Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
kennengelernt?«
Aileen schluckte den Reis, den sie im Mund hatte, hinunter und räusperte sich nervös. »Ich hatte noch keine Zeit.« Und die würde sie auch nicht haben. Wie sollte sie mit einer Gruppe Pädagogen und Erzieher arbeiten, wenn sie nicht mehr menschlich war?
»Hat dieser Fascho von Vater es dir etwa nicht erlaubt?«, fragte Ruth und griff zu ihrer Cola light. »Ehrlich, Aileen, du musst ihn irgendwie in seine Schranken weisen.«
Wie gerne würde sie ihren geliebten Freunden einfach alles erzählen, was ihr widerfahren war. Doch was würde passieren, wenn sie ihnen mitteilte, dass sie so etwas wie eine Mischung aus Werwolf und Vampirin war?
»Ja«, murmelte sie. »Ich werde einen Weg finden.«
Sie sprachen über das Wetter in London, darüber, wie lange ihre Freunde bleiben würden, über ihren bisher beiseitegeschobenen Job … alles Dinge, über die drei Menschen, die sich schon sehr lange kannten, miteinander redeten. In vertrauensvoll angeregter Stimmung verbrachten sie den Tag bis zum Einbruch des Abends.
Igor brachte sie mit dem Auto bis zum »The Queens Arms«. Aileen hatte sich ein lilafarbenes Kleid von Moschino angezogen, das gerade mal drei Finger über das Gesäß reichte, im Nacken zusammengebunden wurde und die Schultern frei ließ. Gabriel hatte dazu nur gesagt, dass er nicht wisse, ob es sich wirklich um ein Kleid handle oder um ein etwas zu langes T-Shirt. Ruth jedoch hatte sie dazu ermutigt, im Flur des Hauses wie bei einer Modenschau auf und ab zu laufen. Sie hatte dazu schwarze Sandaletten gewählt, die im Stil der Römer mit Lederriemen über die Waden nach oben geschnürt wurden und an den Zehen offen waren. Dazu eine französische Pediküre, und ihre Füße hatten den notwendigen weiblichen Touch, um mit diesen Accessoires zur Geltung zu kommen. Sie hatten nur wenig Absatz, denn sie wollte es bequem und gleichzeitig sexy haben. Krieg und Jagd hatte Daanna gesagt.
Dazu hatte sie einen schwarzen Gehrock geschnappt. Es würde bestimmt kühler werden, wie immer. So war England nun mal.
Der Wagen hielt vor einem Gebäude, das eine ganze Straßenecke umfasste. Im Erdgeschoss war eine grüne Holzfassade, dekoriert mit weißen Säulen, angebracht. Darüber war der typische englische rote Ziegelstein mit weißen Fenstern. Auf einem Schild stand: MITCHELLS AND BUTLERS .
Aileen legte sich die Jacke um. Die Straßen waren voll junger Leute in Feierlaune. Viele davon tranken ein Bier vor dem Pub und unterhielten sich angeregt.
Bei sich zu Hause waren die Engländer anscheinend sehr viel zivilisierter als im Urlaub unter der Sonne Barcelonas, dachte Aileen. Dort flippten sie nämlich regelrecht aus.
Daanna kam aus dem Pub und begrüßte sie. Aileen zog die Jacke an und hing sich ihre Tasche um.
»Kommt, wir sind drinnen«, sagte Daanna und warf ihr einen anerkennenden Blick zu. »Verdammt, Aileen, du siehst ganz schön beeindruckend aus.«
»Seid ihr … alle da?«, fragte Aileen mit großen Augen.
»Ja, alle.«
Die Letzte, die eintrat, war Aileen. Die Männer musterten sie von oben bis unten und jubelten ihr zu.
»Vorsicht, Caleb«, sagte Cahal, als er die Hybride hereinkommen sah. Er lächelte amüsiert.
Caleb lehnte an der Wand und trank ein Bier. Als Aileen auftauchte, verschluckte er sich an dem schaumigen Getränk. Die junge Frau hatte ihre Haare etwas aufgelockert, wodurch die schöne Form ihres Gesichts gut zur Geltung kam. Ihre lilafarbenen Augen passten zu ihrem Kleid. Die schlanken, langen Beine unterstrichen ihre Weiblichkeit und weckten in jedem Mann den Wunsch, von ihnen umschlungen zu werden. Das Kleid, das er ihr selbst im Internet gekauft hatte, war eine einzige Provokation. Er umklammerte sein Bierglas und wünschte sich, es nie bestellt zu haben. Die Männer verschlangen sie mit Blicken, und die Frauen sahen sie bewundernd an. Und er wollte sie einfach nur durchschütteln und ihr Vorwürfe machen, ihn derart zu provozieren, und ihr dann das Kleid eigenhändig vom Leib reißen und mit seinen Händen ersetzen.
Aileen nahm nichts von all den Schmeicheleien wahr, die hinter ihr ertönten, und ging zu seinem Tisch. Ihr Blick fiel von Caleb auf die beiden blonden Frauen, die neben ihm saßen. Zwei nordische Schönheiten, bemerkte sie irritiert. Sie waren Vanir, wenn man sie genau betrachtete, konnte man ihre kleinen Eckzähne sehen, auch wenn sie versuchten, diese zu verstecken. Caleb war entspannt, hatte beide Arme auf den Stuhllehnen der Frauen abgestützt. Wie
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