Geliebte Teufelin
wollte und ständig Ärger machte. Adrian hatte schon seit Jahren seitenlange Berichte über ihre Eskapaden verfasst und wiederholt ihre Bestrafung geford ert. Was er jedoch nicht wusste, war, dass Luzifer persönlich seine schützende Hand über sie hielt. Sie amüsierte ihn, manchmal imponierte sie ihm sogar mit ihrer grenzenlosen Starrköpfigkeit. Schon als Baby konnte sie fuchsteufelswild werden, wenn ihr etwas gegen den Strich ging. Wenn er sie dann in den Arm nahm, beruhi g te sie sich sehr schnell wieder. Er hatte zwar schon längst den Überblick über die Tausenden von Babys verloren, die er persönlich gezeugt hatte. Luzia aber war von allen mit Abstand die schönste und gleichzeitig auch die wildeste gewesen. Da er nicht alle seine Kinder selbst großziehen konnte, hatte er sie der Obhut ihrer Mutter überlassen, sie aber nie ganz aus den Augen verloren. Es konnte allerdings schon mal Jahre dauern, bis er mal wieder nach ihr schaute. Sie selbst hatte davon nie etwas bemerkt, obwohl sie sich mehr als einmal darüber gewundert hatte, dass sie bisher aus jeder auch noch so vertrackten Situation heil herausgekommen war. Einmal hatte er sie sogar bei dem Gedanken ertappt, sie müsse wohl einen Schutzengel haben. Zuletzt hatte er ihre Rolle als Nora Mae verfolgt, sie dann aber wieder aus den A u gen verloren. Er hatte sie also fünf Jahre nicht gesehen und deshalb mit besonderer Freude in die Arme genommen. War heute vielleicht der richtige Zeitpunkt, ihr die Wahrheit über ihren Vater zu sagen? Er hatte sich schon vor langer Zeit vorgeno m men, es ihr eines Tages zu erzählen. Letztendlich hatte er es immer wieder aufg e schoben, weil er wollte, dass sie völlig unbeeinflusst ihre eigen e Persönlichkeit en t wickeln soll te. Er kannte aus der Menschenwelt genug abschreckende Beispiele von Kindern berühmter Persönlichkeiten, die sich zu eingebildeten, drogenabhängigen Schmarotzern entwickelt hatten. Luzias Charakter war inzwischen so weit gefestigt, dass es nichts mehr schaden konnte, wenn sie es erfuhr.
„Ich muss euch beiden Turteltäubchen leider stören. Cornelius, würden sie uns bitte alleine lassen, ich möchte mit Luzia unter vier Augen reden. Sie gehen doch so gerne spazieren, wie ich weiß. Wie wäre es mit einem kleinen Wald-Spaziergang, vielleicht finden sie ein paar Pilze.“
„Sie sind ja super gut über mich informiert. Ich lasse sie alleine, wenn sie mir ve r sprechen … “
„Ich weiß schon, was sie sagen wollen: wenn ich ihnen verspreche, ihr nichts zu tun. Großes Teufels-Ehrenwort, dass ich sie gut behandeln werde. Sie gehört schließlich zur Familie.“
Cornelius erhob sich widerstrebend, zog eine Jacke an und ging nach draußen, wo er wieder Luzifers Stimme hö rte: „Lauschen gilt nicht, also ab in den Wald und passen sie auf die giftigen auf.“
Auf die giftigen, was meint er damit? Ob das eine Anspielung auf die Pilzvergiftung meines Vaters sein soll? Glücklicherweise steckte in der Jacke, die Cornelius angezogen hatte, ein kleines Fernglas. Er beeilte sich, in den Wald zu kommen.
Luzia fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut, ganz alleine mit ihm, den die meisten nie im Leben zu Gesicht bekamen. Wieso hatte er sie umarmt, statt sie auf der Stelle zu töten. Schließlich hatte sie eindeutig ein Verbrechen begangen. Sie wusste, dass die Teuflische Gerichtsbarkeit keine Gnade kannte. Es gab keine milder n den Umstände und Tausende von Paragraphen, die clevere Menschen-Anwälte ausnutzten, um ihre Mandanten vor Gericht frei zu bekommen. In der Welt der Teufel ging es absolut gerecht, aber auch gnadenlos zu. Wer erwischt wurde, musste mit dem Schlimmsten rechnen .
Luzia saß regungslos auf ihrem Stuhl und schaute nach unten. Luzifer fasste unter ihr Kinn und hob sanft ihren Kopf hoch.
„Luzia, du musst keine Angst haben. Ich habe dich schon in meinen Armen gehalten, als du noch ein Baby warst. Du warst die hübscheste von allen meinen Kindern, a l lerdings auch schon damals die größte Nervensäge. Kein anderes Kind konnte so lau t schreien und um sich treten. Du warst unberechenbar in deinen Reaktionen, deshalb konnten wir dich erst sehr spät in die Menschenwelt lassen.“
Luzia sah ihn ungläubig an, sie sollte Luzifers Tochter sein? Bis vor einer halben Stunde war sie noch eine unbedeutende kleine Teufelin, die mit einer schlimmen B e strafung rechnen musste, und jetzt…
Sie kam sich vor wie ein Kind armer Leute, das plötzlich erfährt, dass es eine Pri n zessin
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