Geliebte Teufelin
erwarten seien. Als er dann aber angede utet hat, worum es wirklich ging , waren natürlich alle, das heißt fast alle, schockiert und haben fluchtartig den Raum und das H otel verlassen. Interesssanter W eise ist aber einer geblieben, der sich schon früher häufiger mit Satan getroffen hatte. Ein gewi s ser Prof. Dr. Erich Fleischer, ein Mediziner und Chemiker, dessen Spezialgebiet die Immunologie ist. Er hat lange Zeit für die Regierung, genauer gesagt das Gesun d heitsministerium gearbeitet. Ich habe inzwischen herausgefunden, dass er mehrere wissenschaftliche Studien über die Verbreitung von Epidemien und deren mögliche Bekämpfung durchgeführt hat. Er hat dafür jede Menge staatliche Gelder erhalten, die er allerdings zum großen Teil in die eigene Tasche gesteckt hat. Wenn ihr wüs s tet, was der für Autos fährt… na egal. Ich habe auf jeden Fall ein paar Leute darauf angesetzt, möglichst viele Informationen über ihn zu sammeln. Außerde m wird er seit der Konferenz rund um die Uhr beschattet.“
Leo holte ein Notebook aus seiner Tasche und klappte es auf.
„Ich erwarte jeden Moment weitere Nachrichten, mal sehen, ob schon etwas ang e kommen ist.“
Während er den Computer hochfuhr, unterhielten sich die anderen aufgeregt über die soeben erfahrenen Neuigkeiten. Nach einer Weile zuckte Leo mit den Schultern und meinte:
„Mist, ich habe Probleme mit der Satellitenverbindung, es dauert noch etwas.“
Luzia nutzte die Gelegenheit, um nach Cornelius zu sehen. Nach ein paar Minuten kam sie zurück und sagte: „Cornelius schläft wie ein Murmeltier, der wird bestimmt vor morgen Mittag nicht wieder wach.“
Inzwischen hatte der Computer eine Verbindung hergestellt und Leo studierte den Bildschirm-Inhalt.
„Das ist ja irre, unglaublich, hört euch das an. Es gibt einen offiziellen Lebenslauf von Prof. Erich Fleischer und den richtigen. Der offizielle ist völlig unspektakulär und der reinste Muster-Lebenslauf. Damit könnte sich jeder um einen Posten als Chefarzt oder Gesundheitsminister bewerben. In Kurzform: Geboren 1945 in Köln, Abitur mit Notendurchschnitt 1,0, Medizinstudium in Heidelberg, Bestnoten in allen Zwische n prüfungen, Stipendium in Harvard, Abschluss natürlich wieder mit Bestnote, rasa n ter Aufstieg vom wissenschaftlichen Mitarbeiter bis zum Professor und Berater der amerikanischen Regierung.“
„Der reinste Musterknabe“, bemerkte Luzifer, „und wie sieht die Wirklichkeit aus?“
„Nun, die sieht etwas anders aus. Sein richtiger Name w ar Erich Saphirstein, geb. 1915 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin, wo er auch die Schule und die Uni besuchte. Die Noten waren eher durchschnittlich, das Medizin-Examen an der Charité bestand er so gerade mit Hängen und Würgen. Das Chemiestudium brach er nach der Hälfte ab. Nachdem die Nazis an die Macht gekommen waren, trat er in die NSDAP ein und machte danach schnell Karriere. Seine Doktor-Arbeit schrieb er über , Degenerationsersche inungen bei der jüdischen Rasse‘. Seine ,Untersuchungsobjekte‘ fand er im Konzentrationslager Ausschwitz-Birkenau, wo er ab 1944 als Assistent des berüchtigten Arztes Dr. Mengele tätig war.“
„Das war doch der Arzt, der die KZ-Insassen für seine grauenvollen Experimente missbraucht hat“, bemerkte Luzia und fuhr fort: „Was ich nicht ganz verstehe ist fo l gendes. Du hast doch gerade gesagt, dass seine Eltern Juden waren, dass heißt doch logischerweise, dass er selbst auch einer war. Wie konnte er denn eine solche Karri e re machen?“
„Das ist eine gute Frage. Mal sehen, wie es weiter geht. Hier steht… hm… Moment… ah ja, folgendes: Als die Nazis an die Macht kamen, sah er seine große Chance. Er verleugnete seine Eltern, legte sich einen anderen Namen und falsche Papiere zu und war einer der ersten, die die Hand zum Hitler-Gruß erhoben. Es gibt hier sogar ein Foto aus dieser Zeit. Er hatte offensichtlich das Glück, dass er keine typisch jüdischen Gesichtszüge hatte.“
Leo drehte das Notebook so, dass die anderen das Bild sehen konnten.
„Sieht eigentlich ganz sympathisch aus“, kommentierte Luzia das Foto.
Nachdem er den PC wieder umgedreht hatte, fuhr Leo fort: „Der Gipfel der G e schichte ist aber, dass er seine Eltern in Ausschwitz wiedergesehen hat, als er die neu eingetroffenen Gefangenen untersuchte. Die Lager-Ärzte haben damals die Neua n kömmlinge grob vorsortiert. Die alten, schwachen und Kranken wurden direkt in die Gaskammern geschickt. Man
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