Geliebte Teufelin
hässliche Monster mit Pferd e füßen und Schwänzen, die nichts anderes im Sinn haben, eure Seelen zu klauen und euch im ewigen Feuer zu braten. Dabei tun wir viel Gutes und ohne uns würde die Welt überhaupt nicht funktionieren.“
„Das musst du mir mal genauer erklären, was tut ihr denn Gutes und wieso geht es nicht ohne euch?“
„Eigentlich müsste dir Gott darauf eine Antwort geben, aber ich glaube nicht, dass er so einfach mit dir reden wird.“
Cornelius schaute hoch zum Himmel. „Das heißt, Gott existiert wirklich? Ich frage nur, weil… ich bisher nicht so recht an ihn glauben konnte. Nicht ohne einen Beweis für seine Existenz.“
„Ach, Cornelius, es ist wohl logisch: wenn es den Teufel gibt, dann muss es doch wohl auch Gott geben – und umgekehrt natürlich.“
„Das leuchtet ein, aber du hast mir noch nicht erzählt, was ihr Teufel Gutes tut.“
Luzia stand auf und zog Cornelius hoch. „Komm, lass uns weiter gehen, das heißt, warte mal einen Moment ! “ Sie klopfte ein paar Rindenstückchen von seiner Hose, gab ihm einen Klaps auf den Po und schob ihn vor sich her.
Cornelius stolperte über eine Baumwurzel und fiel fast der Länge nach hin. In der nächsten Sekunde stand Luzia vor ihm und fing ihn auf. Sie schüttelte den Kopf und sah ihn mit einem tadelnden Gesichtsausdruck an.
„Cornelius, pass doch auf deine Füße auf.“
Sie nahm seine Hand und ging den weiteren Weg neben ihm her. Dann erzählte sie weiter: „Gut, also, hast du die Bibel gelesen, vi elleicht als Kind in der Schule im Rel i gionsunterricht?“
„Ja sicher.“
„Dann kennst du ja die Schöpfungsgeschichte mit Adam und Eva und dem Sünde n fall. Die Antwort liegt genau hier vergraben.“
Cornelius wartete gespannt darauf, wie die Geschichte weiterging. Das was ihm L u zia gerade erzählte, war spannender als jeder Krimi, den er in seinem Leben bisher gelesen hatte.“
„Nun spann mich doch nicht so auf die Folter. Was ist denn nun die Antwort?“
„Nun, es fing alles damit an, dass Gott die ideale Welt erschaffen wollte. Ein Paradies ohne Tod, Krankheiten, Verfall und Sünden. Seid fruchtbar und mehret euch, sagte er den Lebewesen, die er erschaffen hatte. Die Folge davon war, dass sich in kürze s ter Zeit alle Pflanzen, Tiere und Menschen so stark vermehrten, dass ein heilloses Chaos entstand. Er hatte einfach nicht daran gedacht, dass die Welt mit einer unb e grenzten Vermehrung aller Lebensformen nicht funktionieren konnte. Leider merkte er es erst, als es schon zu spät war. Er musste also etwas tun, um das selbst veru r sachte Chaos wieder in den Griff zu bekommen.“
Cornelius wurde plötzlich alles klar, die Antwort lag auf der Hand. Die Lösung konnte nur in Tod, Krankheiten, Seuchen, Naturkatastrophen und Kriegen bestehen. Er konnte ja nicht einfach ein großes Radiergummi nehmen und alles Überflüssige wieder auslöschen.
„Ich glaube, ich kenne die Antwort. Gott hatte keine Lust, sich selbst mit dem Tod, Krankheiten und allen möglichen Katastrophen zu beschäftigen, die notwendig w a ren, um das Chaos der ungehinderten Vermehrung zu beseitigen. Die Arbeit hat er lieber euch Teufeln überlassen.“
„Genauso ist es, mein Lieber, wir müssen die Drecksarbeit machen, ohne uns wäre die Welt schon längst untergegangen.“
„Also, im Grunde seid ihr so eine Art Ordnungshüter, eine Art Weltpolizei.“
Luzia musste lachen: „Ja, könnte man so sagen, Weltpolizei klingt gut.“
„Eigentlich müssten euch die Menschen, wenn sie das alles wüssten, gern haben oder zumindest dankbar sein.“
„Schön wär’s, aber erstens sind viele Menschen grundsätzlich undankbar und de n ken nur an sich und zweitens sind wir ja auch für vieles Unangenehme verantwor t lich. Wer bedankt sich schon bei denjenigen, die dafür sorgen, dass sich Krankheiten verbreiten oder Kriege nicht zu schnell enden. “
Bei diesen Worten Luzias fiel Cornelius etwas ein: „ Wenn das Attentat des Grafen von Stauffenberg auf Hitler nicht miss lungen wäre, dann wäre doch der Krieg wah r scheinlich viel schneller beendet worden, oder ? Hitler soll danach so etwas ge sagt haben wie: D ie göttliche Vorsehung oder ein göttlicher Schutzengel hätte ihn gere t tet, oder so ähnlich.“
„Ach, und jetzt denkst du, wir Teufel hätten ihn beschützt?“
Cornelius blieb stehen und sah Luzia an.
„Na ja, ich meine, der Gedanke ist doch nicht ganz abwegig, nachdem, was du mir erzählt hast.“
Luzias Mine
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