Geliebte Teufelin
Luzia
Cornelius war beruhigt, er setzte die Kaffeemaschine in Gang und ging ins Bad. Als er frisch geduscht herauskam, wehten ihm schon Essensdüfte entgegen.
„Na du Murmeltier, gut geschlafen?“ Luzia sah selbst im Jogginganzug noch besser aus als viele Frauen, die Cornelius kannte, im Abendkleid.
Die Begrüßung fiel zurückhaltender aus als am Tag zuvor. Es gab nur eine Uma r mung und einen Kuss. Bevor Cornelius noch über Luzias verändertes Verhalten nachdenken konnte, war sie schon wieder in der Küche verschwunden, um im nächsten Augenblick mit einer Pfanne voll Rührei zurückzukommen.
Beim Frühstück redeten beide wenig. Luzia hatte auch eine Tageszeitung mitg e bracht, die sie aufteilten und lasen.
Wie bei einem alten Ehepaar, dachte Cornelius, dabei sitze ich hier zusammen mit einer Teufelin, esse Rührei und lese Zeitung. Die Geschichte glaubt mir kein Mensch. Ich sollte sie auch lieber niemandem erzählen, sonst lande ich wirklich in St. Augustin.
Luzia sah über den Rand ihrer Zeitung und sah ihn wieder mir diesem einmaligen verschmitzten Gesichtsausdruck an.
„Wenn uns hier jemand beobachten würde, er würde uns für ein altes Ehepaar ha l ten“, sagte sie grinsend.
Cornelius wunderte sich schon nicht mehr darüber, dass sie offensichtlich wieder seine Gedanken gelesen hatte. Es kam ihm inzwischen schon fast normal vor, wah r scheinlich können so etwas alle Teufel.
Nach dem Frühstück räumten sie zusammen den Tisch ab und Luzia schlug einen gemeinsamen Spaziergang vor. Sie könnte noch etwas mehr Bewegung gebrauchen und Cornelius frische Luft.
Sie gingen den Waldweg hoch, den Cornelius am Tag zuvor schon eingeschlagen hatte. Die Luft roch herrlich frisch und würzig, Cornelius fühlte sich wie neu geb o ren. Nachdem sie eine Weile schweigen nebeneinander hergelaufen waren, nahm Cornelius Luzias Hand. Er musste dringend mehr über sie erfahren, dass heißt, e i gentlich wusste er ja noch so gut wie nichts über sie.
„Luzia, darf ich dir mal ein paar Fragen stellen?“
„Na klar, was für Fragen, was willst du wissen?“ Sie ging ein paar Schritte rückwärts vor ihm her. Cornelius wunderte sich über ihre Sicherheit auf dem unebenen Wal d weg. Sie lief, als hätte sie im Hinterkopf Augen.
„Als wir uns zum ersten Mal gesehen haben, in der Hotelbar, das war doch kein Z u fall, oder?“
„Ehrlich gesagt, nein, es war, hm, wie soll ich sagen, berufliches Interesse.“
„Berufliches Interesse, eine Teufelin möchte einen Menschen kennen lernen, der ein Buch über…ihren Chef geschrieben hat?“
„Ja, so in etwa.“
„So in etwa, geht das auch genauer?“
„Ja also, mein Vorgesetzter in der Firma, Adrian, wollte, dass i ch Kontakt mit dir aufnehme. Na ja, der genaue Auftrag lautete, dich davon zu überzeugen, dass die Hauptperson in deinem Buch, also der Teufel, tatsächlich existiert.“
Sie waren inzwischen auf einer Lichtung mit gefällten Bäumen angekommen und setzten sich auf einen dicken Stamm.
„Was genau ist denn die Firma, so etwas wie die Hölle oder ein anderer Ort, wo ihr Teufel wohnt?“
Luzia mus ste lachen: „Typisch Mensch, ja ja, die Hölle. Ich verrate dir etwas. Mein lieber Cornelius, es gibt keine Hölle. Das was sich die Menschen darunter vorstellen, existiert nicht. Die Hölle ist auf der Erde und ihr Menschen erschafft sie ständig neu, überall auf der Welt. Die alten Bilder und Geschichten über die Hölle und das Feg e feuer und all die Foltermethoden, mit denen die armen Sünder gepeinigt werden, sind zum großen Teil von der Kirche erfunden. Die Unwissenheit der Menschen in früheren Zeiten, der Aberglaube, vor allem im Mittelalter, haben natürlich auch dazu beigetragen. Aber selbst im Zeitalter der Aufklärung und später hat die Kirche, vor allem die katholische, nichts getan, um die Gläubigen eines Bessere n zu belehren.“
„Und warum das a lles?“
„Kannst du dir das nicht denken? Warum will wohl die Kirche, dass die Menschen an eine Hölle glauben?“
„Weil sie dann eher an Gott glauben und zum Trost in die Kirche gehen oder in der Kirche Schutz vor dem Teufel und bösen Geistern suchen?“
„Bingo, mein Schatz, getroffen!“
„Ja aber, den Teufel gibt es doch wirklich, ich meine, du bist doch der lebende B e weis dafür.“
„Ich rede nicht von Luzifer, dem Teufel, ich rede von der Hölle, das ist ein Unte r schied. Ihr Menschen habt völlig falsche Vorstellungen von uns Teufeln. Ihr haltet uns für
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