Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
zu denken. Ruth warf sich auf sie, umarmte sie und hielt sie fest, während sie ihr Gesicht abküsste.
Aileen kam sich lächerlich vor, weil sie gleichzeitig weinte und lachte und Ruth ebenso heftig küsste und umarmte.
Gabriel umarmte alle beide und drückte Aileen einen Kuss nach dem anderen auf.
Caleb runzelte die Stirn, während er mit verschränkten Armen an der Wand lehnte. Dieser Gabriel nahm sich sehr viele Freiheiten bei Aileen.
»Ich … ich hatte solche Sehnsucht, euch zu sehen«, sagte sie unter Tränen.
»Was war denn los? Hat dieses Schwein von Vater dir etwas angetan?«, fragte Ruth besorgt und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht.
»Sag es mir, und ich regle das«, versicherte Gabriel, der ihr über das Haar strich. »Er hat dich gezwungen, mit ihm zu arbeiten, oder? Er erlaubt nicht, dass du das Pädagogikprojekt in Angriff nimmst?«
Caleb beobachtete die drei. Sie waren wie Geschwister. Sie liebten sich, sorgten sich wirklich umeinander. Die Zuneigung, die man sah, war real. Wenigstens hatte Aileen wirkliche Freunde.
»Ja … also, nein …«
»Warte«, unterbrach sie Ruth. »Du bist anders … Was hast du gemacht?«
Aileen presste die Lippen aufeinander in der Hoffnung, dass man ihre Eckzähne, die im Vergleich zu anderen, die sie bereits zu sehen bekam, tatsächlich sehr unauffällig waren, nicht zu sehen waren.
»Deine Augen …« Ruth nahm sie wie ein Augenarzt unter die Lupe. »Verdammt … die sind lila … Und was ist mit den blauen? Wo sind die, du kleines Luder?«
»Stimmt, die sind ja lila«, bestätigte Gabriel und kam ihr ziemlich nahe, das fand zumindest Caleb.
Aileen, sag ihnen, dass es eine Veränderung der Zellen in den Augen ist, durch die sich deine Pigmentierung verändert hat.
»Wir waren beim Augenarzt«, beeilte Aileen sich zu sagen. »Das ist nichts Schlimmes. Es ist eine Veränderung der Pigmentierung des Auges, durch Stress und …«
»Du musst dich von deinem sadistischen Vater fernhalten oder du wirst noch krank, Süße«, erwiderte Ruth kopfschüttelnd. »Mich macht der Typ auch noch ganz wahnsinnig. Wie ist es nur möglich, dass ihr beide verwandt seid?«
»Glaub mir, das kann ich auch kaum glauben«, murmelte sie und sah Caleb dabei an.
»Da ist noch etwas …«, sagte Gabriel und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Du bist … irgendwie aufsehenerregender. Und deine Zähne …«
»Eine Zahnreinigung pro Monat«, spielte sie die ganze Angelegenheit herunter, »und deine sehen auch so aus.«
»Nein … Irgendetwas ist anders bei dir …«
»Meine Herrschaften, nehmen Sie bitte Platz«, unterbrach María. »Ich habe einen wunderbaren Nachtisch für Sie zubereitet. Ach, wie schön ist es doch, junge Leute im Haus zu haben«, seufzte sie gerührt. »Dann ist es so mit Leben erfüllt.«
»María ist ganz entzückend«, meinte Ruth und legte Aileen einen Arm um die Taille. »Sie hat uns während deiner Abwesenheit königlich versorgt. Man hatte uns bereits gesagt, dass du arbeiten musst und erst heute Abend zurückkommen würdest.« Gemeinsam nahmen sie Platz.
»Ja, heute Abend«, sagte sie zweifelnd. »Komm zu mir, Gabi.« Sie klopfte auf den leeren Stuhl neben sich. »Caleb, Daanna? Wollt ihr … euch auch zu uns setzen?«
Caleb und Aileen sahen sich lange in die Augen, waren ganz im jeweils anderen versunken. Und dabei fiel Aileen auf, wie bleich und schweißbedeckt Caleb war und wie sehr sich seine Augenringe als schwarze Halbkreise unter seinen schönen grünen Augen abzeichneten.
Caleb? Ihre Frage klang besorgt. Sie hatte ihn noch nie zuvor so gesehen, außerdem antwortete er ihr nicht.
Daanna sah ihren Bruder an und stellte sich sofort neben ihn. Er lehnte sich an ihre Schulter, und sie musterte ihn besorgt. Ihr Bruder verlor seine Kräfte, und durch seine ganzen Verletzungen wurde er immer schwächer und das Leben entschwand langsam aus ihm. Weder Menws, Cahals oder ihre Pflege konnten etwas dagegensetzen. Seine Cáraid , Aileen, hatte ihn zurückgewiesen, nahm ihn noch immer nicht an und verschaffte ihm keine Linderung. Nur sie konnte ihn retten, indem sie ihm ihren Körper freiwillig auslieferte.
Warum antwortest du mir nicht, Caleb?
»Bring mich hier raus«, flüsterte er seiner Schwester kaum hörbar zu. »Ich will nicht, dass sie mich so sieht.«
Daanna brachte ihn zur Tür. Aileen holte sie ein, bevor sie zur Tür hinaus waren.
»Wohin geht ihr?«, fragte sie verwundert.
»Aileen, Caleb braucht …«
»Nein, Daanna«, unterbrach
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