst, kannst du die nächsten hundert Jahre in der Zentrale Akten abstauben.“
Das Gespräch war beendet und Luzia setzte sich an den Küchentisch. Irgendwie muss er doch zu knacken sein, dachte sie, hatte aber keine Idee, wie sie es anstellen sollte. Zunächst einmal brauchte sie ein ordentliches Frühstück, von Kaffee alleine konnte sie nicht leben. Den morgendlichen Brötchen-Kauf verband sie zwei bis dreimal die Woche mit Frühsport. Sie zog sich bequeme Sportkleidung an und joggte bis zu einer fünf Kilometer entfernten Bäckerei. Auf dem Weg dachte sie nach. Im Prinzip ist er ja ganz nett, wenn ich ein Mensch wäre, könnte ich mich vielleicht sogar in ihn verlieben. Er ist nur viel zu jung für mich - 46, meine Güte, ich bin ja schon fast viermal so alt. Ach, Blö d sinn, ich sehe ja als Mensch auch jünger aus. Wie alt bin denn eigentl ich, ich muss doch mal in meinen Ausweis schauen. Ihr fiel doch tatsächlich nicht ihr offizielles Alter ein. Mit einer Tüte voller Brötchen und Gebäck zu Hause angekommen, schaute sie sofort in ihren Personalausweis: Luzia Winter, geb. am 3.12.1977, also 33 Jahre alt. Sie stellte sich vor den Spiegel.
Ja, könnte stimmen, aber eigentlich sehe ich jünger aus.
Der Körper, den sie im Spiegel betrachtete, war ihr offizieller Standard-Körper: Gr ö ße 173 cm, Gewicht 60 kg, Maße 88 – 62 – 91, mittellange blonde Haare, blau-graue Augen, keine besonderen Merkmale. Sie hatte ein hübsches, aber nicht besonders auffälliges Gesicht, damit sie sich im Alltag möglichst unauffällig unter den Me n schen bewegen konnte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück setzte sich Luzia an den Computer und loggte sich ins Internet ein. Sie benutzte dazu eine superschnelle DSL-Verbindung, die über einen Server ihrer Firma lief. Da sie keine rechte Idee hatte, was sie als nächstes u n ternehmen sollte, gab sie den Namen „Cornelius Fischer“ als Suchbegriff ein und bekam mehrere Hundert Treffer angezeigt. Sie schaute sich auf verschiedenen Seiten um und landete schließlich bei einem literarischen Forum, wo sie einen Lebenslauf von Fischer fand. Die meisten Daten, die dort aufgelistet waren, kannte sie schon. Was sie suchte, waren vor allem Angaben über seine Hobbys und sonstigen Vorli e ben. Etwa s erregte ihre Aufmerksamkeit: Als Lieblingsschauspielerin war Sandra Bullock angegeben. Als sie diesen Namen las, hatte Luzia einen Geistesblitz. Sie hatte dunkel in Erinnerung, dass Fischer demnächst Geburtstag hatte, zur Sicherheit schaute sie in seiner Biografie nach. Sie hatte sich nicht geirrt, in zwei Wochen war es so weit. Ihr Entschluss stand fest, sie würde ihm das schönste Geburtstagsgeschenk seines Lebens machen. Das Problem war nur, dass ihr Chef Adrian möglichst schnell Ergebnisse sehen wollte. Da sie noch einige andere Aufträge zu erledigen hatte, ve r tröstete sie ihn mit dem Versprechen, alle noch ausstehenden Aufgaben in den nächsten zwei Wochen abzuarbeiten und sich dann voll und ganz um Cornelius zu kümmern. Sie versicherte ihm, dass sie die ultimative Superidee hätte und diesmal garantiert nichts schiefgehen könne. Adrian war skeptisch und schlecht gelaunt wie immer, versprach aber, so lange stillzuhalten.
Der Geburtstag und die seltsamen Gäste
Cornelius Fischer hatte von dem Presserummel der letzten Wochen gründlich die Nase voll. Seit sein Buch „Satan – wer?“ ganz oben in den Bestsellerlisten stand, hatte er kaum noch eine ruhige Minute gehabt. In den letzten vier Wochen war er in drei Talkshows aufgetreten, hatte fünf weitere
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