Geliebte Teufelin
altes seniles Weichei, das schon viel zu la n ge die Welt beherrscht. Es sei jetzt mal an der Zeit, dass Andere das Ruder überne h men und ordentlich sauber machen. Zur Not würde er halt ohne Gottes Zustimmung handeln und das tun, was nötig sei.“
„Satan, der Revoluzzer“, kommentierte Luzifer sarkastisch. „Irgendwie erinnert mich das an die Studentenbewegung en und die RAF, die in den Siebziger-Jahren in Deutschland die Gesellschaft erst friedlich und dann gewaltsam umkrempeln wol l ten.“
Luzia, die sich bisher alles ruhig angehört hatte, meldete sich mit einem leisen Räu s pern: „Irgendwie ist doch Satan größenwahnsinnig. Ich meine, einen Menschen, der auf solche Ideen kommt, würde man in die Klapse sperren. Wie konnte er denn im Ernst annehmen, dass Gott ihn einfach so gewähren ließe? Wie blöd muss man denn sein, Gott für einen alten Tattergreis zu halten. Er ist doch bestimmt noch stark g e nug, Satan wie eine Wanze zu zerquetschen, oder was meinst du, Uriel?“
Uriel bedachte Luzia wieder mit einem Lächeln und antwortete: „Natürlich, du hast völlig recht, Luzia, was Gottes Allmacht anbetrifft. Wir müssen allerdings auch b e denken, dass Satans Macht in den Jahrhunderten stetig gewachsen ist. So einfach lässt er sich nicht unterkriegen. Ich kann überhaupt noch nicht richtig glauben, dass du ihn, beziehungsweise seinen Körper getötet hast.“
Luzia lächelte zurück.
„Ich habe ihn mit meinem weiblichen Charme überlistet. Satan ist, oder war, doch nur ein alter, entschuldigt bitte den Ausdruck, geiler Bock. Bei Männern, egal ob Menschen oder Teufel, setzt halt manchmal der Verstand aus, wenn ihre Hormone überkochen.“
„Dann muss es bei Satan ja schon sehr übergekocht sein. Was hast du mit ihm ang e stellt?“ Leo schien das Thema sehr zu interessieren.
„Sei nicht so neugierig, Leo, eigentlich ist nichts passiert. Ich habe nur so getan, als könnte er seinen Spaß mit mir haben. Bevor es dazu gekommen ist, hat er allerdings den Kopf verloren.“ Bei den letzten Worten zuckten ihre Mundwinkel, sie konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
Luzia schilderte für Uriel und Leo noch einmal in Kürze, was sich nach ihrem und Cornelius‘ Verschwinden zugetragen hatte.
Uriel, der sonst eine unerschütterliche Ruhe ausstrahlte, wirkte verblüfft.
„Erstaunlich, wirklich erstaunlich, es ist nur die Frage, ob er wirklich tot ist. Könnte nicht sein Geist rechtzeitig, bevor du seine sterblichen Überreste in den Bunker g e bracht hast, entwichen sein und inzwischen schon in irgendeinem anderen Körper stecken?“
Luzia schüttelte energisch den Kopf.
„Nein, völlig unmöglich, die Geister mächtiger Teufel haben eine solch starke Aura, dass ich das gespürt hätte.“
Luzifer sah sehr besorgt aus. „Ich hoffe nur, dass du Recht hast, Luzia. Falls nicht, ich kann nur sagen, Satans Rache kann fürchterlich sein. Wir sollten uns aber nicht ve r rückt machen. Falls er oder sein Geist sich irgendwie befreit haben sollte, werden wir das schon früh genug zu spüren bekommen, da könnt ihr sicher sein. Lasst uns lieber hören, was Leo inzwischen herausgefunden hat. Du hast das Wort.“
„Viel ist es leider nicht. Ich weiß auch nicht so recht, womit ich anfangen soll.“
„Erzähl uns von der Konferenz, die Satan veranstaltet hat“, forderte ihn Luzifer auf. „Als er gestern hier hereinkam, beschwerte er sich darüber, dass die Veranstaltung keine Ergebnisse gebracht hätte. Du warst doch bestimmt dabei, worum ging es denn eigentlich?“
„Die Konferenz fand vor ein paar Tagen in einem Hotel in New York statt. Er hatte Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete eingeladen. Teilnehmer waren ein Ato m physiker, ein Geologe, ein Astronom, ein Mediziner und ein ehemaliger General der amerikanischen Streitkräfte. Außerdem hatte jeder noch einen oder mehrere Mita r beiter dabei. Kurz gesagt ging es im Prinzip darum, zu erörtern, welches die effe k tivsten Methoden zur Vernichtung der Menschheit sind. Von Vulkanausbrüchen über Atomexplosionen, sich schnell ausbreitenden Seuchen bis zu ein em dritten Weltkrieg wurde über alles Mögliche geredet. Ich glaube, dass Satan keinen von i h nen über den wahren Grund dieser Tagung informiert hatte, zumindest nicht von Anfang an. Er hatte so getan, als ginge es nur um eine Studie im Auftrag der US-Regierung, bei der untersucht werden sollte, welche Verluste durch Naturkatstr o phen oder terroristische Anschläge zu
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