Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
Embryonen. Viele von ihnen sind halbwegs ausgebildet, ein paar weisen schreckliche Missbildungen auf … Krallen anstelle von Händen, völlig schief stehende Augen, halb ausgebildete Schwänze … Es ist abstoßend. Es gibt noch sehr viel mehr verschlossene Räume … ich bin mir sicher, dass sie auch Leute der Klans darin festhalten, die noch immer am Leben sind … ich konnte es spüren.«
Schweigen breitete sich aus. Von Weitem hörte man einen weiteren Teller durch den Raum fliegen.
Als die Kellner eintraten und überall Teller verteilten, verhielten sich alle normal, ohne Misstrauen zu erwecken.
Aileen sah auf ihren Teller und runzelte die Stirn. »Was ist das?«, fragte sie Caleb.
»Das nennt man Kolokitakhia «, antwortete er lächelnd. »Das ist Zucchini mit Olivenöl und Knoblauch.«
»Knoblauch? Für heute Abend?«
»Dann beißt dich schon kein Vampir.« Amüsiert zog er die Augenbrauen hoch.
»Wie lustig! Und das da?« Sie zeigte auf einen Teller mit Kartoffeln und grünen Blättern.
»Das sind Dolmades «, erklärte er und steckte sich ein Stück Zucchini in den Mund. »Das sind gefüllte Weinblätter.«
»Es sieht vegetarisch aus … Esst ihr kein Fleisch?« Sie mochte kein Fleisch. Sie war Vegetarierin.
»Nein. Es ist das Einzige, was unser Körper nicht verträgt«, antwortete er und griff nach einem heißen Gebäckstück, das eine Kellnerin gerade gebracht hatte. Die Kellnerin lächelte ihn an, und er zwinkerte ihr zu. »Die Vanir lieben Tiere und heißen es nicht gut, dass man sie isst.«
Aileen sah erst die Kellnerin und dann ihn an. Sie hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand einen Tritt in den Bauch verpasst. Wie konnte Caleb es wagen? Moment mal. Was war mit ihr los? Am liebsten wäre sie in ihrem Stuhl versunken, als ihr klar wurde, wie sehr es ihr missfiel, wenn dieser arrogante, machohafte Vanir mit einer anderen Frau flirtete.
»Alles in Ordnung?«, fragte er mit einem Blick aus den Augenwinkeln auf sie.
»Sicher.«
»Hat dich etwas gestört, Prinzessin?« Er lächelte sie verzaubernd an.
Sie blickte ihn an und straffte die Schultern. Wenn er sie so nannte, war es, als würde sie vom Boden abheben. Um sich zu nichts Unvernünftigem hinreißen zu lassen, zwang sie sich zu lächeln und biss sich auf die Zunge.
Caleb bemerkte, dass sich ihr Lächeln nicht in ihren Augen spiegelte. Aileen hatte vergessen, dass er ihre Gedanken lesen konnte. Caleb wusste, dass sie sehr eifersüchtig war. Vielleicht würden sie beide ja doch eine zweite Chance bekommen. Mit neu gefasstem Mut bot er ihr ein Gebäckstück an. »Probier mal. Es ist ganz frisch und noch warm.«
»Ich bin so hungrig wie tausend Dämonen, aber wenn ich esse, dann werde ich wahrscheinlich Verdauungsstörungen bekommen.«
»Iss oder sie zerbrechen einen Teller auf deinem Kopf«, riet er ihr und bediente sich ganz selbstverständlich an ihrem Teller. »Das ist hier Tradition. Wenn du ihre Spezialitäten nicht isst, fühlen sie sich beleidigt und zerschmettern Geschirr auf deinem Kopf.«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr alle die Teller sauber leckt?«
»Ganz sauber.«
»Aber warum essen wir …« – sie spielte mit einer gedämpften Kartoffel – »wenn wir doch nicht satt werden, egal wie viel wir essen …?«
»Schon möglich, dass wir nicht satt werden, aber unsere Geschmacksnerven sind nicht verkümmert. Essen ist ein Vergnügen. Und wir Vanir lieben alle weltlichen Vergnügen.« Er nahm einen Schluck aus dem Rotweinglas, das soeben aufgefüllt worden war.
Aileen betrachtete fasziniert Calebs gefräßige Seite. Essen schien ihm wirklich Spaß zu bereiten.
Daanna, die ihnen gegenübersaß, beobachtete sie amüsiert.
Aileen räusperte sich, errötete und schaute rasch auf ihren Teller.
Die Kellner gingen, und zurück blieb die Stille.
»Wir müssen sie aufhalten. Was du erzählst, gefällt mir überhaupt nicht, Noah. Was wollen sie mit den Eizellen und dem Sperma anstellen?«, fragte Beatha.
»Befruchten. Neue Spezies schaffen«, erklärte Menw. »Die Eizelle einer Berserkerin und das Sperma eines Vanir geben als Resultat Aileen. Es kann aber auch sein … Es gibt viele Dinge, die sie mit uns machen könnten, aber nichts mit guten Absichten. Jedenfalls besteht kein Zweifel, dass Jade und Thor mit ihren Mutmaßungen richtig gelegen haben. Diese Gesellschaften gehen gegen uns vor, und was auch immer sie in Händen halten, es ist gefährlich.«
»Es gibt noch etwas Beunruhigenderes. Mikhail Ernepo lebt
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