Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
Beunruhigendes herausgefunden. Und diese Stunden des Leidens und des Bittens, er möge zurückkommen, hatten ihr die Augen geöffnet.
Den glücklichsten Moment in ihren zweiundzwanzig Jahren hatte sie in den Armen dieses Kelten erlebt. Dieser Moment der gegenseitigen Hingabe war reinster Friede, reinste Energie und reinste Symbiose zwischen zwei Seelen gewesen. Und sie bat Gott, wenn er denn da oben im Himmel war, dass keiner Caleb Schaden zufügte und dass er zu ihr zurückkäme, und sei es nur, um sich zu nähren.
Hieß das, sie war verliebt? Sie hatten sich auf Ebenen miteinander verbunden, die eine starke Bindung zwischen ihnen geschaffen hatten. Das glaubte zumindest sie, denn so wie es aussah, war Caleb danach nicht mehr dieser Meinung gewesen.
Aber sie hatte auch ihren Stolz und würde ihn um nichts bitten. Wenn er etwas von ihr wollte, dann nur raus mit der Sprache, sie würde es ihm geben, doch wenn er ihr nichts geben wollte, würde sie ihm nicht hinterherlaufen.
Wenigstens könnte sie mit seinem Blut über die Runden kommen, denn sie hatten sich in der Tat bereits miteinander verbunden, und davon gab es kein Zurück mehr. Sie konnte sich aber nicht vorstellen, ihren Körper mit jemand anderem zu teilen als mit ihm. Und sie würde vor Eifersucht kochen, wenn er eine andere so berührte, wie er sie zuvor berührt hatte. Und was dann? Verginge die Ewigkeit, ohne dass sie sich an Caleb laben würde? In beständiger Sehnsucht nach ihm?
Aileen, hast du denn keinerlei Würde? Er hat dich Schlampe genannt. Hat dir gesagt, dass du nicht Frau genug seist. Wach endlich auf.
Aileen verließ das Badezimmer. Sie umschlang sich mit den Armen in dem Versuch, ihr Frösteln zu unterbinden. Ihr feuchtes Haar fiel über ihren Rücken und tropfte auf ihr Nachthemd. Ein Lufthauch verschaffte ihr eine Gänsehaut, worüber sie dankbar war, denn ihre Haut brannte, als hätte sie vierzig Fieber. Aber woher kam dieser Lufthauch? Alle Fenster waren doch geschlossen. Plötzlich sah sie ihn.
Caleb. Er war in geduckter Stellung auf dem Balkon, fast auf allen vieren, Wind strich durch seine langen pechschwarzen Haare und sein räuberischer Blick lag auf ihr, hatte etwas Animalisches. Seine Gesichtszüge waren angespannt, seine beeindruckenden Muskeln zeichneten sich unter seinem Muskelshirt ab. Bizeps, Brust und Schultern würden dem besten und größten Boxer der Welt alle Ehre machen. Seine grünen Augen offenbarten ein kleines Funkeln, als sie begierig über sie glitten. Aileen war eine wandelnde Illusion. Genau das Richtige für das GQ -Magazin, den Pirelli-Kalender. Und er hatte sie ganz für sich allein.
Aileen bekam einen trockenen Mund. Er war im wahrsten Sinn des Wortes eine Bedrohung. Alle Poren seines Körpers verströmten Gefahr.
Sie waren fast fünf Meter voneinander entfernt in einem Zimmer, in dem die einzige Lichtquelle die Lampen im Garten und die Spiegelungen des Mondes waren, doch selbst so konnte sie Calebs halb offenen Mund und seine Zunge, die über die spitzen Eckzähne glitt, sehen. Dann trafen ihre Blicke aufeinander.
In dem Moment hoben sich Calebs Mundwinkel, und er lächelte, als hätte er einen Preis gewonnen.
Aileen war weder darauf vorbereitet, ihn zu sehen, noch darauf, dass sich etwas in ihrem Inneren völlig entspannte. Die Sorge war verschwunden und hatte einer übermäßigen Freude und Aufregung Platz gemacht. Doch damit kollidierten auch andere, widersprüchliche Gefühle und veranlassten sie, einen Schritt nach hinten zu machen.
Calebs Lächeln erstarb auf seinen Lippen, als er den Zweifel und das Zögern in ihrer Haltung wahrnahm. Ein Schatten legte sich auf seinen Blick. Er machte einen einer Antilope würdigen Satz und kreiste sie an der Tür ein.
Überrascht betrachtete Aileen die neue Lage. Noch vor einem Moment war eine gewisse Distanz zwischen ihnen, und jetzt stand sie an der Wand, ihr Gesicht eingesperrt zwischen Calebs Händen, die an der Wand neben ihr lagen.
Aileen schluckte, und Caleb verfolgte aufmerksam die Bewegung ihres Kehlkopfs.
»Was machst du hier? Ist alles in Ordnung?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
Caleb schien sie nicht zu hören, nickte aber schließlich.
»Geht es meinem Großvater gut?«
»Ja.«
»Und Noah und Adam?«
»Ja.«
»Und … Daanna?«
»Auch.«
Sie schwiegen. Calebs Blick fiel auf die Wunde an ihrer Schulter und auf ihr übel zugerichtetes Gesicht.
»Tut es weh?«, fragte er besorgt, ohne ihre Wange und ihre Lippen aus den Augen zu
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