Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
er sie mit tränenden, geröteten Augen. »Ich muss mich nur ausruhen. Mein Rücken schmerzt noch immer.«
Aileen senkte den Blick und schluckte. Sie würde Caleb gerne beruhigen, ihm helfen, damit er sich besser fühlte. Sie hatte bereits getan, was Daanna ihr geraten hatte. Sie hatte ihm zugehört. Sie hatte ihm vergeben. Sie wusste, dass es noch etwas anderes geben musste, das sie für Caleb tun konnte. Aber was nur?
»Bleibt doch bitte noch ein bisschen«, bat sie.
»Wir können nicht«, antwortete er. »Wir müssen auf Wache gehen. Dieses Gebiet wird bereits von Vanir und Berserkern überwacht. Doch das Gebiet im Zentrum muss noch abgedeckt werden, dort ist am meisten los. Dorthin gehen wir, sie brauchen uns da. Und du brauchst etwas Zeit mit ihnen.«
Was ist mit den Wachen? Aber ich brauche euch doch auch hier.
Überrascht über ihre eigene Antwort sah sie ihn an, aber er regte sich nicht. Es war so schwierig für sie gewesen, das zuzugeben, und Caleb ignorierte sie einfach.
»Wir sehen uns morgen, okay?« Daanna zwang sich zu einem beruhigenden Lächeln.
Sie wendeten sich ab, um zu gehen.
Gute Nacht, Caleb. Vielen Dank.
Aileen schloss die Augen und runzelte die Stirn.
Warum sprichst du nicht mit mir, Caleb? Habe ich etwas falsch gemacht?, murrte sie verwirrt.
Aber Caleb und Daanna erhoben sich bereits in die Lüfte. Aileen biss sich auf die Lippe und schleifte die Füße zurück ins Wohnzimmer. Ruth und Gabriel sahen sie erwartungsvoll an. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte.
Es stellte sich heraus, dass sie reich war, dass sie eine Hybride war, dass ihre besten Freunde in ihrem neuen Haus waren, wo sie über Bedienstete verfügte. Nosferaten, Menschen und Wolflinge hatten sie verfolgt, weil sie eine Hybride war. Auch jetzt wurde sie noch verfolgt. Mikhail, der Wegbereiter dieser Bewegung gegen Vanir und Berserker, hatte sich über Jahre als ihr Vater ausgegeben. Vor sechs Tagen hatte sie gesehen, wie er starb. Jetzt stellte sich heraus, dass er noch lebte, dass er gemeinsam mit Víctor nach London kommen würde, von dem sie geglaubt hatte, er gehörte zu ihren besten Freunden. Aber nein, er war ein Verräter. Ein Verschwörer. Sie hatte herausgefunden, dass sie einen phantastischen Großvater hatte und eine Berserkerin war. Und doch machte sie sich um keines dieser Dinge so große Sorgen wie um den niedergeschlagenen und matten Ausdruck in Calebs Gesicht. Ja, genau der Vanir, der sie halb vergewaltigt und sie von ihrem verlogenen Ort weggeholt hatte. Jetzt, nach alldem, war sie traurig und verletzt, weil er ihr nicht mental geantwortet hatte. Weil er nicht geblieben war, als sie ihn darum gebeten hatte. Weil er nicht mit ihr redete. Es war, als wäre die Kommunikation zwischen ihnen abgebrochen. Musste Caleb immer auf das Ganze gehen? Dem würde sie es noch zeigen, diesem eingebildeten Vanir.
Sie sah ihre Freunde an und lächelte. Unweigerlich musste sie daran denken, dass sie seinetwegen hier waren. Und ihr Hund Brave war ebenfalls dank ihm in Wolverhampton. Dank dem, was er getan hatte, konnte sie sich daran erinnern, wer sie war. Obwohl er grob und grausam gewesen war. Er hatte ihr die Erinnerung zurückgebracht. Und wenn sie nicht entführt worden wäre und sie ihre Verwandlung in Barcelona durchgemacht hätte, in den Händen von Mikhail und Newscientists? Ein kalter Schauer ließ sie erzittern. Dann hätte sie ihre Freunde niemals wiedergesehen.
»Geht es dir gut, Süße?«, fragte Ruth mit einem ihrer wissenden Blicke.
»Ja. Es war nur ein sehr anstrengender Tag …«
»Klar«, erwiderte sie herausfordernd. »Erzählst du mir jetzt endlich, was zwischen dir und diesem Mann vor sich geht, dieser Mischung aus Model der Vogue und den Marvel Comics? Jungfrau … Eileen«, rief Ruth und verdrehte die Augen. »Wie kann man nur so verdammt gut aussehen?«
»So gut jetzt auch wieder nicht«, gähnte Gabriel.
»Da ist nichts weiter«, sagte Aileen, sah zur Tür und erinnerte sich an Calebs Gesicht.
»Na klar, und ich bin Megan Fox«, lautete die sarkastische Antwort.
»Das wärst du gerne«, ertönte Gabriel wieder.
»Schweif nicht ab. Konzentrieren wir uns darauf, Süße«, befahl Ruth. »Er sieht dich an, als würdest du ihm gehören. Als wärst du sein Besitz. Mich würde es ganz aufgeilen, wenn jemand mich so ansähe.«
Aileen dachte noch immer an ihn. Sie bekam ihn nicht aus dem Kopf. Sie wollte bei ihm sein, ihn in die Arme nehmen, und gemeinsam mit ihm davonfliegen, wie
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