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Geliebte Teufelin

Geliebte Teufelin

Titel: Geliebte Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bisplinghof
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Experten, die die Partien analysierten und kommentierten, sah es eindeutig nach einem Remis aus. Hollmann gab sich damit nicht zufrieden und en t wickelte eine Strategie, die er unter einem Pseudonym an Anatevs Berater-Team per E-Mail schickte. Zwei Stunden später bekam er eine Antwort: „Danke, Ihr Vorschlag ist genial, wer immer sie sind, ich würde Sie gerne kennen lernen.“
    Gespannt saß er am nächsten Tag am Computer und verfolgte die Fortsetzung des Spiels. Anatev folgte tatsächlich seinem Vorschlag und wurde Weltmeister. Seit di e sem Tag spielten die beiden regelmäßig miteinander, indem sie sich die Spielzüge per Mail oder SMS schickten. Hollmann durfte zwar in der Klinik-Bücherei nicht ins Internet, aber als er zum ersten Mal alleine in dem Raum war, hatte er in kurzer Zeit das Passwort geknackt und sich eingeloggt. Da er dem Chefarzt angeboten hatte, ein verbessertes Verwaltungsprogramm für die Bücherei zu schreiben, konnte er sich täglich mehrere Stunden dort aufhalten. Es gab ca. dreitausend Bände, die von den Patienten ausgeliehen werden konnten. Professor Ziesmer war nicht nur leide n schaftlicher Schachspieler, sondern auch Büchersammler, dessen private Sammlung aus allen Nähten platzte.
    Er hatte deshalb einen großen Teil der Klinik gestiftet..
    Gerade als er sich ins Internet einloggen wollte, um Anatev den neuesten Zug ihrer laufenden Partie zu schicken, öffnete sich die Tür und Assistenzarzt Dr. Bernd Stei n bach betrat in Begleitung einer Frau den Raum.
    „Guten Morgen Herr Hollmann, wie geht es Ihnen? Ich habe eine Kollegin mitg e bracht, die sich mit Ihnen unterhalten möchte.“
    Er trat einen Schritt zur Seite und stellte die Besucherin vor: „Frau Dr. Winter, sie arbeitet im Rahmen ihrer Habilitation an einer Studie über… aber das wird sie ihnen am besten selbst erklären. Ich lasse sie jetzt alleine. Wenn sie etwas brauchen, Dr. Winter, neben der Tür ist eine Klingel.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum.
    Hollmann war im ersten Moment verärgert über die Störung gewesen, als er aber die Frau genauer ansah, besserte sich schlagartig seine Laune. Dr. Winter war ungefähr 1,70 Meter groß, schlank, hatte lange blonde Haare, die nach hinten gekämmt und zusammengesteckt waren. Sie hatte ein sehr sympathisch wirkendes Gesicht und als sie ihn anlächelte, bildeten sich kleinen Grübchen neben ihren Mundwinkeln. Sie streckte ihm die Hand entgegen und deutete mit einem leichten Kopfnicken zu einer Sitzecke.
    „Guten Morgen Herr Hollmann, es freut mich sehr, sie kennen zu lernen. Wollen wir uns setzen?“ Als sie die Senseo-Kaffeemaschine neben dem Computertisch entdec k te, fügte sie noch schnell hinzu: „Ein Kaffee wäre auch nicht schlecht.“
    Ein Engel ist mir erschienen , dachte Hollmann, als er hinter ihr hersah. Sie ging mit graziösen Bewegungen zu der Sitzgruppe und legte ihre Hand- und eine Notebook-Tasche auf dem Tisch ab. Sie war elegant, aber nicht zu auffällig gekleidet. In ihrem grauen Kostüm wirkte sie anziehend weiblich, aber gleichzeitig auch seriös. Wäre sie nicht Ärztin, hätte sie auch als Anwältin, Anlageberaterin oder Lehrerin durchgehen können.
    Während sie ihr Notebook aus der Tasche nahm und aufklappte, brühte Hollmann zwei Tassen Kaffee auf und brachte si e an den Tisch.
    „Zucker, Milch oder lieber schwarz?“
    „Viel Milch und viel Zucker bitte, ich bin eine kleine Naschkatze“, sie lächelte sche l misch und schob ihre Sachen beiseite.
    Hollmann stellte die Tassen ab, holte noch Zucker und Milch und setzte sich dann gegenüber an den Tisch.
    „Bedienen sie sich doch bitte selbst, ich möchte ihren Kaffee nicht verderben. Was ist das für eine Studie, an der sie arbeiten?“
    Dr. Winter ließ drei Stücke Zucker in ihre Tasse fallen, rührte den Kaffee um und schüttete dabei solange Milch hinein, bis sich die Farbe in einen hellen Creme-Ton verwandelt hatte.
    „Ich untersuche die Psyche besonders intelligenter Gewaltverbrecher und sie sind ein besonders interessanter Fall.“
    „Dann hätten sie lieber Hannibal Lecter besuchen sollen, ich bin kein Gewaltverbr e cher. Ich kann keiner Fliege was zu Leide tun.“
    „Uns was ist mit den Menschen, die sie umgebracht haben. Ich habe die Fotos der Leichen gesehen, kein besonders schöner Anblick.“
    „Das war ich nicht, man hat mir die Sache in die Schuhe geschoben, weil man mich loswerden wollte. Ich kann mich nicht daran erinnern, diese Personen umgebracht zu

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