Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
sie hinten am Herd ankamen.
„Sie sollten vorausgehen“, sagte er.
„Aber …“
„Er erwartet Sie“, teilte Jonas ihr mit. „Ich habe ihm neulich Abend gesagt, dass Sie kommen würden, und Sie können sich sicher sein, dass er entzückt war über die Aussicht, Besuch von einer hübschen jungen Dame zu bekommen. Er würde Ihnen auch dann nichts tun, wenn er dazu imstande wäre.“
Er schaute sich in dem Zimmer um, dem Chaos, das hier herrschte, und spürte, wie es ihn am ganzen Körper zu jucken begann. „Ich muss erst noch ein paar Sachen hier fertig machen.“ Wie beispielsweise sich die Hände zu waschen und die Käseecke dort in Wachspapier zu wickeln. Wie der Wahrheit aus dem Weg zu gehen, dass er dabei war, Lydia seinem Vater vorzustellen.
Als sie zögerte, sagte er: „Sie sind herzlich willkommen, hier unten zu bleiben. Allein mit mir.“
Natürlich ging sie daraufhin ohne ihn nach oben. Er wusch die Teekanne ab und fand einen Eimer, um Wasser zu holen.
„Nennen Sie mich Lucas“, konnte er seinen Vater sagen hören, als er zur Tür hinaus zur Pumpe ging.
Als er zurückkam und das Wasser zum Kochen auf den Herd stellte, unterhielten sie sich wie alte Freunde. Er konnte über das Klappern des Geschirrs, das er abspülte, nicht verstehen, was sie sagten. Aber natürlich hatte Lydia seinen Vater in weniger als einer Viertelstunde um den kleinen Finger gewickelt.
Er schnaubte.
Und natürlich hatte sein Vater Lydia bezaubert. Er stellte die Teesachen auf ein Tablett – alle sauber, das Silber glänzte und die Teekanne war weißer als seit Jahren – und ging damit die Treppe hoch.
„Ich möchte eine Erklärung“, sagte Lydia gerade. „Was ist das alles hier?“
Jonas konnte die angewiderte Note in ihrer Stimme hören, konnte sich vorstellen, wie sie auf die Schrotthaufen entlang des Bettes zeigte.
„Das ist meine Unabhängigkeit.“ Ebenso leicht vermochte er den Stolz aus der Stimme seines Vaters heraushören. „Ich will auf meine alten Tagen für meinen Sohn keine Last sein“, erklärte er. Stolz. Unermesslicher Stolz.
Granthams weinen nicht , erinnerte er sich, hatte sein Vater ihm gesagt, als er elf Jahre alt war. Daher gehst du zurück zur Schule, und ich will keine Beschwerden mehr hören, verstanden? Egal, was sie mit dir machen.
„Und hält Ihr Sohn Sie für eine Last?“
„Er fängt gerade an, sich sein Leben aufzubauen“, erklärte sein Vater ernst. „Er will heiraten, jawohl. Er möchte keinen alten Mann wie einen Klotz am Bein haben. Wenn ich wieder gesund bin, werde ich das alles in Einzelteile zerlegen und das Eisen verwerten.“ Jonas kam die letzten paar Stufen hoch, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sein Vater sich vorbeugte. „Sehen Sie das hier? Alle halten es für Schrott. Aber was Sie hier sehen, ist gut und gerne fünfundneunzig Pfund wert. Haben Sie das gehört? Fünfundneunzig Pfund, wenn man weiß, was man damit tun muss.“
Das Letzte sagte er mit einer Stimme, die alte Leute für ein Flüstern hielten, die man aber in den nächsten drei Grafschaften hören konnte.
Man musste Lydia zugutehalten, dass sie ihn nicht mit offenem Mund anstarrte. „Fünfundneunzig Pfund“, sagte sie leise. „Himmel, das ist aber wirklich klug von Ihnen.“
„Klug! Ha. Ich bin hier nicht derjenige, der klug ist. Sie kennen meinen Sohn. Das ist ein kluger Junge. Als er drei Jahre alt war, habe ich zu seiner Mutter gesagt, dieser Junge wird es mal weit bringen, wenn wir ihm nur nicht im Weg stehen. Die Schule hier war nicht gut genug für ihn. Wir wussten, wir mussten ihn nach Rugby schicken. Das war nicht leicht für einen Schrotthändler, das können Sie mir glauben.“
Sie gab einen angemessen beeindruckten Laut von sich. Keiner von beiden hatte ihn bemerkt, wie er im Schatten auf der Treppe stand und es einfach auf sich wirken ließ, sie zusammen zu sehen.
„Wenn man einen Pfennig zweimal umdrehen konnte, dann hat meine Frau das getan“, verkündete sein Vater stolz. „Und was sie nicht sparen konnte, habe ich herangeschafft. Und nachdem sie … nun, das ist nicht wichtig. Mein Sohn ist von Rugby aufs King’s College gegangen. Hat ein paar Jahre lang mit ihnen drüben in der Portugal Road gearbeitet.“
„Sie müssen sehr stolz auf ihn sein“, erklärte Lydia.
„Nun, das mag schon sein. Jetzt möchte ich nur wissen, wo zum Teufel bleibt denn …“ Er drehte sich zur Treppe um und sah Jonas dort stehen. Und das stolze Prahlen verschwand. Er
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