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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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sie eine Fechterin, und ihrer beiden Taschen ihre Degen. Er war so überrascht, dass ihm kaum Zeit blieb, auszuweichen.
    „Vorsicht!“
    „Nur weiter. Sagen Sie mir, dass es nicht damenhaft sei, zu Gewalt zu greifen. Sagen Sie mir, dass es nur bestätigt, was Sie von mir glauben – dass ich impulsiv bin, hitzköpfig und närrisch.“
    „Schlagen Sie mich, so viel Sie wollen“, erwiderte er, „aber bei Gott, Lydia, wenn Sie gegen meine Tasche stoßen, könnte dabei meine Flasche Laudanum zerbrechen. Dann verteilt sich das über mein Stethoskop, und ich werde die ganze Nacht auf sein, um es wieder sauber zu bekommen. Haben Sie eine Ahnung, aus wie vielen kleinen Teilen so ein Schlauchstethoskop besteht?“
    Und an das, was es bei seinem Notizbuch anrichten würde, wollte er lieber gar nicht denken. Darin standen alle Hausbesuche der letzten drei Monate und zu jedem Patienten die Symptome, sorgfältig aufgezeichnet, dass er sie am Abend studieren konnte auf der Suche nach Ursachen und möglichen Therapien. Außerdem hatte die Tasche noch Innennähte und Säume, kleine Ritzen, die man unmöglich reinigen konnte. Das Innere würde Monate lang kleben.
    Er erschauerte und stellte seine Tasche behutsam auf die Bühne. „Schlagen Sie mich, aber lassen Sie meine Medizin aus dem Spiel.“
    „Ich werde Sie nicht in aller Öffentlichkeit schlagen“, verkündete sie verächtlich.
    Er sprang auf die Bühne und zog sie, bevor sie widersprechen konnte, zu sich hoch, sodass sie neben ihm stand. Der Baum war hoch und breit, aber dahinter war noch etwas Platz, der wegen der dichten Zweige von vorne nicht einzusehen war.
    Er hielt seine Hände hoch, die Handflächen zu ihr. „Los, machen Sie schon.“ Dieses Mal legte er einen spöttischen Ton in seine Stimme. „Oder glauben Sie etwa, Sie seien zu schwach, um mir wirklich wehzutun?“
    Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und schlug gegen seine Hand. Er spürte den Aufprall bis in seine Ellbogen – sie schlug für ihre Größe mit erstaunlicher Kraft zu. Und mit mehr Schwung, als er erwartet hatte.
    Während er noch verblüfft blinzelte, biss sie die Zähne zusammen und schlug gegen seine andere Hand. „Gott verdamme Sie, Dr. Grantham.“
    „Das tut er vermutlich.“ Er tat es sogar genau jetzt, indem er sie ihm auf diese Art vorsetzte, mit dem Haar, das ihr aus der Frisur rutschte und in Locken auf ihre Wangen herabhing, darum flehte, weggeschoben zu werden.
    Sie holte wieder aus, diesmal wilder. „Ich hasse Sie.“
    „Ich weiß, dass Sie das tun.“
    Sie starrte ihn an. „Ich bin nicht – ich wiederhole – ich bin auf gar keinen Fall und überhaupt nicht wütend auf Sie.“ Dabei unterstrich sie jedes Wort mit einem weiteren Schlag. Wenn sie wirklich vorgehabt hätte, ihm wehzutun, würde er vermutlich tatsächlich Schmerzen haben. Aber sie konzentrierte sich auf seine Hände, schlug sie mit all der Wucht ihrer Wut.
    Der Duft von Tannen umwehte sie, Zweige kitzelten ihn am Rücken. Sie verlagerte ihr Gewicht, und der Baum erzitterte, als sie mit den Röcken gegen die Äste stieß.
    „Fern liege es mir, Ihnen zu widersprechen, aber Sie scheinen reichlich wütend auf mich zu sein.“
    Sie blickte ihm in die Augen. „Ich kann nicht wütend auf Sie sein“, widersprach Sie heftig. „Sie haben nichts getan, und wenn ich wütend auf Sie wäre, wäre das unvernünftig.“
    „Nicht unvernünftig. Nur nicht besonders fair.“
    „Wenn ich wütend wäre, würde das bedeuten, dass ich immer noch verletzt bin, dass mir nicht egal ist, was mir passiert ist. Es würde heißen, dass ich es nicht überwunden habe. Aber das habe ich.“
    Sie senkte den Blick und schaute auf ihre Fäuste, als merkte sie erst jetzt, dass sie ihn geschlagen hatte. Sie bewegte die Finger, dann schaute sie ihm ins Gesicht, bestürzt, als ihr bewusst wurde, was sie da gerade gesagt hatte. „Das habe ich“, wiederholte sie. „Ich denke gar nicht mehr daran.“
    Er konnte nichts darauf antworten.
    „Wissen Sie, was ich an Ihren Augen am meisten hasse?“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, und er konnte sich nicht dazu bringen, wegzusehen. „Wenn ich Sie ansehe“, sagte sie, „sehe ich mein Spiegelbild darin. All das widergespiegelt …“ Sie brach ab, schluckte.
    Ihre Haut wurde ganz weiß. Das bedeutete, dass die Blutkapillaren in ihrer Haut sich zusammengezogen hatten. Er konnte ihren Puls beinahe anhand ihres schnellen Atems erraten. Ihr musste kalt sein und leicht

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