Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)

alles. Für wen arbeitest du?«
    Víctor sah sie verblüfft an, und Caleb beschränkte sich darauf, sie zu bewundern, auch wenn es ihm nicht gefiel, wenn sie mit jemand anderem als mit ihm in einem solchen Tonfall redete.
    »Ich habe für den staatlichen Geheimdienst gearbeitet. Wir haben Personen mit übersinnlichen Fähigkeiten ausfindig gemacht, sie untersucht und erforscht, was sie so anders, so weiterentwickelt macht. Ein Projekt, das unter anderem vom Verteidigungsministerium subventioniert wird. Mikhail Ernepo, Patrick Cerril und Sebastián Smith sind die Leiter des Projekts. Mikhail hat mich an einem Abend getroffen und mir gesagt, er hätte etwas Spektakuläres vorliegen.« Sein Blick ging ins Leere, seine Stimme war monoton und emotionslos. »Er sagte mir, es gäbe eine Gruppe von Personen, die an etwas Ähnlichem arbeiteten wie ich, aber noch sehr viel geheimer. Sie untersuchten Wesen, die nicht menschlich wären.« Er schwieg kurz. »Aber das sei ein Staatsgeheimnis, und ich dürfe kein Wort darüber verlieren.«
    »Mach weiter.« Aileen verschränkte die Arme.
    »Diese Wesen haben außergewöhnliche Fähigkeiten. Einige verwandeln sich in Tiere, und andere kontrollieren alles mit ihrem Willen. Letztere haben eine Schwäche. Die Sonne. Wie Vampire und Werwölfe. Nur dass ihr keines von beidem seid, oder?«
    »Und diese drei Personen sind für das gesamte Projekt verantwortlich? Es gibt keinen, der …«
    »Es gibt fünf weitere Männer. Das sind diejenigen, die wirklich alle Fäden über das in der Hand haben, was hier geschieht. Drei unter ihnen sind Vanir, glaube ich, aber ihr Durst wurde ihr Verderben. Der letzte ist vor zwei Tagen schwach geworden.«
    »Wer?«, knurrte Caleb.
    »Samael.«
    Aileen verkrampfte sich, und Caleb schlug so heftig auf die Liege, dass sie sich einmal um die eigene Achse drehte. Víctor schrie vor Schreck auf.
    »Was? Was ist los? Bringt … bringt mich nicht um.« Er war aus dem Bann von Aileens Stimme erwacht und hatte glänzende Augen.
    »Scheiße!«, brüllte Caleb. Das war Thors Bruder. Sein Bruder … »Wie konnte er nur? Ich wollte es nicht glauben, aber es stimmt also.«
    Víctor lachte wie ein Wahnsinniger los. »Keiner dieser fünf Psychopathen bedauert etwas«, bestätigte er. »Aileen« – er bewegte seinen Kiefer hin und her –, »du kannst ganz schön zuschlagen. Wenn … wenn ihr mich losbindet, helfe ich euch, sie zu finden. Ich weiß, wo sie sich verstecken …«
    »Wir lassen uns von ihm nicht bestechen. Ich will die Namen jetzt.« Caleb packte ihn am Kragen und schüttelte ihn.
    »Lu… Lucio, Seth und den … den anderen kennt ihr ja bereits. Samael.«
    Aileen rieb sich die Arme, ihr Blick ging ins Leere. Samael hatte sich also verwandelt. »Was haben sie dir angeboten, damit du deine Seele an den Teufel verkaufst, Víctor?« Ihre Augen formten zwei lilafarbene Schlitze.
    Víctor presste die Kiefer aufeinander und versuchte zu verhindern, dass die Worte aus ihm herausströmten.
    »Antworte ihr.« Caleb ohrfeigte ihn.
    »Die … die Unsterblichkeit. Ich werde sein wie ihr. Stark, langlebig und mächtig. Viele Menschen arbeiten für sie. Es gibt Gruppen von Jägern, die euch verfolgen, weil sie glauben, ihr wärt Vampire, und sind bereit, euch einen Pfahl ins Herz zu rammen. Sie nehmen euch gefangen und foltern euch. Andere wiederum sind nur Sklaven. Sie sorgen mit ihrem Blut für Nahrung. Und dann gibt es noch diejenigen, die wie Mikhail sind. Die Eingeweihten, die vor Kurzem Verwandelten. Und ich werde einer von ihnen sein.«
    »Du bist bescheuert«, sagte Caleb mit einem kalten Lächeln. »So wie es scheint, locken sie euch alle damit, euch zu verwandeln, aber was sie euch nicht sagen, ist, dass die Person, die euch verwandelt hat, zu eurer Blutbank wird. Glaubst du, Samael ist willig, dich zu ernähren? Ich glaube nicht.«
    »Er hat das bei Mikhail getan.«
    »Glaub mir. Mikhail war gestern völlig ausgehungert. Ich glaube, er hat ihm die erste Einnahme verweigert.«
    »Aber wenn sie sich nicht ernähren«, murmelte Aileen, »dann werden sie andere beißen und sich schließlich in solch skrupellose Tiere wie die Nosferaten verwandeln.«
    »Sie werden zu Nosferaten, weil Samael bereits einer ist. Er ruft das Chaos hervor.«
    »Aber ich werde in jedem Fall mächtig und langlebig«, erwiderte Víctor.
    »Wer sind die beiden anderen?«, fragte Caleb und riss an seinen Haaren.
    »Ein abtrünniges Berserkerpärchen, das die Menschen ebenfalls verwandelt. Sie